Vorstand und AR einig |
25.02.2022 16:43:00
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VW- und Porsche Holding-Aktien stark: Porsche-Börsengang bis Jahresende möglich - VW-Chef Diess "bestürzt" über Krieg in Ukraine
Der angepeilte Börsengang von Porsche könnte laut dem Fahrplan der Konzernmutter Volkswagen bis zum Ende dieses Jahres stehen.
Die Führung in Wolfsburg hatte am Donnerstagabend den Weg für einen teilweisen Gang der Stuttgarter Tochter auf das Börsenparkett im Grundsatz frei gemacht. Es geht um die Porsche AG, die das operative Geschäft des Sport- und Geländewagenbauers umfasst. Das Unternehmen ist ein zentraler Ertragsbringer für die Volkswagen-Gruppe.
Porsches Grundkapital will man laut derzeitigem Stand zur Hälfte in Stamm- und in Vorzugsaktien aufspalten. Bis zu ein Viertel der Vorzugspapiere könnten öffentlich gehandelt werden - bezogen auf die Gesamtmenge aller Anteile wären das also maximal 12,5 Prozent.
Die Dachgesellschaft Porsche SE (PSE) wiederum würde 25 Prozent plus eine Aktie der stimmberechtigten Stammpapiere bekommen - dafür würde sie je Aktie eine Prämie von 7,5 Prozent auf den Platzierungspreis der Porsche-Vorzüge zahlen. Die PSE-Holding ist das Machtzentrum im Wolfsburg-Stuttgarter Geflecht. Sie hält gut 53 Prozent der Stimmrechte am Volkswagen-Konzern und wird von den Eigentümerfamilien Porsche und Piëch kontrolliert. VW selbst soll in der diskutierten Konstruktion Hauptaktionär von Porsche bleiben.
Antlitz erklärte, das Durchspielen des möglichen Porsche-Börsengangs sei "ein wichtiger Meilenstein zur Umsetzung unserer neuen Strategie. Wir glauben, dass eine Notierung von Porsche ein logischer, nächster Schritt ist." Es gehe dabei darum, Profil und Wert dieser Marke im Konzern zu stärken. Vorstandschef Herbert Diess ergänzte: "Wir sind überzeugt, dass eine gesondert gelistete Porsche AG in der Lage sein wird, ihr volles Potenzial zu entfalten." Die Tochter könne so agiler werden und ihre "unternehmerische Freiheit" besser ausspielen.
Am Dienstag hatten VW und PSE nach langen Spekulationen erstmals offiziell angedeutet, dass Aktien der Porsche AG bald am Finanzmarkt freigegeben werden könnten. Zum einen soll durch die Emission die Finanzierung weiterer Investitionen vor allem in Elektromobilität, Software und Vernetzungstechnologien erleichtert werden. Andererseits verfolgt VW-Chef Herbert Diess eine prinzipielle Wertsteigerung des Konzerns. Porsche als Renditeperle und gesonderte Anlagemöglichkeit könnte dieses Ziel auch aus Sicht mancher Grossinvestoren fördern.
"Porsche bekommt mehr Flexibilität", meinte Antlitz. "Gleichzeitig haben wir die Möglichkeit, weiter Synergien in der Gruppe zu heben." Vorerst gebe es keine Pläne, dass die PSE möglicherweise noch mehr als die 25 Prozent plus einer Aktie an den Stämmen übernehmen werde. Ohne die Porsches und Piëchs dürfte wohl aber auch so nichts gehen.
Wie sich das finanzielle Manöver auf die Gesamtbalance im Konzern auswirken würde, wird sich erst noch zeigen. Sollte sich auch bei den PSE-Anteilen an Volkswagen etwas verschieben, könnte sich der Anteil Niedersachsens - des zweitgrössten Aktionärs - ebenfalls verändern. Das Heimatbundesland hat über das VW-Gesetz weitreichende Sonderrechte und gab sich zu den Plänen zunächst betont reserviert.
Am Donnerstagabend liess Ministerpräsident Stephan Weil (SPD), der mit im Kontrollgremium sitzt, dann erklären: "Der vorgesehene Börsengang von Porsche bietet erhebliche Möglichkeiten für die Weiterentwicklung des VW-Konzerns insgesamt und vor allem seiner niedersächsischen Standorte." Auch der dritte Grossaktionär Katar und der mächtige Betriebsrat stehen nach Unternehmensangaben hinter dem Plan.
"Selbstverständlich werden wir den weiteren Prozess eng begleiten", sagte die Chefin der Belegschaftsvertretung, Daniela Cavallo. Falls der Börsengang kommt, sollen Beschäftigte der VW AG und der Standorte in Sachsen eine "Mitarbeiterbeteiligung" von 2000 Euro je volle Stelle erhalten. Das Management erklärte zum generellen Plan: "Abschliessende Entscheidungen sind noch nicht getroffen."
Wenn alles klappt wie nun vorgesehen, sollen die VW-Aktionäre eine Sonderdividende bekommen - und zwar mit 49 Prozent fast die Hälfte der Bruttogesamterlöse aus Börsengang und Verkauf der Stammaktien. Zu den Aktionären gehören freilich auch - mit fast einem Drittel der Kapitalanteile - die Eigentümerfamilien über ihre Holding. Der Sonderausschüttung müsste die Hauptversammlung zustimmen. Die PSE hat schon angekündigt, das mit ihrem Stimmgewicht zu tun.
VW spielt weiter auch mit dem Gedanken eines Börsengangs für sein E-Auto-Batteriegeschäft. Die Sparte wird in den kommenden Jahren mit Milliardeninvestitionen ausgebaut. Auf die Frage, ob Anteile an ihr später einmal am Finanzmarkt notiert sein könnten, meinte Antlitz: "Ja, das könnte eine Möglichkeit sein." Man konzentriere sich jetzt aber zunächst auf die weiteren Prüfungen für die Porsche AG. "Über alles andere wird nicht diskutiert", sagte er mit Blick auf weitere Volkswagen-Konzernmarken oder die neue Softwaretochter Cariad.
VW-Chef Diess "bestürzt" über Krieg in Ukraine - Taskforce gebildet
Volkswagen-Konzernchef Herbert Diess hat mit Entsetzen auf den Kriegsbeginn in der Ukraine reagiert. "Als einer der weltgrössten Autohersteller mit 660'000 Beschäftigten beobachten wir den Angriff auf die Ukraine mit grosser Sorge und Bestürzung", sagte er am Freitag in einer Konferenz. Für VW ist der zentral- und osteuropäische Markt von einiger Bedeutung. Diess erklärte, man habe eine Taskforce eingerichtet, um weitere mögliche Folgen etwa auf die Lieferbeziehungen abzuschätzen. Die EU hat weitreichende Sanktionen gegen Russland auf den Weg gebracht. Volkswagen betreibt in Kaluga südwestlich der Hauptstadt Moskau eine eigene Autofertigung.
"Wir sind überzeugt, dass eine nachhaltige Lösung des Konflikts nur auf der Grundlage des Völkerrechts gefunden werden kann", so Diess. Es gehe nun vor allem darum, die Sicherheit der Beschäftigten in der Region zu gewährleisten. In der Ukraine tätigen Mitarbeitern habe man bereits angeboten, ausgeflogen zu werden. Der europäische und der Welt-Konzernbetriebsrat der VW AG zeigte sich "tief erschüttert".
Das Unternehmen erklärte nach den ersten Kampfhandlungen, "mit grosser Sorge und Betroffenheit die Nachrichten über den russischen Angriff" zur Kenntnis genommen zu haben. Zentral- und Osteuropa sind für den nach Toyota zweitgrössten Autokonzern ein wichtiger Absatzmarkt. 2021 lieferten alle Marken der VW-Gruppe dort fast 660'000 Fahrzeuge aus. Die Kernmarke VW Pkw kam im vergangenen Jahr in der Region auf rund 206'000 verkaufte Neuwagen.
Wegen Ukraine-Krieg: Kurzarbeit bei VW in Zwickau und Dresden
Wegen des Krieges in der Ukraine ruht in der kommenden Woche in den VW -Werken Zwickau und Dresden für einige Tage die Fahrzeugfertigung. Ursache seien ausbleibende Materiallieferungen, wie ein Volkswagen -Sprecher am Freitag auf Anfrage sagte. Demnach fehlen unter anderem Elektrokabelsätze, die in der Ukraine hergestellt werden.
In Zwickau werden nach Angaben des Sprechers von Dienstag bis Freitag und in Dresden von Mittwoch bis Freitag keine Fahrzeuge produziert. Dies bedeute für mehrere Tausend Mitarbeiter Kurzarbeit. Zunächst hatte "Radio Zwickau" berichtet.
Volkswagen-Konzernchef Herbert Diess erklärte am Freitag, man habe eine Taskforce eingerichtet, um weitere mögliche Folgen etwa auf die Lieferbeziehungen abzuschätzen. Der VW-Chef hatte mit Entsetzen auf den Kriegsbeginn in der Ukraine reagiert. Zentral- und Osteuropa sind für den nach Toyota zweitgrössten Autokonzern ein wichtiger Absatzmarkt. 2021 lieferten alle Marken der VW-Gruppe dort fast 660 000 Fahrzeuge aus. Die Kernmarke VW Pkw kam im vergangenen Jahr in der Region auf rund 206 000 verkaufte Neuwagen.
Die Volkswagen-Vorzugsaktie gewinnt via XETRA zeitweise 5,46 Prozent auf 185,72 Euro, Porsche-Titel steigen um 4,59 Prozent auf 92,12 Euro.
FRANKFURT/WOLFSBURG/STUTTGART (awp)
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