US-Wirtschaft schwächelt |
29.07.2022 23:53:00
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Warum die Prognosen der Analysten für den S&P 500 bis Jahresende weiterhin optimistisch sind
Die Prognosen für den S&P 500 bleiben trotz der grossen Unsicherheiten am Markt optimistisch. Die Experten führen hierfür verschiedene Gründe an.
• Verschiedene Krisenszenarien beeinflussen die Bewertung
• Steigende Zinsen sind am Markt bereits eingepreist
Im ersten Halbjahr 2022 musste der amerikanische Aktienmarkt die grössten Kursverluste seit langem hinnehmen, für den S&P 500 war es die grössten Kurskorrektur seit 1970.
Aktuell hat sich der breite US-Aktienmarkt stabilisiert. Derzeit liegt der S&P 500 bei 3'966,72 Punkten und weist seit Jahresbeginn einen Verlust von 16,77 Prozent auf (Stand: Schlusskurs 25. Juli 2022). Die Entwicklung in der zweiten Jahreshälfte wird jedoch unterschiedlich bewertet.
Bewertung durch die Grossbanken
Mit einer positiven Prognose für den S&P 500 für die zweite Jahreshälfte warten die Experten der Citigroup laut MarketWatch auf: Bis Ende 2022 sehen Sie den US-Index bei 4'200 Punkten. Damit haben sie ihre Einschätzung von Ende Juni zwar um 11 Prozent gesenkt, allerdings würde dies gleichzeitig eine rund sechsprozentige Zunahme im Vergleich zum Schlusskurs vom 25. Juni bedeuten. Die positive Prognose begründet die Citigroup mit den zurückgehenden Zinsängsten bei gleichzeitig höher als befürchtet ausgefallenen Gewinnen der US-Unternehmen.
Die Credit Suisse senkte ihr Kursziel für den breiten amerikanischen Index ebenfalls, nämlich auf 4'300 Zähler, und liegt damit immer noch 100 Punkte über der Prognose der Citigroup. Die Kursziel-Senkung sei nicht auf Angst vor einer Rezession zurückzuführen, es komme momentan viel mehr zu einer Verlangsamung des Wirtschaftswachstums auf hohem Niveau. Die Analysten der Schweizer Grossbank betonten zudem die guten Zahlen aus dem US-Arbeitsmarktbericht.
Auch John Stotzfus von Oppenheimer blieb bullish für US-Aktien. Von den genannten Experten gab er mit 4'800 Zählern die optimistischste Kursziel-Prognose für den S&P 500 ab. Der Investmentstratege begründete dies laut MarketWatch mit der aktuell zwar risikoreichen Situation am Aktienmarkt, den aber dennoch soliden Grundlage der US-Wirtschaft.
Morgan Stanley-CIO Mike Wilson betonte gegenüber CNBC, die aktuelle Baisse werde sehr schnell enden und die Talsohle des Bärenmarktes durchschritten. Dies sei auf den rasant verlaufenden Konjunkturzyklus zurückzuführen: Auf die Rezession folge die V-förmige Erholung, wozu das Timing der US-Notenbank sowie die hohe Beschäftigungsrate beitragen würden. "Wir beschleunigen uns also gerade durch diesen Zyklus, so wie wir es in früheren Zyklen gesehen haben. Und das ist eine gute Nachricht. Denn es bedeutet, dass das Ende dieser Baisse sehr schnell kommen wird, es wird zwar schmerzhaft sein, aber es wird schnell gehen", so Wilson.
Der Chefvolkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer, sieht den US-Aktienmarkt weiterhin in einer schwierigen Lage, denn die Fed müsse angesichts der hohen Inflation ihre Zinspolitik weiter straffen. Dies wiederum werde die Rezessionsängste schüren, da in der Vergangenheit Dreiviertel aller Zinserhöhungszyklen zu einem Schrumpfen der Wirtschaft geführt haben.
Das zweite Halbjahr
Mit den "Midterms" steht im November in den USA eine Bewährungsprobe für US-Präsident Joe Biden an: Sollten die Demokraten bei den Wahlen verlieren, wird die Regierungspartei es in der restlichen Amtszeit schwer haben, die erforderlichen Mehrheiten für innenpolitische Massnahmen auf Bundesebene zusammenzubekommen. Dies veranlasst zahlreiche Experten dazu, eine defensivere Strategie am Aktienmarkt zu fahren.
Angesichts der vielfältigen Gründe für die aktuelle Krise mag die optimistische Prognose vieler Experten überraschen. Allerdings sind die Zinsschritte am Markt zum Teil bereits eingepreist und die Hoffnung, dass eine Rezession vermieden werden kann oder einen milden Verlauf nimmt, sind gegeben. Damit könnte der Aktienmarkt in der zweiten Jahreshälfte die Talsohle passieren und die Kursziele der Banken in Angriff nehmen. Der wichtigste Faktor bleibt die Geldpolitik der US-Notenbank.
Redaktion finanzen.ch
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