Gegengewicht zu Hedgefonds |
19.12.2019 22:12:00
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Wirecard erfährt Unterstützung von Analysten und Grossinvestoren
Auch in der Vorweihnachtszeit kehrte bei Wirecard bislang keine Ruhe ein. Doch während Hedgefonds ihre Shortpositionen ausbauen, hat auch ein Grossaktionär kräftig aufgestockt.
• Analysten zählen Wirecard zu aussichtsreichsten Aktien für 2020
• Fondsgesellschaft griff bei Wirecard-Aktien kräftig zu
Die Wirecard-Aktie hat - einmal mehr - turbulente Tage hinter sich. Nachdem das Papier in der vergangenen Woche nach neuen Vorwürfen der "Financial Times" erneut nachgegeben hat, ging es zu Beginn der aktuellen Woche nach einem positiven Tweet von Wirecard-Chef Markus Braun wieder leicht nach oben. Auf Jahressicht notiert die Aktie dennoch weit im Minus - und Hedgefonds wetten auch aktuell darauf, dass es noch tiefer geht.
Hedgefonds bei Wirecard weiter short
Laut Datenbank des "Bundesanzeiger", in der Leerverkaufspositionen, die 0,5 Prozent des gesamten Aktienkapitals übersteigen, veröffentlicht werden müssen, halten momentan fünf Hedgefonds signifikante Shortpositionen bei Wirecard. Vier von ihnen haben ihre Leerverkaufspositionen seit vergangener Woche sogar erhöht. Sie spekulieren somit auf einen weiteren Kursverfall, der womöglich bevorstehen könnte, falls die Wirecard-Aktie unter die Marke von 100 Euro fällt, die nicht mehr allzu weit vom aktuellen Kursniveau entfernt ist. Denn es ist anzunehmen, dass viele Privatanleger dort Stop-Loss-Orders gesetzt haben. Sollten diese ausgelöst werden, könnten die automatischen Verkäufe die Aktie noch weiter drücken.
Doch es ist bei weitem nicht jeder der gleichen Meinung wie die Wirecard-shortenden Hedgefonds. Viele institutionelle Anleger und Investmentexperten haben sich demonstrativ auf die Seite von Wirecard geschlagen und ihre Aktienpositionen entweder kräftig aufgestockt oder sich positiv zu den Zukunftsaussichten des DAX-Konzerns aus Aschheim bei München geäußert.
Analysten sehen großes Aufwärtspotenzial für Wirecard-Aktie
Gleich mehrere Analysten erneuerten im Dezember ihre Kaufempfehlung für die Wirecard-Aktie. Die DZ Bank hat ihr Kursziel für den Titel zwar von 185 Euro auf 150 Euro gesenkt, beließ die Einstufung jedoch auf "Kaufen" und betonte, dass man annehme, dass sich die Anschuldigungen juristisch als haltlos erweisen würden. Deutlich optimistischer zeigt sich die Baader Bank. Für sie gehört das Papier zu den 16 aussichtsreichsten Aktien aus der DACH-Region für 2020, weshalb die Analysten zum Kauf raten. Das Kursziel liegt bei stolzen 240 Euro und damit mehr als doppelt so hoch wie der aktuelle Kurs.
Auch Analyst Adam Wood von der US-Investmentbank Morgan Stanley hat in der vergangenen Woche eine neue Einschätzung zu Wirecard veröffentlicht. Er lobte das hohe strukturelle Wachstum des Zahlungsdienstleisters und bestätigte das bisherige Overweight-Rating. In einer Branchenbetrachtung von Morgan Stanley liegt Wirecard sogar auf Platz zehn der Top-Picks aus dem Tech-Sektor für 2020. Die Nummer eins der Payment-Branche - und einer der drei Top-Picks in Tech - ist laut Wood allerdings der direkte Konkurrent Adyen. Dieser wird an der Börse zwar um einiges höher bewertet als der DAX-Konzern, macht aber laut "Handelsblatt" deutlich weniger Umsatz und Gewinn. Wirecard hätte also ausgehend von den Geschäftszahlen wohl durchaus das Potenzial, beim Aktienkurs zu Adyen aufzuholen. Womöglich sieht das auch Morgan Stanley so - und hat deshalb das Kursziel für Wirecard von 190 Euro auf 205 Euro angehoben.
Auch beim Blick auf die Liste der Großaktionäre von Wirecard, die das Unternehmen auf der eigenen Webseite veröffentlicht hat, taucht Morgan Stanley mit einem Stimmrechtsanteil von 3,32 Prozent auf. Daneben befinden sich noch zahlreiche weitere prominente Namen auf der Liste der Großanleger: So besitzen etwa Goldman Sachs, DWS, BlackRock, Citigroup und Artisan Partners Anteile am DAX-Konzern. Während einige dieser Investmentgesellschaften die Wirecard-Aktien wohl halten müssen, da sie entsprechende ETFs oder Zertifikate aufgelegt haben - oder die Aktie womöglich an Shortseller verleihen - sticht vor allem ein Name auf der Liste etwas heraus: der der Deutsche Bank-Tochter DWS Investment.
Fondsmanager greifen bei Wirecard-Aktie kräftig zu
Die Fondsgesellschaft DWS hält aktuell, laut Angaben von Wirecard, 5,95 Prozent der Unternehmensanteile. Sie ist damit drittgrößter Investor nach Goldman Sachs und Wirecard-Chef Markus Braun. Den Anteil am Zahlungsdienstleister aus Aschheim hat DWS allerdings erst kürzlich so kräftig aufgestockt. Laut Informationen der "Börsen-Zeitung" hat die Investmentgesellschaft erst Mitte Oktober die Drei-Prozent-Schwelle überschritten - und schon wenige Tage später dann die Fünf-Prozent-Schwelle. Da DWS vor allem aktiv gemanagte Fonds vertreibt, haben sich die Fondsmanager zu diesem Zeitpunkt - das Papier war gerade erneut deutlich eingebrochen - offenbar bewusst für ein Investment in Wirecard entschieden.
Laut Informationen von "Finanz-Szene" hat vor allem Fondsmanager Tim Albrecht für seine Fonds DWS Deutschland und DWS Invest German Equities kräftig zugegriffen. Per Ende November sollen Wirecard-Aktien beim DWS Deutschland 9,6 Prozent und beim DWS Invest German Equities 9,8 Prozent ausgemacht haben. Die regulatorische Obergrenze für die Gewichtung von Einzeltiteln in einem Investmentfonds liegt bei zehn Prozent. Auch in anderen Fonds von DWS war die Wirecard-Aktie laut "Finanz-Szene" Ende Oktober stark vertreten. Zum Vergleich: Ende März war das Papier in all diesen Investmentvehikeln mit einem Anteil von maximal zwei Prozent noch eher unterrepräsentiert.
"Wir bevorzugen mit Blick auf Konjunkturlage und Prognose aktuell auch in Deutschland Finanz- und Tech-Werte", begründete DWS-Fondsmanager Tim Albrecht gegenüber "Finanz-Szene" das starke Investment in Wirecard. Auch das "Handelsblatt" schreibt, dass die Fondsgesellschaft sich im aktuellen Marktausblick auf Sektorebene für eine Übergewichtung des IT-Sektors und des globalen Finanzsektors ausgesprochen habe. Bei deutschen Aktien ist die Auswahl an ausreichend liquiden Titeln in diesem Bereich allerdings recht dünn: Unter den DAX-Werten bleiben neben Wirecard nur SAP und Infineon übrig.
Blind hat man sich bei DWS jedoch nicht für ein Investment in Wirecard entschieden. Laut Informationen des "Handelsblatt" holte sich die Fondsgesellschaft zunächst den Rat von Wirtschaftsprüfern, Analysten und Experten in Sachen Rechnungswesen ein, die sich mit den Zahlen und Vorwürfen beschäftigten - und die kamen offenbar zu einem positiven Ergebnis für Wirecard. Gelohnt hat sich das Investment bislang für die Fondsgesellschaft jedoch wohl nicht, denn die Aktie des DAX-Unternehmens notiert aktuell tiefer als im Oktober. Für Wirecard - und für die anderen Aktionäre - dürfte es aber ein positives Zeichen sein, dass sich eine Investmentgesellschaft wie DWS hinter den Zahlungsdienstleister stellt - und somit in gewisser Weise auch gegen die Hedgefonds und Beschuldigungen der "Financial Times" Position bezieht.
Redaktion finanzen.ch
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