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StocksDigital 16.04.2016 08:00:00

Opec-Treffen: Wie es mit dem Ölpreis weitergeht

Mit Spannung warten Börsianer auf das bevorstehende Treffen wichtiger Ölförderländer in Katar. Im Vorfeld hat der Ölpreis schon deutlich zugelegt. Es könnte sein, dass die Erholung weitergehen wird.

Von Wolfgang Hagl

Die Corniche zählt zu den Sehenswürdigkeiten von Doha. Auf der 6 Kilometer langen Promenade können die Besucher den Blick über den Arabischen Golf schweifen lassen oder die künstliche Palmeninsel sowie die Wolkenkratzer bestaunen. Am kommenden Sonntag ist es allerdings gut möglich, dass einige Gäste kaum Zeit für die touristischen Highlights des arabischen Landes haben werden.

In der rund 1,5 Millionen Einwohner zählenden Wüsten-Metropole kommen wichtige Öl-Förderländer zusammen, um über eine Produktionsbremse zu diskutieren. Das Ziel der Verhandlungen ist klar: Mit einer Eindämmung der globalen Ölschwemme sollen der Ausverkauf beim schwarzen Gold und die damit verbundenen schmerzlichen finanziellen Einbussen der Produzenten zu Ende gehen.

Förderkürzung: Der Ausgang ist offen

Im Vorfeld des Doha-Treffens wetteten die Akteure an den Rohstoffmärkten schon im grossen Stil auf eine Einigung. Der Preis für ein Barrel der Sorte Brent schoss innert einer Woche um mehr als einen Zehntel auf 43,45 US-Dollar nach oben. Gegenüber dem im Januar markierten Tiefst von 27,10 US-Dollar steht damit ein Plus von 60 Prozent zu Buche. Ob die Verhandlungen auf der arabischen Halbinsel diese Rally untermauern werden, ist völlig offen.

Zwar kamen wenige Tage vor der Zusammenkunft Meldungen, wonach sich Saudi-Arabien und Russland bereits auf eine Deckelung der Ölproduktion verständigt hätten. Eine Beteiligung des Iran, die Anreise dieses wichtigen OPEC-Mitglieds nach Doha, ist fraglich, soll keine Voraussetzung für die Abmachung sein. Unklar war bis zuletzt auch, auf welches Niveau die Förderung begrenzt werden soll. Zudem könnte allein der nach dem Ende der westlichen Sanktionen gerade an den Markt zurückkehrende Iran dafür sorgen, dass die Ölschwemme anhält.

Von der Nachfrageseite kommt - zumindest kurzfristig - kaum Unterstützung. In ihrem aktuellen Monatsbericht geht die OPEC davon aus, dass der globale Ölbedarf 2016 um täglich 1,2 Millionen Barrel zunimmt. Zuvor hatte die Organisation mit einem um 50'000 Fässer höheren Wachstum gerechnet. Als einen Hauptgrund für die eingetrübten Aussichten nennen die Autoren des Berichts die Konjunkturabkühlung in China und Lateinamerika. Sie stellen zudem eine weitere Reduzierung der Prognose in Aussicht. Derweil lassen die insgesamt 13 OPEC-Mitgliedsländer ihre Pumpen weiter auf Hochtouren laufen. Im März produzierten sie pro Tag durchschnittlich 32,25 Millionen Barrel. Das heisst, die Fördermenge lag trotz des starken Preisrückgangs über dem Niveau des vergangenen Jahres.

Gehebelte Wetten auf Öl

Commerzbank Commodity Research geht davon aus, dass die OPEC-Produktion auch nach den Doha-Verhandlungen weiter steigen wird. Die Analysten bezweifeln zudem, dass sich alle teilnehmenden Länder an eine mögliche Abmachung halten werden. «Wir sehen nach dem Treffen am Sonntag das Risiko eines beträchtlichen Preisrückgangs aufgrund von Gewinnmitnahmen», schreiben die Experten in einem Kommentar.

Für Anleger, welche diese Einschätzung teilen, bietet sich eine kurzfristige Short-Wette an. Als Tradingvehikel eignet sich beispielsweise ein Mini-Future (ISIN: CH0299679123) der Bank Vontobel. Das Open-End-Papier münzt fallende Notierungen bei Brent mit einem Hebel von aktuell 7,8 in Gewinne um. Sollte der Ölpreis seine Aufwärtsfahrt fortsetzen, kann es aber zu überproportionalen Verlusten kommen. Falls der nächstfällige an der ICE gehandelte Kontrakt den Stop-Loss bei 47,18 Dollar erreicht, verfällt das Derivat vorzeitig. Anleger müssten sich dann mit einem kleinen Restwert begnügen.

Wer allen Unkenrufen zum Trotz getreu dem Motto «The trend is your friend» auf preistreibende News aus Doha setzen möchte, kann den Blick auf ein Faktor-Zertifikat (ISIN: DE000CR69EZ9) richten. Das Commerzbank-Produkt partizipiert mit einem Hebel von 4 überproportional an der täglichen Preisentwicklung von Brent. Anders als bei einem Warrant bleibt der Faktor konstant. Auch hier gilt: Geht das zugrunde liegende Kalkül nicht auf, entstehen rasch tiefrote Zahlen.

Die mittelfristigen Prognosen sind vielversprechend

Gar nicht so negativ fallen die längerfristigen Prognosen für das schwarze Gold aus. Die Commerzbank traut sowohl Brent als auch der US-Gattung WTI per Ende Jahr eine Erholung bis auf 50 US-Dollar zu. Bereits im Mai hält die Credit Suisse Preise auf diesem Niveau für möglich. Jan Stuart, Energieexperte der Grossbank, führt die jüngste Nachfrageschwäche auf den warmen Winter, eine verhaltene Aktivität der Rohstoffindustrie sowie auf die Flaute in Emerging Markets wie Russland und Brasilien zurück. «Die Ölnachfrage ist noch immer am Leben und in Ordnung», meint Stuart. Er verweist unter anderem auf die anhaltende Wirtschaftserholung in Nordamerika und Europa.

Von zentraler Bedeutung für das bullishe Szenario dürfte die Entwicklung in den USA sein. Dort zeigt der Ausverkauf am Ölmarkt bereits Spuren. Laut den aktuellen Projektionen der Energy Information Administration soll die Produktion im Mai den siebten Monat in Folge zurückgehen. Konkret erwartet die EIA, dass pro Tag 8,8 Millionen Barrel Rohöl zutage gefördert werden. Allerdings läge die Produktion damit um nur knapp einen Zehntel unter dem Durchschnittswert des Boomjahres 2015. Im Klartext: Dem US-Schiefergasboom geht die Luft nur langsam aus.

Längerfristiger Buy- and Hold-Ansatz

Um auf eine anhaltende Erholung beim Ölpreis zu setzen, braucht es vor diesem Hintergrund nicht nur ein positives Szenario für die Weltkonjunktur, Anleger müssen zudem den Mut mitbringen, erneute Rücksetzer zu verkraften. Wer diese Prämissen erfüllt, kann zu einem Tracker-Zertifikat der UBS (ISIN: CH0035787859) greifen. Der dem Derivat zugrunde liegende Index bildet den Verlauf von Brent möglichst genau ab. Dabei kommen Terminkontrakte aus dem gesamten Laufzeitspektrum zum Einsatz. Durch den laufenden Austausch der Futures sollen negative Einflüsse aus dem Rollvorgang, Stichwort «Contango-Falle», umschifft werden. Aus Timing-Gesichtspunkten könnte es für die langfristigen Öl-Bullen ratsam sein, den Ausgang der Doha-Verhandlungen und die Reaktionen an den Rohstoffmärkten abzuwarten.

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