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Zinsentscheid im Fokus |
07.09.2022 23:47:00
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Darum ist eine deutliche Leitzinsanhebung der EZB auch für den Schweizer Franken relevant
Während die Inflation in der EU für einen schwindelerregenden Preisverfall der Gemeinschaftswährung Euro sorgt, kann sich die Schweiz über einen starken Franken freuen. Doch auch in der Eidgenossenschaft dürfte sich eine mögliche drastische Leitzinsanhebung seitens der EZB auswirken.
• EZB vor drastischer Leitzinserhöhung?
• SNB schützt die Franken-Stärke
An den Währungsmärkten in der Eurozone geht es in den letzten Monaten sehr turbulent zu. So ist die Inflation im Euroraum im August auf 9,1 Prozent gestiegen, erst vor Kurzem fiel die Gemeinschaftswährung Euro zum US-Dollar auf den tiefsten Stand seit 20 Jahren. Auch zum Franken hat sich in den letzten Monaten einiges getan. Erst am vergangenen Wochenende war ein Euro nur noch 0,9720 Franken wert, wobei Energiesorgen die Währung nochmals deutlich nach unten trieben.
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Jetzt informierenHöchste Zeit also für die Europäische Zentralbank zu intervenieren. So hat sich EZB-Ratsmitglied Francois Villeroy de Galhau im Rahmen des geldpolitischen Symposiums in Jackson Hole bereits für eine "signifikante" Erhöhung des Leitzinses ausgesprochen. Generell nahmen die Spekulationen rund um eine Erhöhung um 75 Basispunkte bei der nächsten EZB-Sitzung am 8. September in den vergangenen Tagen deutlich zu. Das Anheben der Leitzinsen stellt sich für die EZB jedoch als schwierige Gratwanderung heraus. So sind einige Euro-Länder bereits jetzt hoch verschuldet, ein weiteres Anheben der Zinsen könne mittelfristig gar eine Bedrohung der Zahlungsfähigkeit dieser Staaten bedeuten. So werfen Beobachter bereits jetzt besorgte Blicke Richtung Italien, wo ein Gleichgewicht zwischen Haushaltskonsolidierung auf der einen Seite und Sparmassnahmen auf der anderen Seite gefunden werden muss, damit das Land auch weiterhin das Vertrauen der Märkte geniessen kann. Hinzu kommt, dass in dem südeuropäischen Land am 25. September die nächsten Parlamentswahlen anstehen.
EZB-Entscheid auch für die Schweiz von Bedeutung
Doch wie wirkt sich der Drahtseilakt der europäischen Währungshüter nun auf die Schweiz und die Landeswährung aus? Bisher konnte der Franken der importierten Inflation gut entgegen stehen. So ist die Währung zwischen Anfang Juni und Mitte August mehr als sieben Prozent im Wert gestiegen. Seit jeher gilt der Schweizer Franken als sicherer Hafen bei hoher Inflation und Rezessionsgefahr, was auch in diesem Fall zahlreiche Anleger in die heimische Währung trieb. So erreichte der Franken gegenüber dem Euro am 22. August einen Rekordwert von 1,0429. Dabei stellt ein derart starker Franken natürlich eine Herausforderung für die eigene Exportwirtschaft sowie die heimischen Finanzdienstleister dar, die viele europäische Kunden haben.
SNB hält schützende Hand über den Franken
Die Schweizerische Nationalbank verfolgt die Entwicklung natürlich ebenso mit Argusaugen. Noch befindet sich der Leitzins auf negativem Terrain, bisher wird am Markt davon ausgegangen, dass dies bis zur nächsten Zinssitzung am 21. September auch so bleiben dürfte. Sollte es seitens der EZB morgen tatsächlich zu einer kräftigen Zinserhöhung kommen, würde die Zinsdifferenz zwischen den beiden Währungsinstitutionen nochmal mehr auseinander klaffen. Wie Bloomberg schreibt, hätten in der letzten Woche schon nur die Spekulationen rund um eine kräftige Zinsanhebung der EZB im September dazu geführt, dass einige Devisenhändler ihre Long-Positionen im Franken geschlossen hätten. Daniel Tenengauzer von der BNY Mellon kommentiert dies gegenüber dem Nachrichtenportal wie folgt: "Die Händler fragen sich, ob es wirklich sinnvoll ist, sich im Schweizer Franken zu engagieren." Dabei profitiert der Franken, solange der Euro schwach bleibt - und die aktuellen geopolitischen Faktoren wie der Ukraine-Krieg, die hohe Inflation und die explodierenden Energiepreise sprechen dafür, dass dies so bleiben wird.
Hinzu kommt, dass die SNB alles dafür tut, dass die eigene Währung stark und die Inflation niedrig bleibt. So hatte die Zentralbank im Juni mit einer Leitzinserhöhung um 50 Basispunkte überrascht. Es war die erste Anhebung seit 2007 gewesen. Ausserdem informierten die Währungshüter, mehr Franken zu kaufen, sollte sich die Währung zu sehr abschwächen, was auch ein Grund für den jüngsten Höhenflug der Währung ist. Sollte die SNB jedoch eine 180-Grad-Drehung bei ihrer Strategie machen, könnte sich dies negativ auf den Status als Zufluchtswährung auswirken. So meinte Simon Harvey, Leiter FX-Analyse bei Monex Europe: "Wir befinden uns derzeit auf einem Niveau, auf dem das Interventionsrisiko plötzlich ernst zu nehmen ist. Warum sollte man dieses Risiko für so marginale Gewinne eingehen?"
Frankenstärke kommt teilweise Leitzinserhöhung gleich
Allerdings dürfte die SNB bei ihren weiteren Entscheidungen auch miteinbeziehen, dass die Frankenstärke dabei hilft, die aus Europa importierte Inflation zu bekämpfen. So lag die Inflation in der Schweiz im August bei 3,5 Prozent, was deutlich unter dem Niveau europäischer Länder liegt, jedoch auch bei den Schweizerinnen und Schweizern bereits deutlich im Portemonnaie spürbar ist. Zuletzt war die Teuerung vor fast 30 Jahren so hoch wie jetzt. Jedoch hat die Raiffeisen Schweiz in einem aktuellen Bericht, der finews.ch vorliegt, herausgefunden, dass die Frankenstärke ähnlich effektiv zur Bekämpfung der Inflation wirkt wie eine Leitzinsanhebung. So würde eine Anhebung um 100 Basispunkte einer Aufwertung des handelsgewichteten Wechselkurses zwischen zwei und neun Prozent entsprechen. Nach der Anhebung des Leitzinses durch die SNB im Juni um 0,5 Prozent sei anschliessend eine Frankenaufwertung beobachtet worden, die wiederum einer Leitzinssteigerung um circa einen Prozentpunkt entsprochen hätte. Die Schweizerische Nationalbank kann also mit einer geringen Steigerung bereits eine grosse Wirkung erreichen und könnte sich dementsprechend bei der Zinssitzung im September zurückhalten. Erwartet wird eine Zinsanhebung um 25 Basispunkte, was den Leitzins von negativem Terrain auf genau null Prozent bringen würde. Wie sich die SNB tatsächlich entscheidet, bleibt abzuwarten.
Redaktion finanzen.ch
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