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Laufendes Insolvenzverfahren 04.09.2022 16:27:00

Trotz Insolvenz von Krypto-Lender Celsius: Millionenbetrag für Bitcoin-Mining ausgegeben

Trotz Insolvenz von Krypto-Lender Celsius: Millionenbetrag für Bitcoin-Mining ausgegeben

Im Juli verkündete das Krypto-Lending-Unternehmen Celsius Network, Insolvenz angemeldet zu haben. Anleger des Finanzdienstleisters bangen seither darum, ihre eingezahlten Ersparnisse jemals wiederzusehen. Allerdings hält auch das Bilanzdefizit in Milliardenhöhe das Krypto-Unternehmen nicht davon ab, weiterhin Bitcoin zu schürfen.

• Anleger bangen weiter um ihre Erspartes in Celsius-Insolvenz
• Bitcoin-Mining wird trotz hoher Kosten weiterbetrieben
• Geschürfte Bitcoins sollen langfristig zur Finanzstabilität beitragen

Es war ein Schock für zahlreiche Krypto-Anleger als der Krypto-Lending-Dienst Celsius Network im Juni zunächst einen Zahlungsstopp verhängte und einen Monat später dann schliesslich Insolvenz anmeldete. Im Zuge des Verfahrens zur Bankrotterklärung offenbarte das Krypto-Unternehmen ein milliardenschweres Loch in seiner Bilanz. Gleichzeitig verlautete Celsius-CEO Alex Mashinsky in den Insolvenz-Dokumenten, dass der Dienstleister noch über rund 170 Millionen US-Dollar in Barreserven verfüge, die genutzt werden sollten, um den Betrieb während eines umfassenden Umstrukturierungsprozesses am Laufen zu halten und gleichzeitig dazu dienen, "die Aktivität auf der Plattform wiederherzustellen" und "Value für die Kunden zurückzugeben".

Angesichts der aktuellen Schuldenlast geht Celsius Network davon aus, dass man bis Oktober kein Geld mehr zur Verfügung haben wird. So geht es aus Gerichtsdokumenten hervor, dass der Krypto-Lender schätzt, in den Monaten August und September rund 80 Prozent an Liquidität einzubüssen.

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Bitcoin-Mining wird seit Insolvenzmeldung weiterbetrieben

Wie ein Bericht des Wall Street Journals offenbart, der sich auf ein Gläubiger-Meeting am 19. August 2022 bezieht, hätte Celsius-Finanzchef Chris Ferraro seit der Insolvenzmeldung am 13. Juli seine verbleibenden Cash-Reserven dazu genutzt hätte, laufende Kosten zu decken, wozu auch die Stromrechnungen seiner eigenen Bitcoin-Schürf-Anlagen gehörten. So offenbarte das Unternehmen in einem Finanzbericht von Mitte August, rund 40 Millionen US-Dollar seit der Bankrotterklärung ausgegeben zu haben. Trotzdem plant Celsius nicht seine Mining-Ausrüstung abzuschalten oder zu Geld zu machen. Ferraro hatte das fortgesetzte Bitcoin-Mining verteidigt. So würde das Krypto-Lending-Unternehmen darauf vertrauen, dass die Schürf-Operationen letztlich mehr Geld einbringen würden, als es der Verkauf der Anlagen könnte. Dies liege aktuell an der hohen Marktsättigung für Schürf-Ausrüstung, der Wert solcher Anlagen sei gesunken. Im Gegensatz dazu geht Celsius davon aus, dass das Schürfen von Kryptowährungen bis Januar wieder Gewinne abwerfen dürfte.

Ferraro sagte ausserdem, dass die neu geschürften Bitcoins zum Stopfen des milliardenschweren Lochs in der Bilanz genutzt werden sollten. Mehr als 4,7 Milliarden US-Dollar schuldet Celsius Network derzeit den Anlegern, die ihre Ersparnisse in den Krypto-Lender gesteckt haben.

Konkret schätzt der CFO, dass der Finanzdienstleister 2022 10'118 Bitcoins und 15'000 BTC in 2023 schürfen dürfte. 2021 hat Celsius lediglich 3'114 Bitcoin gemint. Insgesamt hat das Unternehmen 120'000 Schürf-Anlagen bezahlt, lediglich 49'000 davon seien jedoch tatsächlich in Benutzung.

Richter erteilt Erlaubnis für den Verkauf von Bitcoins zur Kostendeckung

Vorausgegangen war eine Entscheidung des dem Fall vorstehenden Richters Martin Glenn. Dieser hatte die Erlaubnis erteilt, geschürfte Bitcoins dürften verkauft werden, um die Verluste des täglichen Betriebs auszugleichen. Die Schürf-Tochter von Celsius, Celsius Mining, wurde im Übrigen im Zuge des Insolvenzverfahrens ebenfalls für bankrott erklärt. Seit der Bankrotterklärung wurden jedoch keine Bitcoins mehr verkauft. Dennoch schätzt auch Richter Glenn, dass die andauernden Schürfoperationen den Gläubigern langfristig zugutekommen dürften, da es ein Weg wäre die Finanzstabilität des Unternehmens wieder herzustellen.

Celsius-Anleger schliessen sich zusammen

Celsius-Anleger sind im Laufe der Insolvenz ebenfalls nicht untätig gewesen. Wie EndoTech-Chefin Anna Baker gegenüber Cointelegraph erklärt, hätte der Krypto-Lender nämlich nicht nur eine Krypto-Verleihungs-Unternehmen aufgebaut, sondern ebenso eine starke Community hervorgebracht: "Celsius hat mehr als eine Lending-Maschine gebaut. Es hat eine starke Gemeinschaft von motivierten Gläubigern aufgebaut. Dies ist ein Beispiel für ein Unternehmen, das bei seinen Akquisitionsbemühungen sehr aggressiv und erfolgreich, aber bei seinem Risikomanagement etwas planloser war. Sein 'Stamm' von Gläubigern ist optimistisch, muss sich aber den harten Realitäten seines Risikomanagements und seines Bankrotts stellen."

Für die Celsius-Community sieht das so aus, dass sie sich mittels verschiedener Kanäle via Reddit-Foren, über Twitter oder Telegram zusammenschliessen und sich unter dem Hashtag "CELShortSqueeze" zu gemeinsamen Käufen des CEL-Token absprechen, um dessen Wert zu steigern und letztlich Leerverkäufer aus der Kryptowährung zu drängen, was den Kurs der Cyberdevise zusätzlich nach oben treibt. Verschiedene Finanzexperten bezweifeln jedoch, dass diese Massnahme langfristig zu einer Wertsteigerung des CEL-Token führt. Kurzfristig hat die Strategie jedoch bereits erste Erfolge gezeigt. So ist der CEL-Token gemessen an seinem Jahrestief im Juni bei 0,1554 US-Dollar auf über einen Dollar gestiegen.

Redaktion finanzen.ch

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