Experten-Kolumne |
10.01.2017 11:57:49
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Wie werden die Pensionskassen für das Jahr 2016 verzinsen?
Kolumne
Die Höhe der jährlichen Verzinsung der Altersguthaben ist einer der wichtigsten Fragen im Stiftungsrat, der Beschluss gehört zu den sogenannten unübertragbaren und unentziehbaren Aufgaben.
Das Jahresende naht und es wird noch einmal richtig spannend, die Aktienmärkte haben sich doch zu einer Weihnachtsrally entschlossen und selbst die Zinserhöhung der US-Notenbank, FED, hat dem nicht wirklich Abbruch getan. Der amerikanische Aktienmarkt hat hier klar die Führung übernommen, Europa folgt mit weitem Abstand und in der Schweiz ist Schadensbekämpfung angesagt. Letztendlich ergeben sich damit in vielen Kassen positive Aktienrenditen, die jedoch, abhängig von der geographischen Allokation, sehr variieren können.
Vielleicht langfristig noch wichtiger ist, dass in den USA die Zinswende eingeleitet ist und die Kernfrage für 2017 bleibt, ob auch in Europa die Zinsen stagnieren oder sogar leicht steigen werden. Dies wurde bereits für 2016 vorhergesagt. Viele Pensionskassen haben im Verlauf des Jahres 2016 noch von Zinsreduktionen profitiert, die jedoch in den letzten beiden Monaten fast vollständig kompensiert wurden. So werden Obligationen in 2016 nur wenig zur Rendite beitragen.
Freude machen die Immobilienmärkte, die wohl zu Ende des Jahres zu den bereits erzielten guten Ergebnissen noch weitere Aufwertungsgewinne hinzufügen werden. Hier können überdurchschnittliche Renditen erwartet werden.
Diese drei Anlageklassen stellen das Gros der Anlagen für fast alle Vorsorgeinstitutionen dar und bestimmen damit das Anlageergebnis. Je nach Allokation in diesen Bereichen sind aus heutiger Sicht Gesamtjahresrenditen für die Mehrheit der Kassen zwischen 2.0% und 4.0% möglich. Daneben wird es auch einige Pensionskassen geben, die aus dieser Bandbreite nach oben oder unten herausfallen.
Die Renditen geben den Rahmen für die Verzinsung vor, die wohl in den meisten Pensionskassen unter der Rendite liegen wird. Dies vor allem deshalb, da vielfach zusätzliche Kosten für Langlebigkeit oder auch Umwandlungsverluste entstehen, die ebenfalls gedeckt werden müssen. Auch wenn in einzelnen Jahren die Verzinsung über der Rendite liegen kann, so ist es mittelfristig nicht möglich mehr auszugeben als einzunehmen.
Weiterhin gilt es die Entwicklung der Wertschwankungsreserven bzw. des Deckungsgrades einzubeziehen. Erfreulicherweise befinden sich heute die meisten Kassen in Überdeckung und haben somit einen gewissen Spielraum bei der Festlegung der Verzinsung. In vielen Fällen ist jedoch die Wertschwankungsreserve nicht vollständig aufgefüllt und dies kann dem Stiftungsrat Anlass geben, Rendite zu Gunsten der Wertschwankungsreserve einzubehalten.
Derartige Zinsentscheide sind auch immer vom Ausblick abhängig, da Reserven für die Zukunft gebildet werden. Eine eventuelle Normalisierung der Zinsen wird die Renditeplanung aller Kassen beleben, auch wenn vorübergehend die aufgeblähten Buchwerte der Nominalwerte reduziert werden.
Eine weitere Überlegung der Stiftungsräte gilt immer der Gerechtigkeit zwischen Aktiven und Rentnern. Diese ist im Zeitverlauf nur äusserst schwierig zu erreichen, jedoch dürfte es vielfach ein Ziel sein die Verzinsung auf Höhe des technischen Zinssatzes leisten, der damit als ein einfacher Benchmark für die Gerechtigkeit bzw. Umverteilung angesehen werden kann.
Fazit:
Nach den hervorragenden Anlagenjahren 2012, 2013 und 2014 dürfte sich 2016 wie auch 2015 als ein eher bescheidenes Anlagejahr erweisen. Jedoch ist mit einer kleinen Verbesserung gegenüber dem Vorjahr zu rechnen. Zinsentscheide werden sich am unteren Ende, vielfach am Mindestzins von 1.25% orientieren. Aufgrund der verhaltenen Renditesituation, den vielfach nicht vollständig aufgefüllten Wertschwankungsreserven und moderaten sowie unsicheren Zukunftsaussichten sind Verzinsungen für die Mehrheit der Kassen von 1.25% bis 2% zu erwarten.
Olaf Meyer: Stiftungsratspräsident Profond Vorsorgeeinrichtung
Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schliesst jegliche Regressansprüche aus.
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