Experten-Kolumne |
16.02.2017 15:02:54
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Ist die Inflation zurück - und was dann?
Kolumne
Die USA haben im Januar ihre Inflationsrate für das Jahr 2016 veröffentlicht: 2.1%. Deutschland hat im Januar 1.9% erreicht und diese Zahlen dürften viele erfreuen.
Noch wird wenig über diese Entwicklung gesprochen, man scheint sich noch nicht sicher zu sein, ob es einen wirklichen Trendwechsel gegeben hat. Was können wir für 2017 erwarten? Neben den Energiepreisen sind die Lohnkosten zu beobachten, die wohl aktuell das Momentum für höhere Inflation darstellen.
Während der brüske Fall des Ölpreises in 2013 und 2014 von über 120 USD pro Barrel auf unter 35 USD wohl das Fallen der Inflation in den Deflationsbereich erklären kann, so ist der Anstieg der Ölpreise in 2016 auf etwa 55 USD wohl keine genügende Erklärung für die Erneuerung mit der Inflation. Es wurde vielfach ignoriert, dass die sogenannte Kerninflationsrate, ohne Lebensmittel und Energie, in vielen Ländern stabil und immer positiv geblieben ist. Selbst ein nochmaliges Fallen der Energiepreise kann nicht zu einem derart starken Absenken der Inflation führen wie in den letzten Jahren erlebt, da die Ölpreise jetzt nur halb so hoch sind wie in 2014.
Zudem ist das Wachstum eher gebremst und die Energieversorgung mit Öl, Erdgas und auch durch Fracking und andere erneuerbare Energien mehr als gesichert. Es lassen sich hier kurzfristig wenig Ursachen für stark steigende Energiepreise ausmachen.
Es bleiben die Löhne, die in einigen Ländern auch in der EU wieder steigen, obwohl es nur geringe Inflation gibt. Wie ist dies möglich, da doch in vielen Ländern hohe Arbeitslosigkeit zu verzeichnen ist? Da wären einerseits steigende Mindestlöhne zu nennen, die wohl einen hohen Konsumeffekt haben. Zudem könnte der vielbeschworene Facharbeitermangel «endlich» Realität werden, was ebenfalls die Lohnspirale befeuert.
2017, ein Jahr mit wichtigen Wahlen, mit vielen möglichen Wahlgeschenken und einer sich erwärmenden Konjunktur wird zeigen, ob die Inflation wirklich wieder zurück ist. Die Chancen hierfür stehen nicht schlecht.
….und was dann?
Sparer und insbesondere Pensionskassen sehnen sich nach höheren Zinsen und die Inflation kann hierfür als «Einstiegsdroge» betrachtet werden, da zumindest die nominalen Zinssätze steigen sollten. Doch ist dies wirklich so?
Hier kommt den Zentralbanken eine wichtige Rolle zu, da sie es in der Hand haben, die Zinsen am kurzfristigen Ende zu erhöhen. Ob sie dies tun wird davon abhängen, ob diese Gremien glauben, dass der richtige Zeitpunkt gekommen ist.
Dafür gilt es einerseits die Konjunktur zu berücksichtigen, die in Europa noch als zartes Pflänzchen verharrt und die man wohl in keinem Fall im Aufschwung bremsen möchte. Dazu ist es verführerisch, eine «Entschuldung» durch Inflation anzustreben. Die Kosten der Sanierung liegen bei den Sparern und das Aufschieben der in Demokratien ungeliebten und schwer durchsetzbaren Reformen bleibt weiter möglich.
All dies lässt ein «Tolerieren» von Inflation bei geringen Zinsen erwarten, was zu realen Negativzinsen führen kann. Für viele ist dieses Szenario ein «soft landing».
Fazit:
Der lang erwartete Moment der Normalisierung der Geldpolitik, ausgelöst durch Inflation, rückt näher. Ob diese Anpassungen geplant, volatil oder chaotisch geschehen, bleibt offen. Die härteste Phase steht den Sparern wohl noch bevor: negative reale Zinsen. Es ist anzunehmen, dass diese Periode mehrere Jahre dauern wird. Es gilt sich auf diese neue Zeit vorzubereiten.
Olaf Meyer: Stiftungsratspräsident Profond Vorsorgeeinrichtung
Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schliesst jegliche Regressansprüche aus.
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