18.08.2021 11:00:21
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Schroders: Warum Schwellenländer für Impact Investing ideal sind

Emerging Market Fund Manager and Head of EM Sustainability Research
Anleger waren noch nie derart daran interessiert, die Wirkung ihrer Anlageentscheidungen (Impact Investing) zu verstehen. Nirgendwo ist dies wichtiger als in den Schwellenländern.
Die Covid-19-Krise hat uns daran erinnert, mit welchen Herausforderungen viele Menschen weltweit jeden Tag konfrontiert sind. Die Vereinten Nationen schätzen, dass über 2 Milliarden Menschen keinen regelmässigen Zugang zu sicherer, nahrhafter und ausreichender Nahrung haben. 2,4 Milliarden Menschen haben immer noch keinen Zugang zu grundlegenden Sanitäreinrichtungen, während 20 % der Kinder keinen Zugang zu formaler Bildung haben.
Viele dieser Menschen leben in Schwellenländern. Die Pandemie hat die Lage dieser Menschen noch erschwert.
Was ist Impact Investing?
Im Grunde geht es beim Impact Investing darum, einen messbaren gesellschaftlichen Nutzen und finanzielle Renditen für die Anteilseigner zu erzielen.
Die Entwicklung der Nachhaltigkeitsziele der UN (SDGs) hat einen Rahmen für Impact-Anleger geschaffen, um die Erfüllung dieser Ziele messen zu können. Insgesamt gibt es 17 SDGs. Jedes davon ist ein Aufruf zum Handeln und umfasst acht bis zwölf Unterziele. Durch die Entwicklung der SDGs können Investitionen leichter mit den Zielen der Anleger in Einklang gebracht werden.
Der Markt für Impact Investing ist immer noch sehr klein. Ende 2019 lag er bei rund 715 Mrd. US-Dollar, basierend auf Schätzungen des Global Impact Investing Network (GIIN).
GIIN führt eine jährliche Umfrage durch, die Daten von 294 Investoren umfasst, die Impact Investments von insgesamt 404 Mrd. US-Dollar verwalten. Von den Befragten investieren 48 % in Industrieländern und 43 % in Schwellenländern. Die restlichen 9 % waren weder auf Industrieländer noch auf Schwellenländer ausgerichtet, was bedeutet, dass mehr als 75 % des Gesamtvermögens einer der beiden Kategorien zugeordnet werden können. Basierend auf einer spezifischeren Umfrage zu 220 Mrd. US-Dollar auf dem Markt für Impact Investing waren lediglich 19 % in börsennotierten Unternehmen investiert. Ohne Ausreisser haben auf Schwellenländer konzentrierte Impact-Anleger nur 3 % in börsennotierte Unternehmen investiert.
Das Wachstumspotenzial ist enorm und dürfte sich aus dem Bestreben der Anleger ergeben, ihre Werte und ihre Anlageziele miteinander in Einklang zu bringen.
In der Vergangenheit hat man die Lösung dieser Probleme oft der Philanthropie überlassen. Es besteht jedoch ein zunehmender Konsens darüber, dass Marktinvestitionen ökologische, soziale und finanzielle Ziele erreichen können.
Was bedeuten diese Details des Impact Investing in der Praxis und welchen Spielraum hat Impact Investing in den Schwellenländern? Kurz gesagt: Wir glauben, dass Impact Investing in den Schwellenländern eine grosse Rolle spielen wird.
Was spricht für Impact Investing in den Schwellenländern?
Nirgendwo sind Umwelt- und gesellschaftliche Probleme dringender als in den Schwellenländern. Daten des Internationalen Währungsfonds zufolge leben in diesen Ländern nahezu 6,6 Milliarden Menschen. Das sind 86 % der Weltbevölkerung.
Diese Länder sind den Auswirkungen des Klimawandels am meisten ausgesetzt. Von den zehn Städten, die durch den Klimawandel am meisten gefährdet sind, befinden sich neun in Schwellenländern. Die Luftverschmutzung ist in vielen Schwellenländern ein Problem. Von den 50 Städten mit der grössten Luftverschmutzung befinden sich wiederum 45 in Schwellenländern.
Angesichts des wachsenden öffentlichen Drucks reagieren inzwischen Regierungen auf der ganzen Welt auf diese Herausforderungen. Die meisten Schwellenländer haben das Pariser Klimaabkommen unterzeichnet. Einige verfolgen jedoch einen selektiven Ansatz bei ESG-Themen (Umwelt, Soziales, Governance). Schwellenländer sehen sich mit den grössten Herausforderungen konfrontiert, sodass tiefgreifende Massnahmen erforderlich sind, die unter Umständen die Überprüfung des gesamten Wirtschaftsmodells eines Landes erfordern.
Ohne den Austausch von Technologien mit den Industrieländern könnte dies negative Folgen für ganze Wirtschaftszweige sowie für Beschäftigung und Löhne haben. Und selbst wenn diese Hürden überwunden werden können, gibt es immer noch die Bürokratie: Veränderungen finden im Schneckentempo statt oder werden so lange hinausgezögert, bis der Handlungsdruck zu gross wird.
Börsennotierte Unternehmen spielen hier eine Schlüsselrolle, nicht nur durch ihre Produkte und Dienstleistungen, sondern auch durch die Art und Weise, wie sie ihre Abläufe verwalten, welche Auswirkungen sie auf die Umwelt haben und wen sie beschäftigen. Entscheidungen können direkter und relativ schnell getroffen werden. Das Potenzial zur Einflussnahme von Anlegern ist daher beträchtlich.
Unternehmen der Schwellenländer befinden sich in Sachen Impact Investing und ESG generell noch am Anfang. Dadurch ergeben sich für Anleger Chancen für eine langfristige Beteiligung. In Schwellenländern gibt es grundsätzlich eine grosse Bandbreite an Anlagechancen. Durch die Bereitstellung von Kapital für Unternehmen, die vorab festgelegte Investitionskriterien erfüllen, können diese nachhaltig wachsen und in Zukunft eine grössere Wirkung entfalten.
Die Risiken einer Investition in Schwellenländer
Obwohl wir der Ansicht sind, dass Anleger den grössten Einfluss in den Schwellenländern haben können, verweisen wir darauf, dass Investitionen in Schwellenländern im Vergleich zu anderen globalen Märkten mit höheren Risiken einhergehen können. Dies schliesst das Potenzial für grössere politische, rechtliche, gegenparteiliche, betriebliche und liquiditätsbedingte Risiken ein.
Der Wert der Anlagen und der damit erzielten Erträge kann sowohl steigen als auch fallen, und Anleger erhalten womöglich nicht das ursprünglich eingesetzte Kapital zurück.
Wie funktioniert das in der Praxis?
Einer der Grundpfeiler von Impact Investing ist, dass der gesellschaftliche Nutzen beabsichtigt und messbar sowie wesentlich und nachhaltig sein sollte. Was bedeutet das im Detail?
Beabsichtigt: es besteht eine nachweisliche Absicht eines Unternehmens, einige unserer sozialen oder ökologischen Probleme zu lösen.
Messbar: die Notwendigkeit für Unternehmen, die Ergebnisse ihrer Aktivitäten für Menschen und den Planeten zu quantifizieren.
Wesentlich: die Anforderung an die Produkte und Dienstleistungen von Unternehmen, einen wesentlichen Beitrag zur Lösung eines oder mehrerer Umwelt- oder Sozialprobleme zu leisten.
Nachhaltig: die Voraussetzung für Unternehmen, im Einklang mit den Interessen aller ihrer Stakeholder zu operieren.
Diese Kriterien sind entscheidend dafür, wie wir über Impact Investing in den Schwellenländern denken. Bei der Investition in Unternehmen stellen wir uns drei wichtige Fragen:
- Gesellschaftlicher Beitrag: Trägt das Unternehmen zu einer besseren Zukunft für alle bei? Um den gesellschaftlichen Beitrag zu bestätigen und zu identifizieren, verknüpfen wir jedes Unternehmen mit einem primären SDG.
- Nachhaltigkeit: Ist das Unternehmen langfristig orientiert? Dies untermauert das Nachhaltigkeitsziel. Wir investieren nur in Unternehmen, von denen wir glauben, dass sie alle Stakeholder fair behandeln und ihr Geschäft langfristig orientiert führen.
- Finanzielle Rendite: Ist die Aktie eine gute Investition? Wir suchen nach Unternehmen, von denen wir überzeugt sind, dass sie nachhaltige Renditen erzielen, die über ihren Kapitalkosten liegen.
Um die Auswirkungen von Unternehmen auf Gesellschaft und Umwelt besser messen zu können, haben wir unsere eigenen Tools entwickelt, darunter das preisgekrönte SustainEx.
Wie bereits erwähnt, ist das Impact Investing in den Schwellenländern mit einer gewissen Arbeit verbunden. Die Zusammenarbeit mit Unternehmen zur Einflussnahme und die Förderung besserer Praktiken und Offenlegungen sind ein wesentlicher Bestandteil davon.
Nur durch einen regelmässigen Dialog lässt sich feststellen, ob Unternehmen die oben genannten Kriterien erfüllen und sich für die Stakeholder engagieren. Die Bereitschaft der Unternehmen für diese Zusammenarbeit ist allein schon ein Indiz für ihr Interesse an der Nachhaltigkeit.
In den Schwellenländern fehlt es oft an relevanten Daten. Ohne einen Dialog ist es schwer, diese Lücke zu überbrücken. Das Gespräch ist auch eine Gelegenheit, um zu überprüfen, ob die Aussagen des Unternehmens zutreffend sind, und um festzustellen, ob "Greenwashing" vorliegt, was bedeutet, dass Unternehmen grossartige Versprechungen machen, ihren Worten aber keine Taten folgen lassen.
Welche Art von Investitionen könnte diese Kriterien erfüllen?
Es gibt viele verschiedene Unternehmen im Universum für Impact Investing in den Schwellenländern. Dies können Unternehmen sein, die durch ihr Tagesgeschäft zu einem UN-Nachhaltigkeitsziel beitragen, wie z. B. Pharmaunternehmen oder Unternehmen für saubere Energietechnologie. Andere verbessern möglicherweise die Art und Weise, wie sie ihr Geschäft führen, um zur Lösung gesellschaftlicher oder ökologischer Probleme beizutragen.
Als Anleger berücksichtigen wir bei der Analyse von Chancen eine Reihe von quantitativen und fundamentalen Faktoren. Die folgenden Beispiele veranschaulichen, wie wir die oben genannten Kriterien analysieren. Dies stellt keine Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren der genannten Unternehmen dar. Wie immer sind Bewertungen alles. Gute Unternehmen tätigen nicht immer gute Investitionen, und unsere Kommentare sind keine Meinung zum Wert der Aktien oder des Preises des betreffenden Unternehmens.
WEG hat seinen Hauptsitz in Brasilien und ist ein globaler Anbieter von Elektrogeräten. Das Unternehmen trägt dazu bei, den Anteil erneuerbarer Energielösungen und Motoren mit höherem Wirkungsgrad zu steigern, worauf jeweils rund 20 % des Umsatzes entfallen.
WEG ist vertikal integriert und hat eine eigene Giesserei. Es kann alte Motoren ersetzen und die Materialien wiederverwerten. Ausserdem investiert es in Elektromobilität bei Bussen und Flugzeugen und in die Energiespeicherung. Es liefert Ausrüstungen für den Wasser-/Sanitätssektor, der in Brasilien einen hohen Investitionsbedarf aufweist.
Gedeon Richter ist ein spezialisierter Pharmakonzern mit Sitz in Ungarn. Er ist in über 38 Ländern auf der ganzen Welt vertreten.
Die Hauptwirkungsbereiche für Gedeon Richter sind die Bereitstellung spezialisierter Arzneimittel für die Gesundheitsversorgung von Frauen, das Zentralnervensystem und Biosimilars. Letztere ähneln bereits zugelassenen Arzneimitteln, deren Patent abgelaufen ist. Im Gegensatz zu Generika weisen diese biologischen Arzneimittel eine grössere natürliche Variabilität auf und sind komplexer in der Herstellung.
Samsung SDI ist ein weltweit führender Anbieter von Batterien für Elektrofahrzeuge und Energiespeichersysteme aus Südkorea.
Das Unternehmen veröffentlicht seit 2003 Nachhaltigkeitsberichte. Es bietet detaillierte Offenlegungen zur Lieferkette und ist branchenführend in Bezug auf Prüfung und Risikobewertung im Kobaltabbau. Neben den Vorteilen seiner Hauptprodukte strebt Samsung SDI auch die Senkung seiner Treibhausgasemissionen und des Energieverbrauchs bei der Batterieherstellung an.
Seit Covid-19 ist Impact Investing in den Schwellenländern wichtiger denn je
Wir halten das Potenzial dafür, dass Anleger hier Einfluss nehmen und einige der vielen globalen Herausforderungen lösen können, für enorm. Die Nachhaltigkeitsziele der UN bieten einen Rahmen, der diesen Prozess untermauert. In Bezug auf ihre Nützlichkeit besteht weltweit ein Konsens zwischen Regierungen und Unternehmen. Zum Beispiel hat China angekündigt, bis 2060 klimaneutral sein zu wollen. Die Politik dürfte die Anstrengungen zur Nachhaltigkeit zunehmend unterstützen.
In den Schwellenländern haben die Folgen der Covid-19-Pandemie dieses Bedürfnis noch verstärkt. Da sich die Pandemie inzwischen zu legen beginnt, dürften Umwelt- und soziale Probleme noch stärker in den Vordergrund rücken. Bessere Werkzeuge zur Analyse und Überwachung von Unternehmen und deren Geschäftstätigkeit bedeuten, dass die Macht, Veränderungen voranzutreiben, in den Händen der Anleger liegt.
Der demografische Wandel ist ein weiterer Faktor, von dem wir erwarten, dass er die Nachfrage nach Impact Investing erhöhen wird. Wir denken insbesondere an die sich abzeichnende Verschiebung, wenn der Wohlstand in die Hände der Millennials und der Generation Z gelangt. Diese Generationen legen auf Themen wie die Wirkung von Unternehmen grösseren Wert und verlangen daher eher, dass ihre Investitionen im Einklang mit ihren Wertvorstellungen stehen.
Das Argument für Impact Investing war noch nie so überzeugend wie heute.
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