Fatale Folgen? |
05.01.2019 20:12:00
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Brexit 2019: Das erwarten Finanzexperten
Im Jahr 2019 werden die Weichen für die zukünftige Beziehung zwischen der Europäischen Union und dem Vereinigten Königreich gestellt. Diese politischen und wirtschaftlichen Entscheidungen werden dann wahrscheinlich über viele Jahre bemerkbar bleiben.
Britisches Pfund verliert massiv an Wert
Diese enorme Unsicherheit beunruhigt, neben den Briten selbst, auch die Wirtschaft des Landes und die europäischen und internationalen Börsen. Auch das britische Pfund leidet seit dem Austrittsvotum unter einem massiven Schwächeanfall. Einen Tag vor dem Referendum am 22. Juni 2016 kostete ein Pfund Sterling noch 1,3025 Euro. Gegenwertig, rund zweieinhalb Jahre nach der Entscheidung, kostet ein Pfund Sterling nur noch 1,1084 Euro und somit rund 15 Prozent weniger.
Folgen eines No-Deal-Brexits
Sollten sich die Europäische Union und das Vereinigte Königreich nicht bis zum 29. März 2019 auf ein klar geregeltes Austrittabkommen einigen, dürfte der EU-Austritt der Briten in einem politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Chaos enden. Für den Fall dieses sogenannten harten Brexits bereitet die EU-Kommission schon seit längerem einen Notfallplan vor. Denn sollte es tatsächlich einen Austritt ohne Abkommen geben, würde Großbritannien am 29. März 2019 schlagartig aus der Zollunion und dem EU-Binnenmarkt ausgeschlossen werden - dies hätte nicht zuletzt auch für Deutschland gravierende Auswirkungen.
Crash am Immobilienmarkt
Schon jetzt hat das britische Pfund aufgrund des Brexit-Votums rund 15 Prozent seines Wertes verloren. Die Bank von England rechnet nun damit, dass die Währung im Fall eines harten Brexits, also einem Austritt ohne Abkommen, weitere 25 Prozent an Wert verlieren könnte. Des Weiteren gehen die britischen Zentralbanker davon aus, dass auch die Preise auf dem Immobilienmarkt um bis zu 30 Prozent fallen könnten.
Umsatzeinbußen für deutsche Konzerne
Ein erstarkender Euro und ein verbilligtes Pfund würden für Anleger aus dem Euro-Währungsgebiet eine Katastrophe bedeuten, da alle britischen Aktien in Euro massiv an Wert verlieren würden. Natürlich würde dies nicht nur britische Unternehmen tangieren, durch die engen wirtschaftlichen Beziehungen wäre auch eine Vielzahl an Unternehmen aus Kontinentaleuropa betroffen. Gerade für die Exportnation Deutschland, die Waren im Wert von rund acht Milliarden Euro nach Großbritannien verschifft, wäre diese massive Abwertung des Pfund problematisch, da sich so die Importe für die Briten extrem verteuern würden.
Unternehmen hamstern Importware
Laut der Kreditversicherungsgruppe Euler Hermes soll es bei britischen Unternehmen und Privathaushalten schon jetzt zu "Hamsterkäufen wie nach einer Sturmwarnung" kommen. Gerade die großen britischen Industriekonzerne horten nun schon Importwaren, welche für eine reibungslose Produktion dringend benötigt wird.
Weitere Folgen eines No-Deal-Brexits
Sollte es bis zum 29. März 2019 nicht zu einer Einigung zwischen Großbritannien und der EU kommen, dürften auch viele Airlines ihre Lizenz verlieren, um von Kontinentaleuropa nach London zu fliegen. Die europäischen Flugbetreiber sind dann auf eine Sondergenehmigung der britischen Regierung angewiesen. Auch die neuen Grenzformalitäten stellen die Häfen und Betreiber des Eurotunnels vor ein neues Problem. Damit die neuen Formalitäten an den Flughäfen und Seehäfen nicht im Chaos für den Personen- und Warenverkehr enden, will der deutsche Zoll nun rund 900 neue Beamte einstellen.
Die Hoffnung stirbt zuletzt
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt besteht jedoch noch die Hoffnung, dass ein solch chaotischer Zustand abgewendet werden kann. Denn am 16. Januar stimmt das britische Unterhaus erneut über das Abkommen mit der EU ab. Sollten sich beide Parteien links und rechts des Ärmelkanals kompromissbereit zeigen, ist es durchaus möglich, dass so bis Ende März ein annehmbares Abkommen feststeht.
Theresa May verschafft sich noch mehr Zeit
Die ursprünglich für den 11. Dezember 2018 geplante Abstimmung im Unterhaus über die Annahme des Abkommens mit der EU wurde von Theresa May vorerst abgesagt, da die Premierministerin befürchtete, dass weiterer Klärungsbedarf im Parlament besteht.
Nun ist die konstruktive Mitarbeit im Parlament gefragt
So ruft auch der aktuelle Brexit-Minister Stephen Barclay zu einem konstruktiven Diskurs im Parlament auf. "Es reicht nicht, dass das Parlament nur sagt, was es nicht will. Die Abgeordneten, die nicht für den Deal stimmen wollen, müssen sich die Frage stellen: Wofür gibt es einen Konsens im Parlament und worauf würde sich die EU einlassen? Das Parlament muss diese Abkommen unterstützen," so Barclay.
"Wir befinden uns in einem krisenhaften Moment"
Auch der Labour-Abgeordnete Chukka Ummuna erkennt den Ernst der Lage und hält eine parteiübergreifende Zusammenarbeit für unabdingbar. "Wir befinden uns in einem krisenhaften Moment. Wir sollten im nationalen Interesse zusammenarbeiten, um aus diesem Schlamassel rauszukommen, in dem wir uns befinden," so das Labour-Mitglied.
Anleger halten die Füße still
Sollte sich das britische Unterhaus am 16. Januar 2019 auf das schon vorliegende Austrittsabkommen mit der EU einigen können, stehen die Chancen gut, dass ein No-Deal-Brexit mit sämtlichen negativen Folgen abgewendet werden kann. Anleger, die aus dem Euro-Währungsraum nun diverse Pfund-Investitionen vornehmen möchten, sind gut beraten, diese beiden Termine genau im Auge zu behalten. Denn sollte es aus diversen Gründen bis zum 29. März 2019 nicht zu einer Einigung zwischen den Inselbewohnern und den Kontinentaleuropäern kommen, dürfte sich neben dem Pfund Sterling auch der britische Leitindex FTSE 100 auf Tauchstation begeben.
Pierre Bonnet / finanzen.ch
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