Scharfe Kritik |
22.08.2023 22:10:00
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"Das Finanzsystem ist kaputt": Ex-Credit Suisse-Topmanager Lenny Fischer rechnet mit Bankenbranche ab
Der Zusammenbruch der Credit Suisse im März war ebenso wie die gleichzeitige Regionalbankenkrise in den USA Beweis dafür, dass der Bankensektor auch 15 Jahre nach der Finanzkrise von 2008 weiterhin sehr krisenanfällig ist. Der Ex-Topbanker Leonard "Lenny" Fischer geht in seiner Kritik sogar noch einen Schritt weiter.
• Schon mehrfach trat Fischer als Kritiker der Bankenbranche auf
• Fischer legte 2017 einen Zukunftsfonds mit Kai Diekmann auf
Kritiker der aktuellen Finanzordnung erhielten im Frühjahr des laufenden Jahres mehrere Anlässe, ihre Vorwürfe gegenüber der internationalen Bankenbranche zu erneuern. Erst kollabierte die Credit Suisse - die Übernahme durch die einstige Schweizer Rivalin UBS verhinderte womöglich deutlich grösseren Schaden - und dann mussten zahlreiche US-Regionalbanken wie die Silicon Valley Bank (SVB) und die First Republic Bank Insolvenz anmelden, weil zu Niedrigzinszeiten abgeschlossene Anleiheninvestments im Laufe der offensiven Leitzinserhöhungen vonseiten der Zentralbanken enorme Kursverluste verursachten. Auch wenn es seitdem etwas ruhiger wurde, halten viele Skeptiker an ihrer Bankenkritik fest.
Gegenwärtiges Bankensystem ist "kaputt"
Zu den prominentesten Gegnern der aktuellen Finanzordnung kann man Leonard "Lenny" Fischer zählen. Der 60-Jährige, der Ende der 1990er-Jahre als der Nachwuchsstar in der Bankenbranche bekannt wurde, bezeichnete kürzlich in einem Interview mit der "Welt" das Finanzsystem als "kaputt". Die jüngsten Turbulenzen rund um die CS und die US-Regionalbanken seien ein Beweis dafür, dass sich das System überholt habe. Es werde immer mehr Geld aus dem Nichts geschaffen, die Finanzordnung koppele sich immer mehr von der Realwelt ab. Deshalb ist Fischer der Meinung, dass es "beendet werden muss." Die Einführung einer alternativen Bankenordnung sei dringend notwendig - andernfalls handele es sich nur um eine Frage der Zeit, bis die nächste Bankenkrise die Weltwirtschaft erschüttere.
Fischer: Ein Mann der kernigen Aussagen
Es ist nicht das erste Mal, dass Fischer scharfe Worte der Kritik an den Bankensektor richtet. Der ehemalige Top-Banker, der 1999 bereits als 36-Jähriger in den Vorstand der Dresdner Bank aufrückte und drei Jahre später einen Platz in der CS-Geschäftsleitung einnahm, tritt wiederholt als Mahner seiner Berufskollegen auf. Schon während der Finanzkrise sprach er im April 2009 in einem Interview mit dem "Handelsblatt" davon, dass "die Finanzindustrie sich kollektiv blamiert hat." Fischer warf der Finanzindustrie ein Versagen hinsichtlich des Risikomanagements vor. Die "Übermathematisierung" der Bankenwirtschaft sei "kolossal und katastrophal gescheitert". 2022 erzählte Fischer in einem "Stern"-Interview von seinen Erfahrungen in der Bankenwelt. "Für die Art, wie wir damals gelebt haben, wird man heute garantiert gefeuert", sagte Fischer in diesem Rahmen und verwies auf den exzessiven Drogenkonsum sowie ausschweifende Partys seiner Bankerkollegen.
"Digitale Vermögensverwaltung" von Fischer und Kai Diekmann
Fischer ist trotz seiner scharfen Kritik weiterhin in der Bankenbranche tätig. Seit 2007 ist er mittlerweile der Co-Chef des Finanzinvestors RHJ International, der im März 2015 in BHF Kleinwort Benson Group umfirmierte. Ebenfalls fungiert Fischer als Aufsichtsratsvorsitzender der BHF-BANK in Frankfurt. Im November 2017 sorgte Fischers Ankündigung, gemeinsam mit dem Ex-"BILD"-Chefredakteur Kai Diekmann - einem altem Schulfreund aus Bielefelder Zeiten - einen Zukunftsfonds aufzulegen, für Aufmerksamkeit in Expertenkreisen. Fischer und Diekmann wollten laut einem Artikel der "FAZ" eine "digitale Vermögensverwaltung" aufbauen, die rund 20 Milliarden Euro von Privatanlegern verwalten und parallel zur Vermögensverwaltung eine "journalistisch unabhängige Finanzwebseite" mit redaktionellen Beiträgen zur Wirtschaft anbieten soll. Diese ambitionierten Ziele sind aber noch meilenwert entfernt - nach Informationen des "Private Banking Magazine" betrug das Fondsvolumen am 31. Juli 2023 lediglich 28,5 Millionen Euro.
Redaktion finanzen.ch
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