Zurück geht es hier Grüezi! Sie wurden auf finanzen.ch, unser Portal für Schweizer Anleger, weitergeleitet.  Zurück geht es hier.
Expertenkolumne 24.04.2025 09:59:33

Effizienter handeln: wie Technologie den Obligationenmarkt transformiert

Effizienter handeln: wie Technologie den Obligationenmarkt transformiert

Automatisierung und Datenzugang haben den Obligationenhandel grundlegend verändert. Nun steht mit künstlicher Intelligenz der nächste Technologiesprung bevor. Gefragt ist dabei das Zusammenspiel aus Digitalisierung und menschlichem Urteilsvermögen.

Der Obligationenhandel hat in den letzten Jahrzehnten eine bemerkenswerte Transformation hin zu hochautomatisierter, datengetriebener Verarbeitung durchlaufen, die Geschwindigkeit, Skalierbarkeit und Effizienz auf ein völlig neues Niveau hebt. Zwei zentrale Entwicklungen trieben diesen Wandel voran: technologische Innovationen und die zunehmende Automatisierung. Heute umfasst der globale Bondmarkt ein Volumen von über 141 Billionen Dollar1, und Obligationen werden rund um die Uhr gehandelt.

Noch vor rund 30 Jahren verlief der Handel mit Obligationen weitgehend manuell: Portfoliomanager verfassten ihre Handelsanweisungen von Hand und gaben sie an Trader weiter, die Preise telefonisch oder über Bloomberg-Terminals verhandelten und die Aufträge manuell ausführten - ein zeitaufwendiger und fehleranfälliger Prozess, der in einer immer schneller werdenden Finanzwelt langfristig nicht mehr praktikabel war.

Der Aufstieg der Maschinen

Die Lösung für diese Ineffizienzen war Automatisierung. Die Einführung von Order-Management-Systemen (OMS) brachte eine erste grundlegende Veränderung. Mit der Implementierung von Plattformen wie Simcorp, LatentZero Minerva oder Charles River konnten Handelsaufträge erstmals elektronisch erstellt und direkt an die Handelsabteilung übermittelt werden. Dies beschleunigte den Prozess und erhöhte die Abwicklungsgenauigkeit. Gleichzeitig ermöglichten diese Systeme, Aufträge nach Kriterien wie Währung oder Obligationentyp zu gruppieren und effizient zu bearbeiten, und der Handel wurde zentralisiert: Aufträge gingen sofort an die zuständigen Desks - etwa Kredit- oder Schwellenlandtrader -, was die Zeit bis zur Ausführung deutlich verkürzte.

Die Handelssysteme wurden zunehmend mit Daten angereichert, um fundiertere Entscheidungen zu ermöglichen. Neben OMS kamen Execution-Management-Systeme (EMS) zum Einsatz, die interne und externe Handelsdaten, Echtzeitpreise und Axe-Daten (Handelsinteressen) integrierten und so die Effizienz steigerten.

Nach der Zentralisierung der Aufträge rückte die Ausführung in den Fokus. Der Handel mit festverzinslichen Wertpapieren teilt sich grob in zwei Gruppen: in Low-Touch-Orders, also kleinere Aufträge in liquiden Obligationen wie Staats- oder Investment-Grade-Papieren, und in High-Touch-Orders mit grösseren Volumen in weniger liquiden Anlagen wie Schwellenland- oder Hochzinsobligationen.

Für Low-Touch-Orders setzten sich elektronische Kommunikationsnetzwerke (ECN) durch. Über FIX-Verbindungen (ein Kommunikationsprotokoll für den internationalen Handel) konnten Transaktionen in Echtzeit ausgelöst und bei mehreren Gegenparteien gleichzeitig angefragt werden. Der elektronische Handel nahm rasch zu, von einzelnen Preisabfragen bis hin zur Transaktion ganzer Anleiheportfolios.

Die nächste Stufe: smarter, schneller, digitaler

Der elektronische Handel verschaffte Handelsabteilungen auf Käuferseite Skalierbarkeit, Effizienz und globale Vernetzung. Selbst individuell ausgehandelte Geschäfte laufen heute über digitale Plattformen - unterstützt durch eine wachsende Zahl alternativer Liquiditätsanbieter. Neue Datenquellen ermöglichen fundierte Entscheidungen, präziseres Benchmarking und eine bessere Analyse von Handelskosten.

Ein Blick in die Zukunft zeigt, dass künstliche Intelligenz (KI) eine zentrale Rolle in der weiteren Entwicklung des Obligationenhandels spielen dürfte. KI-gestützte Systeme haben das Potenzial, die Effizienz weiter zu steigern, indem sie Aufträge automatisch priorisieren, optimieren und ausführen. Besonders in Portfolios mit geringer Umschlagshäufigkeit könnte KI dazu beitragen, den Verwaltungsaufwand zu reduzieren und Portfoliomanagern mehr Zeit für strategische Überlegungen zu verschaffen. Während KI heute noch in den Anfängen ihrer Anwendung im Bondhandel steckt, zeigt die Vergangenheit, wie schnell technologischer Fortschritt neue Standards setzen kann.

Trotz all dieser Innovationen bleibt der Mensch weiterhin zentral. Erfahrene Händler wissen, wann und wie sie Technologien einsetzen müssen, um die besten Ergebnisse für ihre Kunden zu erzielen. Das Zusammenspiel aus neuen Technologien und fachlichem Know-how bietet nicht nur Kostenvorteile, sondern schafft auch die Grundlage für künftigen Fortschritt. In einer dynamischen Marktwelt ist es entscheidend, sowohl agil als auch neugierig zu bleiben. Denn während die Technologie den Rahmen setzt, entscheidet letztlich das menschliche Urteilsvermögen über den Erfolg.

Autor: Lee Sanders, Head of Trade Execution Forex and Fixed Income bei AXA IM

Weitere Links:


Bildquelle: alexskopje / Shutterstock.com

finanzen.net News

Datum Titel
{{ARTIKEL.NEWS.HEAD.DATUM | date : "HH:mm" }}
{{ARTIKEL.NEWS.BODY.TITEL}}