Hohe Aufwendungen belasten |
01.08.2019 17:57:00
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BMW verzeichnet Gewinneinbruch trotz Umsatzplus - BMW-Aktie im Plus
Der designierte neue BMW-Chef Oliver Zipse muss den Autobauer zu Beginn seiner Amtszeit durch schwieriges Fahrwasser führen.
Am Markt war damit aber gerechnet worden. Die BMW-Stammaktie lag letztlich mit 0,99 Prozent im Plus bei 67,49 Euro, während der deutsche Leitindex auch etwas zulegte. Die Zahlen zum zweiten Quartal seien wie erwartet ausgefallen, urteilten Analysten wie JPMorgan-Experte Jose Asumendi und sein Goldman-Sachs-Kollege George Galliers. Zuletzt hatten Unternehmen aus der Branche mit wenigen Ausnahmen wie etwa Volkswagen eher schlechte Nachrichten vorzuweisen.
Der noch amtierende und in zwei Wochen abtretende Vorstandschef Harald Krüger sieht den Konzern weiter auf Kurs, den Absatz im Gesamtjahr leicht zu steigern. "Wir treiben konsequent neue Technologien voran, um die enormen Herausforderungen erfolgreich zu meistern, mit denen unsere Branche in der aktuellen Transformation konfrontiert ist", sagte er.
"Die Automobilunternehmen werden sich auf nachhaltige Mobilität komplett einstellen müssen", gab Krüger seinem Nachfolger Zipse mit auf den Weg. BMW sei dafür aber gut gerüstet, zog er Bilanz nach nur vier Jahren an der Konzernspitze. In seiner Zeit seien viele Dinge entschieden worden, die erst in den kommenden Jahren zum Tragen kämen.
Seiner Ansicht nach ist in der Autoindustrie künftig vor allem Geschwindigkeit gefordert, um auf Entwicklungen und Umbrüche zu reagieren, nicht mehr so sehr die schiere Grösse. Viele hatten Krüger selbst Zaghaftigkeit unter anderem in der Elektrostrategie von BMW vorgeworfen. Nach dem Start des vollelektrischen i3 im Jahr 2013 bremste der Konzern die Bemühungen in dem Feld, wohl auch wegen der hohen Kosten.
Die Folge: Der US-Elektroautopionier Tesla drängt mit seinem Massenmodell Model 3 immer stärker in eine Domäne der Münchner vor, in die sportliche Premium-Klasse. Erst 2020 kann BMW zudem mit dem iX3 den ersten Vollelektro-SUV liefern - und liegt damit hinter den Rivalen Mercedes-Benz (EQC) und Audi (E-tron).
Die Herausforderungen bei BMW sind zahlreich. Die Kosten für Forschung und Entwicklung lagen im Quartal mit 1,4 Milliarden Euro 5,9 Prozent über dem Vorjahreswert. Die Investitionen in Sachanlagen stiegen um mehr als ein Drittel. BMW investiert in neue Modelle und baut die Werke für die gleichzeitige Fertigung von Verbrennern und Elektromotoren auf den gleichen Linien um.
Der Barmittelzufluss aus dem Autobau betrug nun nur noch 869 Millionen Euro und damit nur noch gut die Hälfte vom Jahr zuvor. Finanzchef Nicolas Peter sprach aber von einem soliden Wert angesichts hoher Vorleistungen. Der Barmittelzufluss gibt Investoren sowohl Aufschluss über den Spielraum für die Dividende als auch über die Ausgabendisziplin. Im Gesamtjahr soll sich der Wert dem aus dem Vorjahr von 2,7 Milliarden Euro "annähern", sagte Peter.
Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern sackte im zweiten Quartal um ein Fünftel auf 2,2 Milliarden Euro ab. In der Autosparte sank die operative Marge um mehr als zwei Prozentpunkte auf 6,5 Prozent. Man hätte sich auch vorstellen können, die Kundenrabatte in Europa und den USA noch stärker zu senken, sagte Finanzchef Peter. Der Markt habe das aber nicht hergegeben. Wechselkurseffekte und höhere Rohstoffpreise belasteten das Ergebnis zusätzlich.
Auf Jahressicht will BMW bei der Marge in der Autosparte nach wie vor einen Wert zwischen 4,5 und 6,5 Prozent herausholen. Wegen der 1,4 Milliarden Euro schweren Rückstellung für eine mögliche EU-Kartellstrafe im ersten Quartal liegt der Wert nach dem ersten Halbjahr bisher nur bei 2,8 Prozent. NordLB-Analyst Frank Schwope zweifelte denn auch am Gelingen. Eine Gewinnwarnung von BMW nach dem Amtsantritt von Zipse in gut zwei Wochen würde ihn nicht überraschen.
Unter dem Strich fiel der Gewinn im zweiten Quartal um mehr als ein Viertel auf 1,48 Milliarden Euro, auch weil das Carsharing-Gemeinschaftsunternehmen mit Daimler zunächst Verluste einfährt. Der Umsatz zog um knapp drei Prozent auf 25,7 Milliarden Euro an. Dazu trugen Wechselkurseffekte sowie steigende Erlöse bei Finanzdiensten und bei den Motorrädern bei. Aber auch die Autosparte legte leicht zu. Das liege auch am steigenden Absatz von teureren SUVs, hiess es.
Um den Problemen in der Branche zu begegnen, hatte BMW bereits ein Sparprogramm aufgelegt, das bis Ende 2022 insgesamt 12 Milliarden Euro erzielen soll. Diesen Plan muss nun Zipse umsetzen. Die Entwicklung neuer Modelle soll schneller werden, fast die Hälfte der heutigen Antriebsvarianten dürfte entfallen. Die Mitarbeiterzahl soll 2019 nicht wachsen.
Für BMW ebenfalls ein grosses Thema ist der anstehende Brexit, bei dem sich nach der Wahl von Hardliner Boris Johnson zum neuen Premier ein eher ruckartiger Austritt ohne Abkommen abzeichnet. BMW sei auf alle Szenarien vorbereitet, sagte Krüger. Der Konzern baut den Mini in Oxford. Die Münchner betonen aber, den Kleinwagen auch woanders fertigen zu können. Auf eine Entspannung der mauen Branchenstimmung kann Zipse zum Auftakt kaum hoffen. "Wir sehen, dass wir ein sehr volatiles Umfeld haben, dass freier Welthandel keine Selbstverständlichkeit mehr ist", sagte Krüger.
FRANKFURT (Dow Jones) / MÜNCHEN (awp international)
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