GDR-Boom |
22.03.2023 22:10:00
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Darum drängen immer mehr chinesische Unternehmen an die Schweizer Börse

Bereits zehn chinesische Unternehmen sind an der Schweizer Börse notiert und noch mehr als 30 weitere haben ihr Vorhaben, an die Schweizer Börse zu gehen, angekündigt.
• Staatlich verordneter Run auf die SIX
• Chinesische GDR-Börsengänge erleben einen Boom
Immer mehr chinesische Unternehmen an der Schweizer Börse
Angefangen hat der Boom chinesischer Unternehmen in der Schweiz bzw. der staatlich verordnete Run auf die SIX im Juli vergangenen Jahres, als vier chinesische Unternehmen den Gang an die Schweizer Börse wagten, wie die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) berichtet. Das Unternehmen Gotion High-Tech, das sich mit der Forschung und Entwicklung von Batterietechnologie befasst, die Keda Industrial Group, ein Hersteller von Baumaschinen sowie der Medizintechnikkonzern Lepu Medical waren unter den Ersteinsteigern. Der jüngste Börsengang aus China an der SIX fand am 22. Februar mit dem Unternehmen Zhejiang Hangke Technology statt. Insgesamt sind bereits zehn chinesische Unternehmen an der Schweizer Börse notiert, viele weitere warten noch auf die Kotierung.
Vor bereits 15 Jahren gab es schon einmal einen Run chinesischer Unternehmen ins Ausland. Damals ging es vom Reich der Mitte aus an die Börsen in Frankfurt und in London. "Wochenlang reisten damals Vertreter der Börse Frankfurt mit Investmentbankern im Gefolge, allesamt berauscht vom Boom in China, durchs Land auf der Suche nach überzeugenden Kandidaten," erklärt die NZZ. Jedoch stellte sich der deutsche Vorstoss nach China letztendlich als ein Flop heraus. Seit dieser Zeit hat China jedoch gerade bei Zukunftstechnologien, so zum Beispiel in der Medizintechnik oder bei der Entwicklung von Lithium-Batterien für Elektroautos, beachtenswerte Fortschritte gemacht. Bei den Unternehmen, die jetzt den Gang an die europäischen Börsen wagen, handelt es sich vor allem um grosse, gereifte Firmen mit international aufgestellten Geschäftsmodellen.
Deshalb zieht es chinesische Unternehmen an die Schweizer Börse
Grund für das Streben an die Schweizer Börse durch chinesische Unternehmen sind vor allem geopolitischen Unsicherheiten. Besonders der sich rasant verschärfende Konflikt zwischen China und den USA spielt dabei eine grosse Rolle. Während die Regierung der USA die Hürden für Kotierungen chinesischer Unternehmen an der dortigen Börse seit einigen Jahren immer höher legt, suchen chinesische Unternehmen wiederum vermehrt anderweitige Wege zur Aufnahme von Kapital, und das sogar auf Drängen der chinesischen Regierung. Eine Fondsmanagerin in Hongkong spricht im Hinblick auf diese Tatsache von einem "Back-up-Plan der chinesischen Regierung", so die NZZ weiter. "Gerade bei Batterien für die Elektromobilität hat China einen Wettbewerbsvorteil. Diese Firmen zieht es nun zur Expansion ins Ausland," erklärt Mandy Zhu, Head of Global Banking bei der UBS , die einige der Börsengänge in der Schweiz begleitet hat.
Mit dem im Ausland gewonnenen Kapital wollen die Unternehmen dann international expandieren, beispielsweise mit neuen Fabriken in Europa. Viele Unternehmen streben nämlich danach, ihre Produktionen geografisch zu diversifizieren, um so gegen Unterbrechungen von Lieferketten gewappnet zu sein. Bisher scheint das Interesse der Investoren an den chinesischen Wertpapieren jedoch noch verschwindend gering zu sein.
Boom für chinesische GDR
Die Unternehmen, die es an die Schweizer Börse zieht, sind an den Heimatbörsen Shanghai oder Shenzhen im Segment für A-Aktien gelistet. A-Aktien sind Aktien, in die in China ansässige Anleger investieren können. Die Kotierung an der SIX - oder anderen Börsen in Europa - erfolgt dann über sogenannte Global Depositary Receipts (GDR). "GDR sind nach dem Vorbild der American Depository Receipts (ADR) entwickelte Hinterlegungsscheine, die das Eigentum an Aktien verbriefen. Ein GDR kann sich auf eine, mehrere oder auch nur auf einen Aktienbruchteil beziehen. GDRs werden an Börsen weltweit stellvertretend für die Original-Aktie gehandelt," erklärt die Deutsche Börse.
Chinesische GDRs erlebten in diesem Jahr schliesslich einen Boom, nachdem ein kürzlich erweitertes Programm zwischen China und mehreren europäischen Börsen das Börsenzulassungsverfahren vereinfacht hatte, erklärt cash. Den Firmen steht nun der Weg zu den drei europäischen Börsen Frankfurt, London und Zürich offen. "Wir gehen davon aus, dass in den kommenden Monaten mehr GDR-Börsengänge stattfinden werden, da China die Offshore-Kapitalbeschaffung betont," sagte Zhu. Laut Hang Wang, Partner und Co-Leiter der Kapitalmarktpraxis von Baker McKenzie für Hongkong und Festlandchina in Peking, haben ausserdem fast 30 chinesische Unternehmen ihre Absicht angekündigt, sich in der Schweiz listen zu lassen, schreibt cash.
Redaktion finanzen.ch
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