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Aussereuropäische Expansion 28.12.2023 22:10:00

Die Wall Street-Pläne der UBS unter der Lupe: Darum will die Schweizer Grossbank in den USA nur die "Nummer sechs" werden

Die Wall Street-Pläne der UBS unter der Lupe: Darum will die Schweizer Grossbank in den USA nur die

Nach der Credit Suisse-Notübernahme im März ist die UBS die einzig verbliebene Grossbank der Eidgenossenschaft und auch in der internationalen Bankenbranche ein Schwergewicht. Dennoch will die UBS es mit ihren Ambitionen wohl auch nicht allzu sehr übertreiben - vor allem nicht in dem hart umkämpften US-Bankensektor.

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• UBS strebt Expansion an der Wall Street an
• Negative Erfahrungen von 2008 stimmen UBS aber vorsichtig
• Vorsprung der US-Bankengiganten ist sehr gross

Schon seit Monaten macht die UBS kein Geheimnis daraus, in dem riesigen, stark kapitalisierten und prestigeträchtigen US-Bankensektor expandieren zu wollen. Die eidgenössische Grossbank wittert in den enormen Umwälzungen, die 2023 die globale Bankenbranche erfassten - neben der Übernahme der Credit Suisse sorgte vor allem die Insolvenz diverser US-Regionalbanken für grosse Verwerfungen - eine Chance, wieder an der Wall Street zu expandieren.

UBS setzt sich in den USA realistische Ziele

Besonders im Bereich der Vermögensverwaltung sieht der im April wieder auf den Chefposten zurückgekehrte Sergio Ermotti hohes Wachstumspotenzial. Auch Iqbal Khan, der Leiter der globalen Vermögensverwaltung, gab gegenüber der "NZZ am Sonntag" ein ambitioniertes Ziel aus: "In den nächsten drei Jahren wollen wir in den USA stark investieren und zu den führenden Anbietern aufschliessen." Die ersten Massnahmen hat die UBS bereits ergriffen: Es wurde eine offensive Rekrutierungskampagne für Senior-Deal-Maker eingeleitet, die Research-Abdeckung erweitert und Kundenkontakte intensiviert.

Jedoch scheint die UBS hinsichtlich der Expansion in den USA realistisch bleiben zu wollen und scheut ein allzu hohes Risiko. Die Grossbank betont, dass auch im grössten Bankenmarkt der Welt die Bäume nicht in den Himmel wachsen. So setzte sich die UBS das ungewöhnliche Ziel, die "Nummer Sechs" in den USA zu werden, wie Rob Karofsky, Präsident der Investmentbank, gegenüber dem "Wall Street Journal" erklärte. Dieses relativ bescheidene Ziel steht im Gegensatz zu den über-optimistischen Ambitionen, die in der Branche oftmals anzutreffen sind.

Die Schwierigkeiten europäischer Banken in den USA

Offenbar hat die UBS aus der jüngeren Vergangenheit ihre Lehren gezogen: So gab es immer mehrere europäische Banken, die bei ihrem Versuch, in den USA Fuss zu fassen, krachend gescheitert sind. Die bekanntesten Beispiele lieferten die Deutsche Bank und die HSBC. Die Dominanz der traditionellen Wall Street-Bankenschwergewichte rund um JPMorgan, Goldman Sachs, Citigroup oder der Bank of America erwies sich für die deutsche und die britische Bank als zu drückend; der Vorstoss in den USA ging jeweils nach hinten los. Es gibt allerdings auch positive Vorbilder, beispielsweise ist die britische Barclays-Bank dank einer klugen Langfriststrategie zu Europa Nummer Eins in Übersee aufgestiegen.

UBS will "die Beste der Anderen" werden

Die UBS mache sich keine Illusionen darüber, dass sie wohl die Position der führenden US-Banken kaum anfechten kann, meint Karofsky. Jedoch will sie "die Beste der Anderen" in den USA sein, also sich unmittelbar hinter den Wall Street-Traditionsbanken einreihen und weltweit von Bedeutung sein. "Die Welt braucht einen europäischen Global Champion, und wir sind gerade der europäische Global Champion geworden", hebt Karofsky hervor.

"Nummer Sechs" werden: Ein schwieriges Unterfangen

Allerdings dürfte auch das Ziel, die sechstgrösste Bank im US-Bankengeschäft zu werden, nicht allzu einfach zu erreichen sein. Allen voran muss sich die UBS auf nur 25 Prozent ihrer Vermögenswerte bei der Kreditvergabekapazität für Transaktionen beschränken. Dies hängt damit zusammen, dass Investoren und Schweizer Behörden und Aufsichtsbehörden vorsichtig sind, was die Rückkehr von UBS zu einem aggressiveren Investment-Banking-Ansatz angeht.

Zudem muss UBS einen grossen Rückstand auf die direkten Konkurrenten in den USA aufholen. Im Jahr 2022 belegte UBS laut "Wall Street Journal"-Informationen im Investmentbanking in Nord- und Südamerika Platz 25. In den vergangenen Jahren schnitt sie in Europa und Asien denn auch deutlich besser ab als in den USA. Frühere Versuche, in den US-Markt einzudringen, waren letztlich nicht von langfristigem Erfolg gekrönt. 2008 erreichte die Grossbank noch den siebten Platz in Nord- und Südamerika und sogar den vierten Platz weltweit. Doch dann machte die Finanzkrise, die der UBS einen Milliardenverlust einbrockte und letztlich die Rettung der UBS durch den Schweizer Staat nötig machte, eine Umstrukturierung der Bank vonnöten.

Der 2011 ernannte CEO Ermotti räumte der Vermögensverwaltung Vorrang vor der Investmentbank ein und wich damit von der früheren Strategie ab, die beiden Säulen gleichrangig zu behandeln. Dieser Ansatz half dabei, die UBS zu stabilisieren. Mittlerweile wird die Hälfte der Milliardäre von der Vermögensverwaltungseinheit der UBS betreut, wie das "Wall Street Journal" berichtet. Auch Karofsky ist sich diesem Tiefpunkt der UBS bewusst. "Wir waren kurz davor, irrelevant zu werden", sagt Karofsky, der über ein Jahrzehnt bei Morgan Stanley arbeitete, bevor er 2014 zur UBS wechselte.

UBS wirbt Barclays-Banker Valla ab

Die UBS scheint nun alles daran zu setzen, die Fehler aus der Vergangenheit nicht noch einmal zu wiederholen. Dafür hat die UBS unter anderem den Banker Marco Valla von Barclays abgeworben, um die Expansion ihrer globalen Banksparte voranzutreiben. Valla, der zuvor auch bei der Credit Suisse war, zeigte sich zunächst skeptisch, liess sich dann aber von Karofskys Vision überzeugen und lobte den vorsichtigen Ansatz von UBS. Mehr als zehn hochrangige Banker von Barclays, insbesondere Tech-Spezialisten, wechselten dann gemeinsam mit Valla zur Mitbewerberin.

Die UBS-Führung konzentriert sich nun darauf, weniger profitable Bereiche abzubauen und sich auf umsatzstarke Sektoren wie Technologie, Gesundheitswesen, Konsumgüter und Industrie zu konzentrieren. Mit über 100 branchenspezifischen Managing Directors, darunter 30 von der Credit Suisse, expandierte die Investmentbank von UBS in den USA erheblich. Ob die neuerlichen Bemühungen der UBS, einen höheren Marktanteil im stark umkämpften - aber auch umso lukrativeren - US-Bankengeschäft zu ergattern, dieses Mal erfolgsversprechender sind, wird sich noch zeigen müssen.

Redaktion finanzen.ch

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