Umwelt-Startup |
03.06.2021 23:06:00
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Grüner Trend: So will Carbios das Problem mit dem Plastikmüll angehen
Während der Corona-Pandemie sind einige andere Probleme vorerst in den Hintergrund gerückt, was jedoch nicht bedeutet, dass sie gelöst sind. Viele dieser Probleme hängen mit der Umwelt oder dem Klima zusammen, weswegen "grüne" Aktien bei Anlegern immer mehr in den Fokus rücken. Eines der Umweltprobleme ist Plastikmüll - das französische Biotech-Unternehmen Carbios hat hierfür eine Lösung parat.
• Plastikmüll als weltweites Zukunftsproblem
• Namenhafte Kooperationen, erste Recyclinganlage soll voraussichtlich im Juni öffnen
Das Unternehmen Carbios
Bei Carbios handelt es sich um ein französisches Biochemie-Unternehmen, welches im Jahr 2011 gegründet wurde. Der Konzern konzentriert sich auf den Bereich der grünen Chemie und entwickelt Lösungen, die dazu beitragen sollen, die Herausforderungen des Umweltschutzes und der Nachhaltigkeit zu bewältigen. Durch die Forschung der letzten Jahre ist es Carbios mithilfe von biotechnologischen Verfahren gelungen, zwei industrielle Prozesse zu entwickeln, die den biologischen Abbau und das Recycling von Polymeren (PET-Kunststoffen) revolutionieren. Durch die Eigenschaften von spezifischen Enzymen kann Plastikmüll effektiv zersetzt werden, sodass es für viele Zwecke wiederverwendet werden kann. Das Ziel ist eine Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe. Viele große Firmen sind an der Technologie der Franzosen interessiert, so bestehen beispielsweise Kooperationen mit Nestlé, PepsiCo, L’Oreal und Michelin.
Plastikmüll als Umweltproblem
Mehr als acht Milliarden Tonnen Kunststoffe sind laut WWF weltweit insgesamt von Menschen hergestellt worden. Mehr als die Hälfte von dieser Masse ist auf Deponien oder in der Umwelt gelandet. Der Rest wurde anderweitig für Infrastrukturbereiche genutzt oder verbrannt. Über 70 Prozent aller Plastikverpackungen können nicht wiederverwertet werden. Pro Jahr gelangen nach Schätzungen allein fünf bis zwölf Millionen Tonnen Plastikmüll in die Weltmeere. Wenn man sich diese Zahlen vor Augen führt, wird schnell deutlich, dass die ökologischen Schäden durch Plastikabfälle immens sind und Carbios an der Lösung eines globalen Problems arbeitet.
Die Geschäftsidee und die Verfahren
Das französische Cleantech-Startup sieht sich in der Aufgabe, die Welt von unnötigem Plastikmüll zu befreien. Kunststoffe generell haben viele wichtige Funktionen, das größte Problem sei der Plastikmüll, der entstehe, so der stellvertretende CEO von Carbios Martin Stephan gegenüber der Biotech-Nachrichtenseite Labiotech. Das Ziel des neuen Recyclingprozesses sei es, Plastik wieder zu einem wertvollen Rohstoff zu machen. Durch das effektivere enzymatische Recycling können PET-Abfälle unendlich oft wiederverwendet werden, ohne dabei stark an Qualität einzubüßen, was der erste Schritt zum Übergang in eine Kreislaufwirtschaft darstelle. Das entwickelte Enzym der Carbios-Forscher "verdaut" alte PET-Kunststoffe, was bedeutet, dass diese in ihre ursprünglichen chemischen Bestandsteile zersetzt werden. Innerhalb von 10 Stunden könne eine Tonne PET-Kunststoff zu 90 Prozent in ihre Bestandsteile zersetzt werden, 7berichtet die Fachzeitschrift Nature. Eine Demonstrationsanlange für den Recycling-Prozess soll im Juni 2021 in der Nähe von Lyon den Betrieb aufnehmen. Außerdem wurde erst vor wenigen Wochen die neue Zusammenarbeit mit dem Reifenhersteller Michelin bekanntgegeben. Die recycelten PET-Kunststoffabfälle sollen für alle Reifen von Michelin genutzt werden können, so heißt es in der Pressemitteilung von Michelin. Damit bestätigt Carbios das Potenzial seines recycelten PETs für mehrere Anwendungsarten wie Flaschen, Kleidung und technischen Fasern, wie sie in Reifen benötigt werden.
Abbaubarer Kunststoff
Das Unternehmen hat außerdem eine enzymatische Technologie zum biologischen Abbau von Einweg-Kunststoffen auf der Basis von PLA (einem Polymer aus biologischem Anbau) entwickelt. Mit dieser Technologie kann eine neue Generation von Kunststoffen geschaffen werden, bei denen die Recycling-Enzyme in das Produkt integriert sind. Unter häuslichen Bedingungen lassen sich diese zu 100 Prozent kompostieren. In einer Zeit, in der die EU eine Vielzahl von Einwegkunststoffen aus dem Verkehr zieht, könnte Carbios auch hier ein Geschäft in einem lukrativen Markt aufbauen.
Die Carbios-Aktie
In den letzten 12 Monaten konnte die Carbios-Aktie in etwa 150 Prozent zulegen und liegt in Paris derzeit bei einem Kaufpreis von 39,58 Euro (01.06.2021). Trotz dieser starken 12-Monats-Performance notierten die Papiere von Carbios noch im Februar bei über 60 Euro und markierten dort ein neues Allzeithoch. Die letzten Monate hat die Aktie, wie viele Aktien aus dem "grünen" Bereich, also stark korrigiert. Ob die Carbios-Aktie schon bald wieder an ihr Hoch aus dem Februar anknüpfen kann und ob sich die das revolutionäre Recyclingverfahren durchsetzt, wird die nächste Zeit spannend zu beobachten sein. Sicher ist, dass grüne Aktien und Nachhaltigkeit immer mehr in den Fokus der Anleger rücken.
Redaktion finanzen.ch
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