Berkshire sucht Zukäufe |
11.01.2020 22:26:00
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Hat Warren Buffett Interesse am Flugzeugbauer Boeing?
Auf der Suche nach passenden Zukäufen könnte nun der US-Flugzeugbauer Boeing die Aufmerksamkeit von Warren Buffett und seiner Investmentholding Berkshire Hathaway erregt haben.
• Boeing-Aktie verlor durch Krise mit 737 MAX an Wert
• Flugzeugbauer würde in Portfolio von Berkshire Hathaway passen
Aktien des Flugzeugherstellers Boeing haben bislang einen guten Jahresstart erwischt: An den ersten Handelstagen des Jahres 2020 konnten die Papiere an der New Yorker Börse um 3,54 Prozent zulegen. Allein am Dienstag stand zum Handelsschluss ein Plus von 1,06 Prozent bei 337,28 US-Dollar an der Kurstafel. Im Handelsverlauf war der Kurs der Luftfahrtaktie sogar um 3,1 Prozent auf 344,19 US-Dollar gestiegen.
Zu verdanken hat Boeing das jüngste Kursplus vor allem dem Gerücht, Warren Buffett könnte mit seiner Investmentholding Berkshire Hathaway bei dem US-Konzern einsteigen. Auch wenn der Starinvestor die Gerüchte auf Anfrage von "CNN" bislang nicht kommentiert hat, gibt es doch einige Faktoren, die dafür sprechen, dass Boeing ein möglicher Kandidat für die Aufnahme ins Portfolio von Berkshire Hathaway sein könnte.
Boeing in der Krise
Der US-Flugzeugbauer befindet sich aufgrund von Problemen mit dem Passagierflugzeug 737 MAX in einer schweren Krise. Nach dem zweiten Absturz einer Boeing 737 MAX innerhalb weniger Monate, bei denen jeweils alle Passagiere und die Crew ums Leben kamen, verhängte die US-Luftaufsichtsbehörde FAA im März 2019 ein Startverbot für die Maschinen. Im Dezember 2019 gab Boeing bekannt, die Produktion des Fliegers vorerst einzustellen, da die Wiederzulassung noch aussteht und bereits produzierte Flugzeuge nicht ausgeliefert werden konnten, sondern zwischengelagert werden müssen. Für das Unternehmen ist das Debakel mit immensen Kosten, einem erheblichen Imageschaden und grossen Klagerisiken verbunden. Ende 2019 trat schliesslich CEO Dennis Muilenburg mit sofortiger Wirkung - und vermutlich unter Druck - von seinem Posten zurück. Auch die Boeing-Aktie wurde nach dem offiziellen Startverbot für die 737 MAX abgestraft und rauschte in die Tiefe. Auch heute noch steht sie rund 24 Prozent unter ihrem 52-Wochen-Hoch.
Für Warren Buffett könnten jedoch der verhältnismässig günstige Aktienkurs und der Abgang von Muilenburg nun den Ausschlag geben, um bei dem Flugzeugbauer einzusteigen. Der Chefwechsel bei Boeing würde einen guten Neuanfang markieren und laut "Seeking Alpha" griff das Orakel von Omaha auch schon in der Vergangenheit zu, kurz nachdem ein sogenanntes Burggraben-Unternehmen - ein Unternehmen, das nach seiner Ansicht einen starken Wettbewerbsvorteil besitzt - in einen Skandal verwickelt war. Denn Buffett weigert sich grundsätzlich, einen zu hohen Preis für eine Aktie zu bezahlen - und durch die Krise dürfte die Boeing-Aktie momentan nicht wirklich überteuert sein. Der Starinvestor signalisierte ausserdem bereits Ende März 2019 im Gespräch mit "CNBC", dass er glaubt, dass die Probleme mit der Boeing 737 MAX überwunden werden können. "Es gibt ein Problem mit dieser 737 MAX von Boeing, aber sie sind 24 Stunden pro Tag dran", so Buffett im Interview. "Sie werden es lösen und das wird nichts an der Industrie ändern".
Boeing-Aktie als ideale Ergänzung für Buffetts Depot
Tatsächlich würden Aktien von Boeing gut ins Portfolio von Warren Buffett passen, denn der Investor setzt bereits seit einigen Jahren stark auf den Transportsektor, genauer gesagt auf Fluggesellschaften. Im Depot seiner Investmentholding Berkshire Hathaway liegen Anteile an Delta Air Lines, Southwest Airlines, United Airlines und American Airlines Group. Ausserdem besitzt der Investor das Privatjetunternehmen NetJets. Die ebenfalls zu Berkshire Hathaway gehörende Firma Precision Castparts ist zudem einer der Boeing-Zulieferer.
Mit einem Einstieg bei Boeing könnte Buffett also das starke Engagement in diesem Bereich weiter ausbauen und in den Sektor der Flugzeughersteller vorstossen, der in seinem Portfolio bislang noch nicht präsent ist. Auch seiner Maxime, dass er nur in Unternehmen investiert, deren Geschäftsmodell er versteht, würde Buffett mit einem Einstieg bei Boeing treu bleiben - und er könnte endlich die hohen Bargeldreserven nutzen, die Berkshire in den letzten Jahren angehäuft hat.
Berkshire Hathaway auf der Suche nach Zukäufen
Laut dem letzten Quartalsbericht verfügt Berkshire Hathaway über rekordhohe Cash-Reserven von 128 Milliarden US-Dollar. Bei einer aktuellen Marktkapitalisierung von rund 190 Milliarden Dollar würde das zwar nicht für eine Komplettübernahme von Boeing reichen, allerdings könnte sich Buffett problemlos einen Anteil im zweistelligen Prozentbereich leisten. KBW-Analyst Meyer Shields sieht Boeing laut "Financial Express" dann auch eher als potenzielles kleineres Investment von Berkshire Hathaway. Jedoch weist auch er darauf hin, dass die Investorenlegende keine überteuerten Deals abschliessen werde, egal wie sehr er einen Zukauf wolle.
Tatsächlich hat Buffett in der jüngsten Vergangenheit mehrere Übernahmen platzen lassen, da er sich nicht auf einen Bieterkampf einlassen wollte, der den Preis nach oben getrieben hätte. So winkte er jüngst bei einer möglichen Übernahme von Tiffany & Co. ab und zog sich bei Tech Data zurück, nachdem ein Konkurrent sein Angebot nachgebessert hatte. Damit hat Berkshire Hathaway seit der Übernahme von Precision Castparts, die im Januar 2016 vollzogen wurde, keinen grossen Zukauf mehr getätigt. In seinem traditionellen Brief an die Aktionäre schrieb Buffett jedoch im Februar 2019, dass er und Munger "auf eine elefantengrosse Übernahme hoffen" würden. "Wir hoffen, in den kommenden Jahren einen grossen Teil unserer überschüssigen Liquidität in Unternehmen zu stecken, die Berkshire dauerhaft besitzen wird", heisst es in dem Aktionärsbrief weiter. Allerdings seien die unmittelbaren Aussichten dafür nicht gut, da die Preise für Unternehmen mit guten Langzeitaussichten viel zu hoch seien.
Zumindest bei der Boeing-Aktie hat sich der Aktienkurs jedoch wieder deutlich verbilligt, seit Buffett diese Zeilen geschrieben hat. Er könnte die Gelegenheit also womöglich nutzen, auch wenn das Unternehmen nicht vollständig in den Besitz von Berkshire Hathaway übergehen dürfte.
Ob Buffett tatsächlich bei Boeing einsteigt, werden die kommenden Wochen zeigen. Dass der Investmentguru irgendetwas plant, lassen jedoch auch die Aktienrückkäufe von Berkshire Hathaway im dritten Quartal 2019 vermuten. Analysten der Investmentbank UBS zeigten sich laut "MarketsInsider" verwundert, dass trotz des hohen Bargeldüberschusses nur Aktien im Wert von 700 Millionen US-Dollar zurückgekauft wurden. "Wird bleiben überrascht, dass die Firma bei den Aktienrückkäufen nicht aggressiver vorgegangen ist", kommentierten die UBS-Analysten um Brian Meredith im November. Womöglich hat Warren Buffett mit dem Geld ja andere Pläne.
Redaktion finanzen.ch
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