Entgegen Vorurteilen |
11.10.2020 17:10:00
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Robinhood-Nutzer bevorzugen laut UCLA-Forscher vor allem grosse Unternehmen
Spätestens seit Beginn der Corona-Krise stürmen Kleinanleger die Aktienmärkte mithilfe von Online-Brokern wie der Trading-App Robinhood - und ernten dafür oftmals Spott von professionellen Investoren. Der UCLA-Professor Ivo Welch veröffentlichte nun Forschungsergebnisse zum Verhalten der Nutzer der beliebten Anwendung und räumt mit Vorurteilen auf.
• Privatanleger machen 20 Prozent der Märkte aus
• Leichte Marktstabilisierung ermöglicht
Wissenschaftliche Untersuchung räumt Vorurteile größtenteils aus
Die Corona-Krise trieb mehr und mehr Kleinanleger auf die Märkte, oft zum Leidwesen von professionellen Investoren, die den Trend um die Broker-App Robinhood kritisch sehen und Nutzern beim Handeln mangelnde Ernsthaftigkeit unterstellen. Ein wissenschaftliches Paper der US-Forschungsorganisation National Bureau of Economic Research kann diese Annahme nun zumindest teilweise widerlegen. So soll sich die Mehrheit der App-Nutzer nicht auf "Modeaktien" gestürzt, sondern eher in traditionelle Werte investiert haben. Der Wirtschaftswissenschaftler Ivo Welch von der University of California, Los Angeles veröffentlichte seine Erkenntnisse zur Nutzung des Online-Brokers im September unter dem Titel "Retail Raw: Wisdom of the Robinhood Crowd and the Covid Crisis". Der Fokus der Nutzer soll zwischen 2018 und 2020 auf eindeutigen Gewinnern und Verlierern der Märkte gelegen haben. "Interessanterweise galt diese Vorliebe sogar für den gesamten Aktienmarkt während der COVID-Krise im März 2020, was auf das Fehlen von Panik und Verlustausgleichen hinweist", schrieb Welch.
Kleinanleger spielen eine immer wichtigere Rolle
Dabei ist die Gruppe der Kleinanleger von den Märkten mittlerweile nicht mehr wegzudenken: Laut Analysten von Bloomberg machen Einzelpersonen heute 20 Prozent des Aktienhandels aus. Dadurch, dass Broker ihre Handelsgebühren zuletzt stark reduziert und viele Menschen durch die coronabedingten Kontaktbeschränkungen mehr Zeit zuhause verbracht haben, drangen in letzter Zeit immer mehr Privatanleger auf die Märkte, wie Bloomberg berichtete. Somit stiegen auch die Nutzerzahlen der Online-Trading-App Robinhood während der Krise enorm. Eine große Rolle scheinen auch Twitter- und Reddit-Beiträge zu spielen, in denen sich private Investoren über ihre Anlagestrategien austauschen. Dennoch wächst die Kritik an Portalen, die Nutzer auf vereinfachte Art und Weise an den Handel mit Aktien heranführen - auch von Robinhood-Nutzern selbst.
Cannabis-Aktien unter Nutzern beliebt
Laut Welchs Forschungsergebnissen unterscheiden sich die Portfolios von einigen Robinhood-Nutzer durchaus von denen von professionellen Anlegern. Als Extrembeispiel führte er die unter Nutzern der App verbreiteten Aktien von India Globalization Capital (IGC) an. Hier lag die wertgewichtete Marktkapitalisierung deutlich unter der von Robinhood-Anlegern. Dennoch belegten die Papiere 2019 den 27. Platz der meistinvestierten Werte in den Robinhood-Portfolios, mit einem Gesamtanteil von 0,59 Prozent aller App-Nutzer. "Es ist schwierig, sich ein rationales Portfolio vorzustellen, in dem IGC ähnlich stark vertreten ist wie JPMorgan", so Welch. Auch weitere Cannabis-Aktien seien unter Robinhood-Nutzern beliebt. So soll die App einen Button zeigen, der nach Betätigen die beliebtesten Cannabis-Werte auflistet. Ende Januar 2019 war die Aktie von Aurora Cannabis mit 244.532 Anlegern beispielsweise die am meisten gehaltene unter den Nutzern des Online-Brokers. Auf dem zweiten Platz folgten Apple-Papiere mit 237.521 Investoren. "Darüber hinaus hatten RH-Investoren auch eine relative Präferenz für bestimmte öl- und gasbezogene Explorationsunternehmen und bio-pharmazeutische Unternehmen. All diese Investitionen waren tendenziell mit hohen Risiken verbunden."
Große Unternehmen bevorzugt
Dennoch investierten viele Nutzer der App auch in traditionellere Werte. So nahmen Aktien von großen und etablierten Unternehmen eine hohe Gewichtung im durchschnittlichen Robinhood-Portfolio ein. Dazu gehören der Automobilhersteller Ford, der Mischkonzern General Electric, die Fluglinie American Airlines und der Unterhaltungskonzern Disney. Aber auch in bekannte Technikunternehmen wie AMD, Fitbit, GoPro, Netflix und Snapchat oder die sozialen Netzwerke Facebook und Twitter wurde oft angelegt. "Zusammenfassend lässt sich sagen, dass, auch wenn einige Investitionen in ungewöhnliche Nebenwerte auffällig waren, diese Positionen einen kleinen Teil des RH-Portfolios ausmachten. […] Insgesamt wurde in größere Aktien investiert, die Privatanlegern und insbesondere Millennials vertrauter waren."
Private Anleger sorgen für leichte Marktstabilisierung
Zusätzlich vermutete Welch, dass Kleinanleger die durch die Corona-Pandemie beanspruchten Märkte in diesem Jahr in gewissem Maße stabilisieren konnten. Sobald die Märkte sanken, soll es in der Regel bereits am nächsten Tag zu Höchstwerten bei den Privatkäufen gekommen sein. Ein zweiter Anstieg der privaten Aktienkäufe sei dann etwa drei Tage nach dem Markteinbruch aufgetreten. Laut Welch wird dieser Zeitraum benötigt, um eine Banküberweisung abzuschließen. "Es scheint, dass RH-Investoren während des COVID-Crashs eine kleine, aber aktive marktstabilisierende Rolle gespielt haben. In diesem Fall (wie auch bei den anderen Börsencrashs zuvor) hätte sich das Halten und/oder Erhöhen der Position im nachfolgenden Börsenboom gut ausgezahlt."
Redaktion finanzen.ch
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