Expertenkolumne |
16.09.2025 10:16:40
|
Ruhestandsmonitor - Studie zu Wissen und zur Einstellung der Schweizer Bevölkerung zu 2. Säule und Pensionierung

Verantwortung vor Rendite: Die Schweizer Bevölkerung erwartet eine nachhaltige Anlagestrategie der Pensionskassen - und spricht sich deutlich gegen die steuerliche Angleichung von Kapital- und Rentenbezug aus.
• Der Rentenbezug ist nach wie vor die beliebteste Variante für die Auszahlung des Vorsorgekapitals
• Immobilien sind die bevorzugte Anlageklasse für die Pensionskassenmittel
• Für 58 Prozent der Befragten sind sozial verantwortliche Investitionen wichtiger als eine möglichst hohe Rendite
AXA IM Alts hat zum 15. Mal eine bevölkerungsrepräsentative Studie zu Wissen und zur Einstellung der Schweizerinnen und Schweizer gegenüber der 2. Säule und dem Ruhestand durchgeführt. Zentrale Themen der diesjährigen Untersuchung sind die Einschätzung der eigenen finanziellen Mittel nach der Pensionierung und die Erwartungen an die Anlagestrategie der Pensionskassen. Zudem wurden Fragen zur Angleichung der Besteuerung von Rente und Kapitalbezug, der Notwendigkeit einer Reform des Vorsorgesystems und zum Vertrauen in die Altersvorsorge gestellt. Der Ruhestandsmonitor erfasst dabei nicht nur PK-Versicherte, sondern die gesamte Bevölkerung.
Schweizerinnen und Schweizer schätzen ihre finanzielle Absicherung für den Ruhestand insgesamt als gut bis sehr gut ein. Erwartet wird, dass AHV und Pensionskasse nach der Pensionierung rund 58 Prozent des letzten Erwerbseinkommens abdecken - ein Wert, der in den letzten Jahren stetig gestiegen ist: von 53,1 Prozent im Jahr 2022 auf aktuell 58,3 Prozent. Hinter dieser grundsätzlich positiven Einschätzung verbergen sich je nach Geschlecht, Alter, Erwerbspensum und Kaufkraftklasse jedoch deutliche Unterschiede.
Auf einer Skala von 1 (überhaupt nicht gut) bis 10 (sehr gut) bewerten Männer ihre finanzielle Absicherung im Durchschnitt mit 6,7, und Frauen mit 6,2. Besonders hoch fällt die Bewertung mit 7,7 bei Rentnerinnen und Rentnern aus; die Altersgruppe der 40- bis 64-Jährigen gibt einen Mittelwert von 6,4 an, die 18- bis 39-Jährigen einen Wert von 5,5. Alle diese Werte liegen über dem Vorjahresniveau. Personen ohne Erwerbstätigkeit nennen im Durchschnitt einen Wert von 5,1, Vollzeitbeschäftigte 6,3. Während sich Befragte mit hoher Kaufkraft mit einem Wert von 8,2 am besten abgesichert fühlen, ist das Sicherheitsempfinden in der tiefsten Kaufkraftklasse mit 3,4 auf der Zehnerskala besonders niedrig. Diese Zahlen spiegeln auch die Gefühlslage hinsichtlich der Pensionierung: Wer sich finanziell nicht so gut abgesichert fühlt, freut sich auch weniger auf den Ruhestand.
Wie gut ist der Lebensstandard im Ruhestand gesichert?
Wie sieht es mit dem erwarteten Lebensstandard nach der Pensionierung aus? Insgesamt glauben 67 Prozent der Schweizer Bevölkerung, dass sie ihren gewohnten Lebensstandard nur mit den Mitteln aus AHV und Pensionskasse ‘eher nicht’ oder ‘sicher nicht’ halten können bzw. konnten. Bei den Befragten mit niedrigem Einkommen sind es 75 Prozent, im unteren Mittelstand 74 Prozent, im oberen Mittelstand 58 Prozent und in der obersten Kaufkraftklasse 63 Prozent. Während mehr als die Hälfte (53%) der Pensionierten angibt, den gewohnten Lebensstandard mit der Rente aus AHV und Pensionskasse ‘sicher ja’ oder ‘eher ja’ decken zu können, sind es bei den Vollzeitbeschäftigten nur 23 Prozent, bei den Nichterwerbstätigen jedoch 30 Prozent.
Wenn es im Ruhestand finanziell knapp wird, wären Schweizerinnen und Schweizer in erster Linie bereit, bei Ausgaben für Luxusgüter, Spenden und Weiterbildungen Abstriche zu machen. Kaum Spielraum sehen sie hingegen bei den Wohn- und Gesundheitskosten. Weitere Bereiche, in denen Einsparungen für möglich gehalten werden, sind Restaurantbesuche, kulturelle Aktivitäten und Ausgaben rund ums Auto.
Dr. Werner E. Rutsch, Mitglied der Geschäftsleitung bei AXA IM Alts, Schweiz, erklärt: «Obwohl die Mehrheit der Schweizer Bevölkerung glaubt, dass sie ihren gewohnten Lebensstandard mit den Mitteln aus der AHV und den Pensionskassen nicht aufrechterhalten kann, ist es erfreulich, dass sich die Schweizer Bevölkerung grundsätzlich finanziell gut für den Ruhestand abgesichert fühlt. Umso wichtiger ist es, jene nicht aus dem Blick zu verlieren, die schlechter gestellt sind: Personen mit tieferem Einkommen, Nichterwerbstätige und nach wie vor viele Frauen. Sie werden sich im Alter überproportional einschränken müssen und verfügen nur über begrenzte Möglichkeiten, Rentenlücken zu schliessen. »
Rente oder Kapitalbezug - und zu welchem Preis?
Würden die Befragten heute in Pension gehen, entschieden sich 44 Prozent - 40 Prozent der Männer und 48 Prozent der Frauen - für eine monatliche Rente. Sie bleibt damit die bevorzugte Auszahlungsform. 31 Prozent würden eine Kombination aus Rente und Kapitalbezug wählen, 16 Prozent den reinen Kapitalbezug. Letzterer hat im Vergleich zum Vorjahr leicht an Beliebtheit verloren, liegt jedoch weiterhin im Bereich des langjährigen Durchschnitts.
Im Falle eines (Teil-)Bezugs des Pensionskassenkapitals würden die meisten Schweizerinnen und Schweizer das Geld verwenden, um die laufenden Lebenshaltungskosten zu decken (41%), es anzulegen (36%) oder in Wohneigentum zu investieren (35%). Rund ein Viertel würde die Mittel für Gesundheits- oder Pflegekosten im Alter einsetzen, jede fünfte Person würde damit einen vorzeitigen Ruhestand finanzieren.
Nach wie vor hält die grosse Mehrheit (71%) der Schweizerinnen und Schweizer eine Reform der Altersvorsorge für notwendig (2024: 73%, 2023: 79%). Anders fällt die Meinung jedoch bei der zurzeit vom Bundesrat diskutierten steuerlichen Angleichung von Kapital- und Rentenbezug aus: Auf einer Skala von 1 (befürworte ich überhaupt nicht) bis 5 (befürworte ich voll und ganz) erreicht diese lediglich einen Mittelwert von 2,2, was einer Ablehnungsquote von 57 Prozent entspricht. Frauen, bereits Pensionierte und politisch links orientierte Personen zeigen sich dabei eher offen für eine solche Steuerreform als Männer, Erwerbstätige und politisch rechts stehende Befragte. Die Gegner der Angleichung verweisen vor allem auf die bereits hohe Steuerlast, eine drohende Unattraktivität des Kapitalbezugs und die eingeschränkte Entscheidungsfreiheit. Zudem würden Kapitalbeziehende das finanzielle Risiko selbst tragen und sollten deshalb steuerlich entlastet bleiben. Befürworter betonen hingegen die Gleichbehandlung beider Bezugsarten, zusätzliche Steuereinnahmen für AHV und andere Sozialwerke sowie die ihrer Ansicht nach heute zu tiefe Besteuerung des Kapitalbezugs.
Dr. Werner E. Rutsch stellt fest: «Die Entscheidung zwischen Rente oder Kapitalbezug ist individuell - und viele möchten über einen allfälligen Kapitalbezug ohne zusätzliche steuerliche Belastung entscheiden. In jedem Fall setzt sowohl Kapitalbezug als auch Rente einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Vorsorgevermögen voraus. »
Wie sollen Pensionskassen investieren? Verantwortungsvoll und transparent.
Im Ruhestandsmonitor 2025 wurden auch die Erwartungen an das Anlageverhalten der Pensionskassen abgefragt. Als bevorzugte Anlageklasse - sowohl im Hinblick auf die vermutete als auch auf die gewünschte Zusammensetzung des Pensionskassenportfolios - werden Immobilien, vor Obligationen und Aktien genannt. Alternative Anlagen wie Rohstoffe werden von den Befragten, die diese Anlageklasse als besonders unerwünscht einstufen, vor allem wegen ihrer Volatilität, ihres hohen Risikos und ethischer Bedenken kritisch beurteilt. Während 2018 nur 6 Prozent dieser Gruppe die Volatilität als Hauptgrund nannten, sind es 2025 bereits fast zwei Fünftel. Auch bei anderen Anlageklassen zeigen sich klare Ablehnungsgründe: Bei Obligationen wird von 51 Prozent die geringe Rendite kritisiert (2018: 34%); Aktien werden von 73 Prozent als zu risikoreich eingestuft (2018: 65%). Selbst bei Immobilien gibt es Bedenken: Die grösste Sorge ist das Risiko einer Immobilienblase - genannt von 46 Prozent (2018: 27%).
Den Ausschlag für eine Anlageentscheidung sollte die Sicherheit geben: 96 Prozent der Studienteilnehmenden bezeichnen dieses Kriterium als ‘sehr wichtig’ oder ‘eher wichtig’. Zudem wünschen viele, dass das Vorsorgevermögen in Unternehmen investiert wird, die faire Arbeitsbedingungen bieten (79%) und umweltfreundlich wirtschaften (69%) - am liebsten in der Schweiz (65%). Eine möglichst hohe Rendite ist für 81 Prozent relevant. Insgesamt zeigt sich ein klares Bild: Der Wunsch nach sozial verantwortlichen Investitionen hat gegenüber der reinen Renditemaximierung Vorrang. Dies trifft auch auf die beliebteste Anlageklasse Immobilien zu: Für 70 Prozent der Befragten sind gesellschaftliche Ziele wie bezahlbarer oder ökologischer Wohnraum wichtiger als eine möglichst hohe Rendite.
Gleichzeitig zeigt sich ein starkes Bedürfnis nach Transparenz: 84 Prozent der Befragten möchten im Pensionskassenausweis sehen, wie ihr Vorsorgekapital investiert wird. Der Einfluss auf die Anlagestrategie bleibt dabei jedoch begrenzt - nur knapp ein Viertel würde sich bei ethisch bedenklichen Investitionen bei der Pensionskasse beschweren.
Wo bleibt die Solidarität?
Die Studienergebnisse zeigen auch eine gewisse Unsicherheit in Bezug auf die Finanzierung der Altersvorsorge. 62 Prozent der Bevölkerung äussert die Sorge, dass jede/jeder nur noch an sich selbst denke und nicht an die Gesellschaft. 44 Prozent glauben, dass sie deutlich mehr in die 1. und 2. Säule einzahlen, als sie später einmal erhalten werden - eine Einschätzung, die vor allem bei jüngeren Menschen stark verbreitet ist. 41 Prozent befürchten, dass heute insgesamt zu wenig gespart werde und deshalb für ihre eigene Pensionierung nicht mehr ausreichend Vorsorgegelder zur Verfügung stünden.
Und wer geniesst das grösste Vertrauen der Schweizer Bevölkerung, wenn es um die Sicherheit der Altersvorsorge geht? Wie in den Vorjahren setzen die Befragten in erster Linie auf ihren Arbeitgeber, gefolgt von Bundesrat und Gewerkschaftsbund. Am wenigsten Vertrauen geniessen die sozialen Netzwerke, die politischen Parteien und die Wirtschaftsverbände.
Dr. Werner E. Rutsch schliesst ab: «Die Erwartungen an die Altersvorsorge sind hoch - doch das Vertrauen in die Solidarität schwindet. Umso wichtiger ist es, einerseits den Dialog über ein faires, zukunftsfähiges Vorsorgesystem zu fördern und andererseits Eigenverantwortung zu übernehmen: Alle sollten sich frühzeitig mit der eigenen finanziellen Absicherung im Alter befassen und wer kann, gezielt Rücklagen aufbauen.»
Weitere Links:
Erfolgsfaktoren hinter starker Performance – Karsten-Dirk Steffens zu Gast im BX Morningcall
Einmal pro Monat laden Investment-Stratege François Bloch und Börsen-Experte David Kunz spannende Persönlichkeiten aus der Finanzbranche zum Interview ein.
In einem exklusiven Gespräch gibt Karsten-Dirk Steffens, CEO Schweiz von Aberdeen Investments, Einblicke in seine persönliche Motivation, die Entwicklung des Unternehmens in der Schweiz sowie die wichtigsten Trends für institutionelle und private Anleger.
Themen des Interviews:
– 15 Jahre Aberdeen Investments in der Schweiz – Rückblick und Zukunft
– Unterschiede zwischen institutionellen Kunden und internationalen Investoren
– Aktuelle Schwerpunkte bei Pensionskassen und Versicherungen (u. a. Aktienallokation)
– Nachhaltigkeit & ESG – Renaissance für Privatanleger vs. klare Standards bei Pensionskassen
– Alternative Anlagen: Private Markets, Infrastruktur, Private Debt
– Demokratisierung von Private Markets
– Chancen durch Digitalisierung, Blockchain und Tokenisierung
👉🏽 https://bxplus.ch/bx-musterportfolio/
Inside Trading & Investment
Mini-Futures auf SMI
Inside Fonds
Meistgelesene Nachrichten
Top-Rankings
Börse aktuell - Live Ticker
Zinspolitik im Fokus: Moderate Verluste an der Wall Street -- SMI und DAX schliessen im Minus -- Asiens Börsen letztlich uneinsSowohl der heimische als auch der deutsche Aktienmarkt zeigten sich am Dienstag unterhalb der Nulllinie. Die US-Börsen notieren auf rotem Terrain. Die grössten Börsen Asiens bewegten sich am Dienstag mit wechselnden Vorzeichen.
finanzen.net News
Datum | Titel |
---|---|
{{ARTIKEL.NEWS.HEAD.DATUM | date : "HH:mm" }}
|
{{ARTIKEL.NEWS.BODY.TITEL}} |