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Gewinner oder Verlierer? 01.08.2018 16:55:00

Wie die Zukunft von Tesla laut Experten aussieht - und was Apple damit zu tun hat

Wie die Zukunft von Tesla laut Experten aussieht - und was Apple damit zu tun hat

Kaum ein anderes Unternehmen polarisiert momentan so wie der US-Autobauer Tesla unter Führung von Elon Musk. In jüngster Zeit führten vor allem Musks Verhalten und die Produktionsprobleme zu Verstimmungen am Markt. Doch wie sieht die Zukunft des Autobauers aus?

Zu den Zukunftsaussichten von Tesla gibt es unterschiedliche Meinungen. Manch einer ist sich sicher, dass in Zukunft die meisten Elektroautos auf den Straßen von Tesla sein werden und das Unternehmen schwarze Zahlen schreiben wird. Andere denken, das Unternehmen werde untergehen, wenn die Konkurrenz auf dem E-Auto-Markt größer wird.

Ross Gerber: Zusammenarbeit mit Apple?

Ross Gerber, CEO des Finanzplaners Gerber Kawasaki, zählt zu denjenigen, die Tesla eine rosige Zukunft voraussagen. Er ist ein Tesla-Bulle und sich sicher, dass das Unternehmen Erfolg haben wird. "Tesla versucht, ein unglaublich wichtiges Problem für unsere Gesellschaft zu lösen", erklärte er jüngst in einem Interview mit CNBC. Das Problem der Gesellschaft sieht er im Klimawandel, wie in einem auf der Firmenwebsite veröffentlichten Artikel deutlich wird. Niemand könne sagen, wie die Erde in 50 Jahren aussieht, wenn Firmen wie Tesla versagen werden, deshalb ist Gerber Teslas "ultimativer Erfolg" sehr wichtig. Außer dem E-Auto-Konzern unter der Führung von Elon Musk verfolge niemand anderes seine Ziele auf dem Markt so aggressiv.

Das Unternehmen habe bereits eine starke Führung und ein attraktives Businessmodell, was ihm fehle sei einzig und allein Geld, von dem sich Gerber jedoch auch sicher ist, dass Tesla es bekommen wird. Er wirft außerdem die Idee einer Zusammenarbeit zwischen Tesla und Apple in den Raum. Davon könnten beide Unternehmen profitieren: Tesla bekäme das Geld, das es benötige, und Apple könne sich auch auf dem Automobil-Markt etablieren, so Gerber weiter. Demnach könnten beispielsweise standardmäßig Soft- und Hardwaresysteme in Teslas Fahrzeugbestand verbaut werden und so tausende Autos mit Bildschirmen und Elektronik von Apple ausgestattet sein.

Durch eine Zusammenarbeit mit Tesla könnte Apple zudem seine Batterieprobleme lösen, wie Gerber anmerkt. Gerbers Ansicht nach würden die beiden Unternehmen sich optimal ergänzen: In einem anderen Interview mit CNBC erklärte er, dass Tesla stark fortschrittliche, elektrische Fahrzeuge produziere, deren Bau man nicht mit dem bestehender vergleichen könne. "Das ist nicht so, als würde man einen billigen Ford kaufen. Das ist vielmehr ein Auto-iPhone." Gerber erklärte außerdem, dass Tesla nicht nur Geld verdienen und Autos bauen wolle, sondern eine E-Auto-Infrastruktur und eine Zukunft für alle Verkehrsunternehmen schaffe.

Gene Munster: Tesla-Bulle aber kritisch gegenüber Musk

Auch Gene Munster sieht Teslas Zukunft positiv. Der Analyst bei Loup Ventures ist ein bekennender Tesla-Bulle. So sagte er beispielsweise erst kürzlich voraus, dass Tesla bereits im September schwarze statt rote Zahlen schreiben könnte. Wenn die Produktionsrate hoch bleibt, würden im Septemberquartal 48.000 Fahrzeuge vom Band laufen, was das E-Auto-Unternehmen in die Gewinnzone bringe, "das sollte sie profitabel machen, geringfügig profitabel".

Im Mai letzten Jahres zog auch er Parallelen zwischen Tesla und Apple. Tesla-Besitzer würden ihre Teslas so lieben, wie Apple-Nutzer ihre iPhones, Macs & Co., der Markenwert sei also ähnlich hoch, erklärte er in einer auf Business Insider veröffentlichten Mitteilung. Auch die Führungskraft Elon Musk vergleicht Munster mit der von Steve Jobs. Wie Apple produziert Tesla Hardware, also die Autos an sich, und Software. Die Basis-Version des Model 3, die für 35.000 US-Dollar erhältlich sein soll, wird laut Munster genauso wie Apples iPod die Massen anziehen. Waren diese zunächst von den ersten Macs nicht begeistert, fingen sie an Apple-Produkte zu kaufen, nachdem der iPod einen Hype erfuhr, was Munster den Halo-Effekt nennt. So würden auch Kunden, nach Kauf des Model 3 dem Unternehmen treu bleiben, denn die Zufriedenheitsrate liege bei 91 Prozent.

Doch dieser Tage hat Munster auch negative Worte für Tesla übrig: In letzter Zeit habe es "bedenkliches Verhalten" vonseiten Elon Musks gegeben. In diesem Zuge veröffentlichte er auf der Unternehmensseite von Loup Ventures einen "offenen Brief" an Elon Musk, in dem er im Namen von Investoren schreibt, "die an dich [Musk] und deine Mission glauben". Er lobt hier zwar Musk auch für sein visionäres Verhalten, geht aber bestimmt darauf ein, dass es in den letzten sechs Monaten "zu viele Beispiele für bedenkliches Verhalten" gegeben habe, dass das Vertrauen der Investoren erschüttert habe. Hier nennt er Musks Wutausbruch gegen Analysten im Telefongespräch, seinen permanenten Streit mit Short-Shellern und den Medien, seinen aggressiven E-Mail-Verlauf mit dem Tesla-Saboteur im Juni und zuletzt auch die Konfrontation mit dem Thailand-Taucher Vern Unsworth, den er auf Twitter als Pädophilen bezeichnete. Letzteres bezeichnet Munster als das, was das Fass zum Überlaufen gebracht habe: Musks Verhalten sei "dünnhäutig" und "aufbrausend".

Ganz verloren hat Musk laut Munster das Vertrauen der Investoren aber noch nicht. Mit einer Entschuldigung könne er beginnen und dann solle er sich darauf konzentrieren, Teslas Mission zu vervollständigen. Außerdem solle er die Short-Seller einfach ignorieren, der beste Weg diese zu schlagen, sei nicht mit Worten, sondern mit Taten, die die Tesla-Aktie im Wert steigen lassen. Munster schlägt dem Tesla-Chef in seinem offenen Brief zudem vor, eine Twitter-Auszeit zu nehmen, denn diese Nachrichten würden seinem Unternehmen zwar stetig Schlagzeilen einbringen, aber weder die Produktion noch das Produkt verbessern.

Rajvindra Gill: Starke Konkurrenz

Rajvindra Gill, Managing Direktor bei Needham & Company, denkt, dass die Tesla-Aktie ein Tief von 200 US-Dollar erreichen könnte - aktuell wird sie bei 308 US-Dollar gehandelt. Er steht dem Unternehmen sehr skeptisch entgegen. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis stimme bei Tesla nicht, und das Unternehmen sei unter Wachstumsdruck geraten, wie er in einem Interview mit Bloomberg erklärt.

80 Prozent des Profits würde Tesla nach Schätzung von Needham & Company durch den Verkauf von ZEV Credit Points einnehmen. ZEV Credit Points bekommen Autobauer in Kalifornien für den Bau von Zero Emission Vehicles, also emissionsarmen Fahrzeugen. Um diesel- oder benzinbetriebene Autos nach Kalifornien importieren zu können, muss zum Ausgleich eine gewisse Zahl an ZEV Credit Points vorliegen. Da Tesla nur emissionsarme Fahrzeuge herstellt, kann er seine Punkte an andere Autobauer verkaufen und so Geld einnehmen. Gill sieht diese Möglichkeit zum Geldeinnehmen allerdings als überholt an: Da andere Autobauer nachziehen und verstärkt auf Autos mit Elektroantrieb setzen, werden diese Einnahmen in Zukunft stark sinken.

Generell wachse die Konkurrenz am E-Auto-Markt stark. Gill sieht zwölf spezifische Modelle - sieben SUVs und fünf im Luxussegment - mit denen Teslas Modelle S und X im nächsten Jahr konkurrieren müssen und so für Preisdruck sorgen. Hinzu kommen, wie Gill gegenüber CNBC erklärte, die hohen Rückerstattungskosten und die steigendenden Stornierungen der Vorbestellungen. Gründe hierfür seien, dass Kunden die Wartezeit für die Modelle zu lang ist und die Umweltprämie in Höhe von 7.500 US-Dollar, die beim Kauf von Elektroautos erstattet wird, ausläuft. Käufer seien nicht gewillt, monatelang der Lieferung auszuharren. Vor allem diejenigen, die das Model-3-Basismodell für 35.000 US-Dollar erwerben wollten, müssten laut Gills Berechnungen bis 2020 auf ihr Fahrzeug warten, was verständlicherweise nicht jedem gefällt.

Das momentane Verhalten von Musk fließe nicht direkt in die Bewertung von Gills Investmentbank ein, wohl aber die Glaubwürdigkeit des Managementteams. Hier befinde sich Tesla momentan im "Strafraum", wie er gegenüber Bloomberg erklärt, und es könnte, wenn es so weitergeht, "problematisch" werden. Trotzdem ist sich auch Gill Musks persönlicher Anziehungskraft bewusst: "Er könnte etwas Positives auf Twitter posten und schon würde die Aktie im Wert steigen."

Theresa Rauffmann / Redaktion finanzen.ch

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Bildquelle: Scott Olson/Getty Images,Hattanas Kumchai / Shutterstock.com,Smith Collection/Gado/Getty Images,Sergio Monti Photography / Shutterstock.com

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