Kurskapriolen |
08.02.2021 21:08:00
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So unterscheidet sich der Hype um Dogecoin von dem um GameStop
Seit Ende Januar tobt an den Finanzmärkten ein Krieg. Kleinanleger tun sich in Internetforen wie Reddit zusammen, um im Stil von Robin Hood gegen die etablierte Finanzwelt und ihre Akteure in den Kampf zu ziehen. Doch nicht bei allen in ungeahnte Höhen gepushten Werten scheinen die Motive tatsächlich selbstlos zu sein.
• Motive der Trades unterscheiden sich jedoch
• Kryptos als Alternative zu Aktien nach Handelsbeschränkungen bei Trading-Apps
Die GameStop-Aktie ist seit Ende Januar zum Hauptschauplatz eines Feldzugs von Privatanlegern gegen Hedgefonds geworden. Auf dem Internetportal Reddit haben sich Nutzer zum Kauf der Aktie verabredet, um professionelle Investoren, die den Titel leerverkauft haben, aus dem Markt zu drängen. In der Folge sprang die GameStop-Aktie an der New Yorker Börse zeitweise bis auf rund 483 US-Dollar nach oben. Zum Jahresstart hatte das Papier noch nur 19 US-Dollar gekostet. Zwar ist der Kurs inzwischen wieder kräftig eingebrochen, dennoch verbucht die GameStop-Aktie seit Jahresbeginn noch immer ein Plus von rund 240 Prozent (Stand: Schlusskurs 5. Februar). Und sie ist nicht der einzige Wert mit solchen Kurskapriolen.
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Auch die Cyberdevise Dogecoin, die eigentlich als Spaß-Währung ohne intrinsischen Wert gedacht war, schnellte Ende Januar hoch. Dabei stieg der Kurs von Dogecoin in der Spitze laut "CoinMarketCap" ebenfalls um knapp 1'000 Prozent bis auf 0,06459 US-Dollar an - zuvor war der Coin im Bereich um 0,006 US-Dollar vor sich hingedümpelt. Auch hier gab es zwar zwischenzeitlich einen Rücksetzer. Mit aktuell 0,03933 US-Dollar steht der Dogecoin aber dennoch deutlich höher als Anfang Januar (Stand: 5. Februar). Grund für die Kurskapirolen waren - neben deutlichen Ausschlägen infolge mehrmaliger Erwähnung in Tweets von Tesla-Chef Elon Musk - auch hier Privatanleger, die sich über Twitter und Reddit organisiert hatten. Ihre Motive scheinen aber etwa anders zu liegen als beim Pushen der GameStop-Aktie.
Situationen bei GameStop und Dogecoin unterscheiden sich
Für den Kauf der GameStop-Aktie hatten sich Nutzer der Reddit-Gruppe WallStreetBets zusammengeschlossen, die mehrere Millionen Mitglieder besitzt. Dabei ging es ihnen laut "CNBC" vor allem darum, den Kurs einer stark geshorteten Aktie hochzutreiben, um so den Shortsellern - in erster Linie Hedgefonds - eins auszuwischen und sie aus dem Markt zu drängen. Denn diese werden bei stark steigenden Kursen gezwungen, ihre Positionen zu schließen. Um dies zu tun, müssen sie die Aktie, die sie zuvor leerverkauft haben, zum aktuellen Marktpreis zurückkaufen. Sie werden also gezwungenermaßen als Käufer aktiv und treiben somit den Aktienkurs noch weiter hoch - wovon dann die Privatanleger profitieren können.
Bei Dogecoin sieht die Situation auf den ersten Blick ähnlich aus: Auch hier sprachen sich Reddit-Nutzer in der Gruppe SatoshiStreetBets ab, zusätzlich wurden die Kryptowährung und ihr Kurspotenzial auch auf Twitter ins Gespräch gebracht. So kursiert laut "Cointelegraph" seit einem Posting des Twitter-Nutzers WSBChairman, der laut "n-tv" auch auf Reddit sehr aktiv ist, der Hashtag "#DogeToADollar" in den sozialen Netzwerken.
Has Doge ever been to a dollar?
- The Chairman (@WSBChairman) January 28, 2021
Laut "CNBC" sprachen Nutzer auch davon, dass Dogecoin das "Krypto GME" sei, wobei GME das Börsenkürzel von GameStop ist. Doch tatsächlich gibt es einige Unterschiede zur GameStop-Aktie und ihrem Kurssprung. So fehlt der Cyberdevise etwa eine vergleichbare Kursdynamik, da sie nicht im selben Stil durch Hedgefonds leerverkauft wird. Warum sollten diese auch gegen eine winzige Kryptowährung wetten, die ein Nischendasein fristet, deren Kurs bisher bei unter einem Cent lag und die nicht mal annähernd zu den zehn größten Digitalwährungen gehört? Der bei GameStop entstandene Shortsqueeze war jedoch entscheidend dafür, dass die Aufwärtsbewegung über mehrere Tage anhielt und das Papier in solch enorme Höhen klettern konnte. Es dürfte für die Dogecoin-Fans daher quasi unmöglich sein, den Coin tatsächlich auf 1 US-Dollar zu pushen - zumal bis zu diesem Niveau noch einiges fehlt und sich die Marktkapitalisierung der Hundewährung dann der der aktuell zweitgrößten Kryptowährung Ethereum annähern würde.
Während es bei GameStop noch das Narrativ vom Feldzug gegen die bösen Hedgefonds gab, gegen die man sich zur Wehr setzen muss, scheint es bei Dogecoin laut "CNBC" einfach so, als ob eine Gruppe von Menschen die Währung pushen wollte, um selbst Gewinn zu machen. Vor solchen "Pump-and-Dump"-Vorgängen bei Digitalwährungen hatte die Commodity Futures Trading Commission (CFTC) bereits 2018 gewarnt. "Kunden sollten virtuelle Währungen, digitale Münzen oder Token nicht auf Basis von Tipps in den sozialen Medien oder plötzlichen Preisspitzen kaufen", empfahl die Behörde damals laut "CNBC". Denn wenn ein bis dato kaum auffälliger Wert, sei es Kryptowährung oder Pennystock, auf einmal grundlos gehypt wird, führt das in der Regel nur dazu, dass die frühen Investoren oder Initiatoren des Hypes Geld verdienen, während alle anderen leer ausgehen.
Kommt nach Handelsbeschränkungen dennoch der Schwenk zum Kryptomarkt?
Die zentrale Idee, dem etablierten Finanzsystem eins auszuwischen, die die Rally der GameStop-Aktie befeuert hat, könnte jedoch nun nichtsdestotrotz dazu führen, dass sich die börseninteressierte Reddit-Community vermehrt den Kryptowährungen zuwendet. Denn vor allem plötzlich eingeführte Handelsbeschränkungen für Hype-Aktien wie GameStop in der beliebten Trading-App Robinhood sorgten für Unmut unter den Privatanlegern. Die Kryptomärkte sind jedoch weniger stark reguliert als der Aktienmarkt und vergleichbare Handelseinschränkungen sind dort quasi nicht möglich.
Daneben weist "CNBC" darauf hin, dass die Cybercoins einen Teil ihres Wertes auch gerade aus der Tatsache schöpfen, dass sie einen Gegenentwurf zum bestehenden Finanz- und Geldsystem darstellen und nicht mit einer Regierung oder anderen staatlichen Institutionen verbunden sind. Somit könne eine Investition in Kryptowährungen auch so aufgefasst werden, dass man sein Geld in eine Technologie steckt, die eines Tages das bestehende Finanzsystem ablösen wird. Von diesem Standpunkt aus gesehen würde man der Finanzwelt und ihren Akteuren mit einer Anlage in Kryptowährungen also durchaus auch schaden. Dass allerdings ausgerechnet die Spaß-Cyberdevise Dogecoin einmal das herkömmliche Finanzsystem umwälzen wird, ist jedoch eher unwahrscheinlich.
Redaktion finanzen.ch
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