Franz Zwyssig |
02.04.2013 09:58:58
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Kennzahlen einer Pensionskasse
Kolumne
Der Zustand einer Pensionskasse lässt sich leicht am Deckungsgrad ablesen. Doch die Kennzahl weist einige wesentliche Mängel auf.
Dabei weist diese Kennzahl einige wesentliche Mängel auf:
• Der Deckungsgrad spiegelt eine stichtagbezogene, vergangenheitsorientierte Betrachtung wider, die über den Zustand einer Pensionskasse wenig aussagt.
• Die Gegenüberstellung der Aktiv- zur Passivseite ergibt keine Informationen zur Risikofähigkeit, zur Altersstruktur oder zum Verhältnis des Vermögens von Aktiven zu Rentnern.
• Das Potential einer zukunftsgerichteten Anlagestrategie wird im Deckungsgrad nicht widergegeben.
Da eine Pensionskasse per definitionem langfristig ausgerichtet ist, müssen Kennzahlen dies berücksichtigen. Eine Vergangenheitsbetrachtung kann und darf nur ein kleines Puzzleteil einer umfassenden Betrachtung sein.
Eine Pensionskasse trägt strategische, finanzielle und strukturelle Risiken. Es ist Aufgabe des Stiftungsrates, diesen Risiken Rechnung zu tragen und entsprechende Massnahmen zu treffen, um diese zu meistern. Unternehmen haben zu diesem Zweck Managementinformations-Systeme entwickelt, die den Entscheidungsträgern hilft, Risiken frühzeitig zu erkennen und Gegensteuer zu geben, bevor ein Schaden für das Unternehmen entsteht.
Stiftungsräte und auch Versicherte haben jedoch oft nur ungenügende Informationen über die aktuelle Situation in ihrer Pensionskasse. Die Überraschung erfolgt nach dem Jahresabschluss, wenn der revidierte Jahresbericht der Vorsorgeeinrichtung vorliegt und der definitive Deckungsgrad ausgewiesen wird. Der Gesetzgeber und die Aufsichtsbehörde haben den Mangel schon länger erkannt und die Anforderungen an den Jahresbericht kontinuierlich erhöht.
Die Stiftungsaufsicht des Kantons Zürich hat einen Vorschlag für ein Risikotool erarbeitet, das verschiedene Dimensionen bei der Risikobeurteilung abdeckt. Das Risikoprofil der Pensionskasse lässt sich graphisch darstellen und gut über die Zeitachse verfolgen. Ich finde dies ein sehr guter Anfang und die Entwickler haben sich sehr viele Gedanken über die relevanten Kennzahlen einer Pensionskasse gemacht.
Ein Punkt ist mir jedoch ins Auge gestochen: Die Risikobewertung des technischen Zinssatzes fällt umso negativer aus, je höher er ist. Das mag aus versicherungstechnischer Sicht in Ordnung sein, aus unternehmerischer Sicht hingegen nicht. Die Aufgabe einer Pensionskasse ist, im langjährigen Durchschnitt hohe Erträge zu erwirtschaften und dementsprechend gute Leistungen auszurichten.
Der technische Zinssatz reflektiert die zukünftig zu erwartende durchschnittliche Rendite. Sinkt er jedoch auf 2% oder noch tiefer, stellen sich die Versicherten die Frage, was denn der Mehrwert der Pensionskasse ist.
Die Idee ist doch, dass das Kapital im Kollektiv professionell verwaltet wird und damit höhere Erträge erwirtschaftet. Ist dies nicht mehr gegeben, braucht es die Pensionskassen nicht mehr und jeder kann seine Anlagen individuell tätigen.
Aus unternehmerischer Sicht bin ich deshalb der Meinung, dass die Bewertung des technischen Zinssatzes auch die in der Vergangenheit erzielten Erträge und die Anlagestrategie berücksichtigt.
Aber wie gesagt: der Ansatz, eine Pensionskasse ganzheitlicher zu betrachten, verdient Unterstützung!
Franz Zwyssig, Geschäftsführer der B+B Vorsorge AG
Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schliesst jegliche Regressansprüche aus.
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