Experten-Kolumne |
21.01.2014 09:59:02
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Mehr Transparenz für Vorsorgeeinrichtungen
Kolumne
In der modernen Welt ist es "in" transparent zu sein. Wie ein Fels in der Brandung hat sich die Vorsorge diesem Trend widersetzt. Obwohl Vorsorgeeinrichtungen als vom Arbeitgeber unabhängige Stiftungen konzipiert sind, deren Bilanzumfang und Betriebsrechnungen oft denen von Grossunternehmen entsprechen, sind die erhältlichen Informationen im Vergleich zu Unternehmen dieser Grösse sehr spärlich.
So betrachten teilweise auch grosse Firmen und öffentlichen Träger ihre "eigenen" Vorsorgestiftungen als quasi private Veranstaltung, die weder über Internetauftritt noch andere öffentlich zugängliche Informationen verfügen. Auch Versicherungen und Sammelstiftungen haben bisher eher ein Minimum an Information veröffentlicht.
Eine gewisse Trendwende ist durchaus erkennbar und wohl nicht ganz freiwillig. So haben die Aufsichtsbehörden eingegriffen und in der Jahresrechnung Angaben insbesondere zu gewissen Kosten eingefordert. Jedoch ist es bei weitem noch nicht so, dass damit alle wichtigen Informationen veröffentlicht werden.
Es ist nur eine Frage der Zeit bis dieses geschehen wird. Es gibt heute noch kein Bewusstsein, dass die Destinatäre die "Aktionäre" der Pensionskassen sind. De facto tragen sie im Beitragsprimat ähnliche Risiken wie Aktionäre und möchten deshalb wissen, wie lohnend ihre Investition in der Zukunft sein wird. Aber auch, Makler, Presse und interessierte Öffentlichkeit haben ein Interesse an Informationen von Vorsorgeunternehmen, die bald mehr als 800 Milliarden Fr. verwalten.
Es ist wichtig, die 2. Säule von dem Nimbus der Wohltätigkeit, falschen Versprechen, Führung im Milizsystem oder kurzgesagt nicht professionellem Management zu erlösen und sie einfach als Gruppe von Unternehmen wahr zu nehmen, die professionell managen müssen und darüber Informationen bereit zu stellen haben.
Sicher lohnt es sich, Besonderheiten der Vorsorge 2. Säule anzusprechen, die das Verständnis der Information komplizieren. Zuerst einmal gilt es, über das Bündel aus Sparen, Versichern und zusätzlichen Dienstleistungen separat zu informieren, so dass die erbrachten jeweiligen Leistungen und zugehörigen Kosten aufgeschlüsselt sind. Dies bedeutet, dass in Vorsorgeunternehmen eigenständige Segmente entstehen und Quersubventionierungen zwischen diesen offengelegt werden. Weiterhin muss der Begriff der Solidarität entzaubert werden, indem über die wesentlichen Umverteilungsströme in einer Vorsorgeeinrichtung informiert wird.
Ein weiterer Aspekt betrifft die Sicherheit und damit die Glaubwürdigkeit einer Vorsorgeeinrichtung. Der Umstand, dass Anlagen an den Kapitalmärkten immer Risiken bergen, muss klar ausgesprochen werden. Jeder Destinatär muss wissen, dass das Kapital von Vorsorgeeinrichtungen schwankt und es keine absolute Sicherheit in der Vorsorge geben kann.
Hauptziel der Transparenz in der Vorsorge ist es, die Vergleichbarkeit zu erhöhen, so dass Leistungen und Kosten besser einordbar sind. Hieraus werden Verbesserungspotentiale deutlich, die auch ohne direkten Markt Druck der bestehenden Kunden bewirken werden. Im Bereich der Sammelstiftungen und Versicherungen ist dies hochwahrscheinlich, da der Arbeitgeber hier relativ einfach wechseln kann. Man mag sich fragen, warum es diese Transparenz bisher nur sehr vereinzelt gibt. Angst vor Veränderung, keine professionellen und unabhängigen Entscheidungsträger oder leben in der "comfort-zone" sind zu nennen, aber vor allem fehlender Markt im Bereich der Firmenstiftungen.
Olaf Meyer: Stiftungsratspräsident Profond Vorsorgeeinrichtung
Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schliesst jegliche Regressansprüche aus.
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