Straffung der Geldpolitik |
09.11.2023 23:18:00
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SNB-Vizepräsident Martin Schlegel: Weitere Zinserhöhungen sind noch nicht vom Tisch
Bei der letzten Zinssitzung im September beliess die Schweizerische Nationalbank den Leitzins unverändert bei 1,75 Prozent. Dass die Währungshüter im Dezember aber erneut von einer Aufstockung absehen, ist laut Martin Schlegel, Vizepräsident des Direktoriums der Schweizerischen Nationalbank, jedoch keine ausgemachte Sache.
• Inflationsentwicklung im Blick
• Starker Arbeitsmarkt trotz Entlassungen
SNB belässt Leitzins bei 1,75 Prozent
Die Währungshüter der Schweizerischen Nationalbank (SNB) haben den Leitzins in diesem Jahr bereits zweimal erhöht, um der hohen Inflation Herr zu werden. Bei der letzten Sitzung im September beliessen sie das Zinsniveau jedoch überraschend bei 1,75 Prozent. "Die über die letzten Quartale deutlich gestraffte Geldpolitik wirkt dem immer noch vorhandenen Inflationsdruck entgegen", hiess es in einer Pressemitteilung der SNB. Dennoch erklärte man, dass weitere Zinserhöhungen nicht ausgeschlossen seien. "Die Nationalbank wird die Entwicklung der Inflation in den kommenden Monaten deshalb genau beobachten."
Weitere Zinserhöhungen von Inflationsentwicklung abhängig
Diese Vorgehensweise bestätigte Martin Schlegel, Vizepräsident des Direktoriums der Schweizerischen Nationalbank, kürzlich im Interview mit "SonntagsBlick". "Es ist nicht auszuschliessen, dass eine weitere Straffung der Geldpolitik nötig sein könnte", so der Ökonom. "Dies hängt von der Entwicklung der Inflation ab." Besonders im Vergleich zur EU ist der Preisdruck in der Schweiz deutlich weniger dramatisch, wenn auch nicht unbedenklich niedrig. Dies liege Schlegel zufolge zum einen daran, dass man in der Eidgenossenschaft weniger abhängig sei von Öl und Erdgas, die in den umliegenden europäischen Ländern für einen starken Preisanstieg gesorgt haben. Zum anderen habe die SNB bereits deutlich früher mit der geldpolitischen Straffung begonnen. Anfangs drehten die Banker noch an der Wechselkursschraube, bevor sie dann die Zinsen erhöhten. "Das hat sich ausbezahlt", ist sich der Wirtschaftswissenschaftler sicher.
Schweizer Arbeitsmarkt "in einer sehr guten Verfassung"
Darüber hinaus fand Schlegel auch lobende Worte für den Arbeitsmarkt des Landes - trotz der jüngsten Kündigungswellen. "Wir verfolgen die Entwicklungen in der Industrie sehr genau", so der SNB-Vizepräsident. "Für Betroffene und deren Angehörige sind Entlassungen immer sehr schwierig. Insgesamt ist der Arbeitsmarkt aber nach wie vor in einer sehr guten Verfassung. Die Arbeitslosigkeit ist noch immer tief." Dennoch sehen die Wachstumsaussichten für 2024 schwach aus, und auch die Arbeitslosenquote dürfte sich etwas erhöhen. Der nach wie vor vorherrschende Fachkräftemangel spitze die Situation am Arbeitsmarkt weiter zu.
Bundesrat schliesst Zinserhöhungen ebenfalls nicht aus
Zu einem ähnlichen Zinsausblick kam Anfang November auch der Bundesrat, wie die Nachrichtenagentur "awp" berichtete. So könne man nicht ausschliessen, dass die Preisstabilität durch weitere Zinserhöhungen ermöglicht werde. Zwar nahm die Inflationsrate im September ab, was die Zinspause der SNB erklärte, der schwache Wachstumsausblick werde jedoch womöglich weitere Aktionen fordern, so der Bundesrat nach einem Gespräch mit Barbara Janom Steiner, der Präsidentin des SNB-Bankrats, und Thomas Jordan, dem Präsidenten des Direktoriums der SNB. "Die Risiken bleiben hoch, im Fokus stehen derzeit die geopolitischen Spannungen im Nahen Osten und ihre möglichen Auswirkungen auf die globale Konjunktur", heisst es in einer Mitteilung des Bundesrats. "In der Schweiz dürfte das Wachstum im weiteren Jahresverlauf ebenfalls schwach bleiben."
Eine von der Nachrichtenagentur "Reuters" durchgeführte Umfrage unter Wirtschaftsexperten zeichnete jedoch ein anderes Bild. So gaben im September 24 von 26 Teilnehmern an, dass die SNB die Zinsen in diesem Zyklus nicht weiter anheben werde. 17 der befragten Ökonomen erwarten zudem, dass die Währungshüter bereits im ersten Quartal 2024 erste Zinssenkungen umsetzen werden. Ob Jordan, Schlegel & Co. dieser Einschätzung bei der nächstens Zinssitzung am 14. Dezember tatsächlich folgen werden, bleibt abzuwarten.
Redaktion finanzen.ch
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