Enorme Bewertungsdiskrepanz |
19.09.2020 19:12:00
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1 Jahr an der Börse: So performten die Aktien der Naspers-Tochter Prosus
Die Internet-Beteiligungsgesellschaft und Naspers-Tochter Prosus feierte im September 2019 ihr fulminantes Börsendebüt in Amsterdam und wurde so mit einem Schlag zur wertvollsten in den Niederlanden notierten Aktiengesellschaft.
• Tencent-Beteiligung dominiert das Portfolio
• Eklatante Bewertungsdiskrepanz bei Muttergesellschaft
Schon der erste Handelstag der Tochtergesellschaft des südafrikanischen Medienkonglomerats Naspers war ein voller Erfolg. Während der Referenzpreis der Prosus-Aktien vor den Börsengang noch bei 58,70 Euro lag, kletterten die Anteilsscheine allein am 11. September 2019, dem Tag des IPO, auf bis zu 76 Euro. Diese 29-prozentige Kursrally sorgte dafür, dass die Internet-Beteiligungsgesellschaft nach ihrem Börsendebüt mit insgesamt 122 Milliarden Euro bewertet wurde und so unmittelbar zum wertvollsten börsennotierten Unternehmen der Niederlande wurde.
Naspers: Der unbekannte Riese aus Südafrika
Prosus ist eine Beteiligungsgesellschaft, die sich auf Unternehmensbeteiligungen im Technologiesektor spezialisiert hat. Der Konzern wurde im Jahr 2019 von dem südafrikanischen Medienkonzern Naspers abgespalten und in Amsterdam zu 27 Prozent an die Börse gebracht. Der über 100 Jahre alter Naspers-Konzern mit Sitz in Kapstadt ist das mit Abstand grösste Medienunternehmen in ganz Afrika und ist hauptsächlich in den Bereichen Fernsehen, Internet, Telekommunikation und Printmedien tätig.
Insgesamt besitzen die Südafrikaner Beteiligungen an mehr als 40 Unternehmen, die in rund 130 Ländern der Erde aktiv sind. Der grosse Erfolg von Naspers ist dabei dem ehemaligen Vorstandsvorsitzenden und heutigen Chairman Koos Bekker zu verdanken. Bekker investierte nämlich schon in den 90er-Jahren in die ersten Satelliten-TV-Sender, Telekommunikationsanbieter und Internetunternehmen. Der grösste Clou des damaligen Vorstandschefs war dabei die Beteiligung an dem chinesischen Internetkonzern Tencent. So kaufte sich Naspers im Jahr 2001 für rund 32 Millionen US-Dollar bei Tencent ein.
Naspers-Aktie: Ein verborgener Schatz an der Johannesburger Börse
Während die zahlreichen Beteiligungen des südafrikanischen Medienkonglomerats reihenweise durch die Decke gingen, zeigten die Naspers-Aktien in den zurückliegenden Jahren nur sehr verhaltene Kursgewinne. Der Aktienkurs der Gesellschaft notierte somit zeitweise bis zu 40 Prozent unter dem Wert der eigenen Beteiligungen.
Der jetzige Naspers-Chef Bob van Dijk entschied sich aus diesem Grund für die Abspaltung einiger Sektoren, was sich im Nachhinein als sehr kluger Schachzug erwiesen hat. So brachte Naspers im Februar 2019 den südafrikanischen Kabelnetzbetreiber Multichoice an die Börse in Johannesburg und im September 2019 die Internet-Beteiligungsgesellschaft Prosus an die Börse in Amsterdam.
Mit dem Börsengang von Prosus hat Naspers somit den wohl grössten Schatz des Konglomerats offengelegt. Dementsprechend ist es kaum verwunderlich, dass es Prosus gegenwärtig auf einem Börsenwert von rund 130 Milliarden Euro bringt, während der Mutterkonzern Naspers nur noch rund 65 Milliarden wert ist.
Die zahlreichen Beteiligungen von Prosus
Das mit Abstand wertvollste Engagement von Prosus ist der 31-prozentige Anteil am chinesischen Internet-Giganten Tencent. Allein dieses gigantische Aktienpaket bringt aktuell einen Gegenwert von rund 166 Milliarden Euro mit sich. Darüber hinaus hält der Konzern rund 23 Prozent am Lebensmittel-Lieferdienst Delivery Hero sowie eine Beteiligung am britischen Lieferservice Takeway.com, iFood aus Lateinamerika und Swiggy aus Indien. Dabei liegt allein der Wert der Beteiligung an Delivery Hero bei über vier Milliarden Euro.
Des Weiteren ist der Konzern mit einem Anteil von 42 Prozent an dem indischen Reiseportal MakeMyTrip sowie mit einem Anteil in Höhe von 28 Prozent an der russischen Internet-Plattform Mail.RU beteiligt. Der Wert dieser Beteiligungen beläuft sich dabei auf rund 500 Millionen und 1,43 Milliarden Euro.
Ausserdem besitzt der Konzern noch zahlreiche Beteiligungen an Payment- und Fintech-Unternehmen wie PayU, Remitly, Kreditech, Zest Money und PaySense, sowie Risikokapitalbeteiligungen an Movile, Honor, Udemy, Brainly, Sololern und Co.
Prosus-Aktie: Erfolgreiches erstes Börsenjahr
Genau am 11. September 2020 feierten die Prosus-Anteilsscheine ihren ersten Börsengeburtstag. Dabei können gerade die frühen Investoren auf ein sehr erfolgreiches Jahr zurückblicken. Mit einem aktuellen Kurs von über 80 Euro je Anteilsschein notieren die Prosus-Papiere rund 40 Prozent über dem Ausgabepreis von 58,70 Euro.
Spannende Bewertungsdiskrepanzen
Zwar konnte die Prosus Aktie im vergangenen Jahr gut 40 Prozent an Wert hinzugewinnen und zählt mit einer Marktkapitalisierung von 130 Milliarden Euro zu den grössten in Europa gelisteten Internetkonzernen, dennoch ist die Aktie, im Vergleich zu dem Wert ihrer Beteiligungen, noch extrem unterbewertet.
Allein die Beteiligungen an den börsennotierten Gesellschaften Tencent, Delivery Hero, MakeMyTripe und Mail.Ru bringen es nämlich insgesamt schon auf einen Gegenwert von ca. 172 Milliarden Euro. Würde sich allein der Wert dieser vier Beteiligungen 1:1 in den Prosus-Aktien widerspiegeln, müssten die Aktie schon bei über 105 Euro notieren und somit fast 30 Prozent über dem aktuellen Niveau.
Eine ähnliche Diskrepanz besteht auch zwischen der Mutter- und der Tochtergesellschaft. So bringt es die südafrikanische Muttergesellschaft Naspers gegenwärtig nur auf eine Marktkapitalisierung von knapp 65 Milliarden Euro obwohl ihre 72-prozentige Prosus-Beteiligung offiziell schon fast 94 Milliarden wert ist. Sofern die Prosus-Aktie den Wert ihrer Engagements 1:1 abbilden würde, wäre der Anteil von Naspers dabei sogar weit über 124 Milliarden schwer.
Buy-and-Hold zahlt sich aus
Die Firmengeschichte von Naspers aber auch von Prosus macht dabei deutlich, dass sich eine Buy-and-Hold-Strategie langfristig auszahlen kann. So wird der eigentliche Wert der beiden Gesellschaften aktuell fast nur noch an der 31-prozentigen Beteiligung an dem chinesischen Internetgiganten Tencent festgemacht. Der ehemalige Naspers-Chef hat so aus seinem 32 Millionen US-Dollar Tencent-Investment zwei Multimilliarden-Konzerne geschaffen, die gegenwärtig zusammen weit über 200 Milliarden US-Dollar auf die Börsenwaage bringen.
Pierre Bonnet / finanzen.ch
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