Rechtsstreitigkeiten |
08.04.2024 21:16:00
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Apple in der Krise: Trotz Tech-Rally kämpft der ehemalige Börsenstar mit Problemen
Der iKonzern Apple kämpft aktuell gleich an mehreren Fronten. Jüngst sorgte die Nachricht für Furore, dass US-Justizministerium würde das Unternehmen aufgrund unfairen Wettbewerbs verklagen. Angesichts seiner aktuellen Probleme droht der iKonzern dabei die jüngste Kursrally zu verpassen.
• Klage durch US-Justizministerium stellt große Ablenkung dar
• Apple-Aktie schwächelt
Der Tech-Konzern Apple sieht sich aktuell mehreren Herausforderungen gegenüber. So hat erst vor Kurzem die EU-Kommission ein Verfahren gegen Apple sowie die Google-Mutter Alphabet und die Facebook-Mutter Meta Platforms eröffnet, in dem der Frage nachgegangen werden soll, ob die Tech-Riesen gegen EU-Regeln verstoßen würden. Hierbei geht es um das Gesetz über digitale Märkte (Digital Markets Act oder DMA), welches sich zum Ziel setzt, die Macht sogenannter digitaler Gatekeeper wie Apple & Co. zu bekämpfen.
Konkret soll geprüft werden, ob App-Entwickler die Möglichkeit hätten, Verbraucher auch auf Angebote außerhalb der firmeneigenen App Stores kostenlos hinweisen zu können. Hier hegt das EU-Organ Zweifel daran, dass Apple sowie Alphabet dies ausreichend ermöglichen würden. Zusätzlich dazu will die Kommission herausfinden, ob es Nutzern von Apple-Geräten problemlos möglich ist, die Standardeinstellungen zu ändern, um beispielsweise andere Browser oder Suchmaschinen verwenden zu können. Sollte die EU-Kommission hier Rechtverstöße vorfinden, könnten hohe Strafen drohen.
Auch US-Justizministerium verklagt Apple
Doch damit nicht genug: Wie Ende März bekannt wurde, hat auch das US-Justizministerium Klage gegen den iKonzern erhoben. Der Vorwurf: unfairer Wettbewerb. Konkret geht es darum, dass Apple-Rivalen der Zugang zu Hard- und Software-Funktionen der Geräte verweigert werde und der Konzern eigene Optionen bevorzuge. Auf diese Weise mache Apple das Angebot von Konkurrenten künstlich unattraktiver. Dabei hatte Jonathan Kanter, oberster US-Kartellwächter, mit der Aussage für Furore gesorgt, man wolle mithilfe der Klage Apple dazu motivieren, den Wettbewerb durch eigene Innovationen zu betreiben und nicht durch die Behinderung fremder Erfindungen: "Der Wettbewerb und nicht die eigennützigen Geschäftsstrategien von Apple sollten der Katalysator für Innovationen sein, die für unser tägliches Leben von entscheidender Bedeutung sind, und zwar nicht nur auf dem Smartphone-Markt, sondern auch in eng verwandten Branchen wie der persönlichen Unterhaltung, dem Infotainment in Kraftfahrzeugen und noch mehr Innovationen, die wir uns noch nicht vorstellen können", heißt es dementsprechend in der Klageschrift.
Analysten uneins
Analysten äußerten sich gespalten zu der US-Klage gegen den iKonzern. So sieht Apple-Bulle Dan Ives von Wedbush Securities zwar keine kurzfristigen Folgen für das Tech-Unternehmen, längerfristig würden sich die Einwände verschiedener Kartellwächter aber auf Apples App-Store auswirken: "Wir erwarten vorerst keine Änderungen des Geschäftsmodells, aber Apple wird eindeutig einen Weg finden müssen, diesen Fall beizulegen, eine hohe Geldstrafe zu zahlen und letztendlich einen Kompromiss mit den Entwicklern über die Struktur des App-Stores zu finden", zitiert ihn MarketWatch.
Alden Abbott vom Mercatus Center der Georgetown University sieht für das US-Justizministerium hingegen nicht die besten Chancen, wie er in einer E-Mail an MarketWatch zu bedenken gibt: "Nach der Rechtsprechung des Obersten Gerichtshofs der USA (z.B. Verizon gegen Trinko) ist Apple nicht verpflichtet, seine Konkurrenten zu unterstützen oder ihnen einen besonderen Zugang zu Aspekten seiner Plattform zu gewähren." Auch Amit Daryanani von Evercore ISI ist der Meinung, dass es für eine Verurteilung von Apple zunächst neue Gesetze in den USA geben müsse. Allein anhand der bestehenden Rechtgrundlage sei es schwierig zu argumentieren, der iKonzern würde als Monopol agieren. Er geht davon aus, dass sich der Rechtsstreit zwei bis drei Jahre hinziehen dürfte, anschließend könnte ein weiteres Jahr Berufung vonseiten Apple folgen.
Apple-Aktie seit Jahresbeginn abgeschlagen
Unabhängig davon, wie ein etwaiges Urteil gegen den iKonzern aussehen könnte, dürfen Apples Rechtsstreitigkeiten nach Ansicht von MarketWatch-Kolumnistin Therese Poletti vor allem eins sein: eine große Ablenkung. Schon jetzt hinkt die Apple-Aktie ihren Magnificent 7-Kollegen deutlich hinterher, die im Zuge der jüngsten Börsenrally seit Anfang des Jahres größtenteils bereits zweistellige Kurszuwächse verbuchen konnten. Für das Apple-Papier ging es an der NASDAQ derweil seit Jahresanfang um 12,31 Prozent nach unten. Zum Vergleich: Der Techwerte-Index NASDAQ Composite konnte seit Jahresstart 6,91 Prozent hinzugewinnen.
Schwache China-Nachfrage
Dabei hat der iKonzern nicht nur mit juristischen Schwierigkeiten zu kämpfen, sondern ringt beispielsweise auch mit einer schwächeren China-Nachfrage. Diese geht wiederum auf zwei Faktoren zurück, nämlich einmal die zunehmend bessere Konkurrenz, etwa durch den chinesischen Smartphone-Hersteller Huawei, sowie eine Regierungskampagne der Volkrepublik zur eingeschränkten Verwendung von Apple-Geräten bei Regierungsangestellten und Mitarbeitern von staatlichen Unternehmen, wie Morningstar-Analyst Williarm Kerwin laut MarketWatch erklärt. Zudem hätten sich die Gebrauchszyklen von Apple-Geräten verlängert, sprich die Käufer benutzen ihre Geräte länger bevor sie sie durch neue Modelle ersetzen.
Fehlende KI-Innovation
Anleger und Analysten fragen sich derweil gleichermaßen, was das "next big thing" von Apple sein könnte. Denn auch den jüngsten KI-Trend, dem sich zahlreiche Tech-Größen bereits vermehrt widmen, scheint der iKonzern zu verschlafen. Umso gespannter wird die Apple-Entwicklerkonferenz WWDC erwartet, die vom 10. bis zum 14. Juni hauptsächlich online stattfinden wird. Die Erwartungshaltung ist ganz klar, dass Apple hier seine Vision für die neuartige KI-Technologie zumindest ein Stück weit offenbaren wird. Klar ist: Apple muss liefern, will der iKonzern nicht weiter hinter seinen Mag 7-Kollegen zurückfallen.
Redaktion finanzen.ch
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