Besser als erwartet |
20.10.2020 17:56:00
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BMW mit überraschend guter Kassenlage - Aktie fester
Der Autobauer BMW hat im abgelaufenen Quartal wie auch der Rivale Daimler eine überraschend gute Entwicklung der finanziellen Mittel verzeichnet.
Im Vorjahreszeitraum hatte der sogenannte Free Cashflow im Autogeschäft bei 714 Millionen Euro gelegen. Die raschere Erholung in mehreren Märkten mit einem höheren Absatzwachstum sowie die Steuerung des betriebsnotwendigen Kapitals hätten ebenso zu dem hohen Mittelzufluss beigetragen wie gesenkte Fixkosten und Investitionen. Daten zu Umsatz und Gewinn will BMW erst am 4. November vorlegen.
Die BMW-Stammaktie schloss am Dienstag mit einem Plus von 0,71 Prozent bei 64,07 Euro.Der Mittelzufluss sei zwar stark ausgefallen, urteilte Goldman-Sachs-Analyst George Galliers. Dass BMW aber auf die Mitteilung vorläufiger Ergebniskennzahlen verzichtet habe, lege den Schluss nahe, dass diese nicht bedeutend von den Markterwartungen abweichen würden. Mit der Bestätigung der Ergebnisprognosen sei auch wahrscheinlich, dass die Ergebniserwartungen am Markt sich nicht materiell erhöhen dürften.
Wie viel von dem unerwartet hohen Geldzufluss auch tatsächlich durch eine Erholung im Tagesgeschäft begründet ist, blieb damit im Unklaren. BMW hatte sich ohnehin strikte Disziplin bei Investitionen auferlegt. Bernstein-Analyst Arndt Ellinghorst schloss nach einem Gespräch mit dem Unternehmen zumindest aus, dass es vorwiegend am Lagerabbau gelegen habe - also dass BMW einfach nur den Rotstift bei der Bestellung von Teilen angesetzt habe.
BMW hatte im dritten Quartal am Markt durchaus eine Erholung erlebt. So verkauften die Münchener konzernweit 675 680 Autos, das waren 8,6 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Bei der lukrativen Stammmarke waren es sogar 9,8 Prozent mehr Autos. Im grössten Einzelmarkt China hatte das Absatzplus von BMW und Mini fast ein Drittel betragen - allerdings finden sich die Umsätze und Ergebnisse des chinesischen Gemeinschaftsunternehmens nicht in den konsolidierten Konzernfinanzzahlen. Auch in Europa lag das Unternehmen aber komfortabel im Plus.
BMW bestätigte die Jahresprognose für die Ergebnisse, sprach aber von einer weiter hoher Unsicherheit. Für die Autosparte geht BMW damit weiter von einer operativen Marge beim Ergebnis vor Steuern und Zinsen von 0 bis 3 Prozent vom Umsatz aus.
Was die zuletzt gute Entwicklung beim Free Cashflow für die Ganzjahresaussichten bei der Kennzahl bedeutet, will BMW mit den detaillierten Quartalszahlen erläutern. Zuletzt hatte Finanzchef Nicolas Peter gesagt, dass der Konzern alles für einen positiven freien Mittelzufluss auf Jahresbasis tun werde und vor allem im vierten Quartal ein deutlich besserer Wert erreicht werden sollte als in der ersten Jahreshälfte. Diese Aussichten könnten sich nun aufgehellt haben.
Am Finanzmarkt hat die Entwicklung der Kassenlage bei den Autobauern in der Corona-Pandemie noch an Gewicht gewonnen. Die Kennzahl gibt an, wie viel Geld in die Kassen hinein- oder abfliesst und wie hoch die aktuelle Finanzkraft ist. Das hat schon in normalen Zeiten oft den Ausschlag gegeben, ob die Anleger mit den Geschäftszahlen zufrieden sind oder nicht, weil von der Kassenlage auch die Fähigkeit zur Zahlung einer hohen Dividende abhängt.
In der Krise gibt der Free Cashflow aber auch einen Hinweis darauf, wie sehr ein Unternehmen in der Lage ist, sich an besondere Situationen anzupassen. Mit dem Lockdown im Frühjahr drohte bei den Autobauern auch deshalb Ebbe in der Kasse, weil über Wochen keine Autos verkauft werden konnten, die Kosten aber zu grossen Teilen weiterliefen. Die Konzerne stoppten die Produktion, legten die Abrufe von Teilen bei Zulieferern auf Eis und schickten nicht zuletzt Zehntausende Mitarbeiter in Kurzarbeit, um die Kassen zu schonen.
In der Corona-Krise hatten die deutschen Autobauer Volkswagen und Daimler im zweiten Quartal Milliardenverluste eingefahren, BMW war etwas glimpflicher davongekommen. Daimler hatte bereits vergangene Woche mitgeteilt, dass das dritte Quartal auch dank Kostendisziplin besser als erwartet verlaufen war.
MÜNCHEN / FRANKFURT (Dow Jones / AWP)
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