Trotz Pannenserie |
03.04.2024 23:47:00
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Boeing-Aktie nach Negativnachrichten mit Verlustserie: Ist jetzt eine gute Kaufgelegenheit gekommen?
Der Flugzeugbauer Boeing befindet sich momentan vor allem wegen zahlreicher Pannen in den Schlagzeilen. Die Boeing-Aktie wurde dementsprechend seit Jahresbeginn kräftig abgestraft. Analysten glauben jedoch, dass sich ein Einstieg bei dem kriselnden Flugzeugbauer gerade jetzt lohnen könnte.
• Boeing-Aktie im Sinkflug
• Analysten sehen Kaufgelegenheit zum Schnäppchenpreis
Die Meldungen über - teils lebensbedrohliche - Pannen bei Flugzeugen von Boeing reißen in den letzten Wochen nicht ab. Unter anderem ist seit Jahresbeginn bei einer Maschine des US-Konzerns bereits im Flug ein Kabinenteil abgerissen, ein weiterer Flieger verlor beim Start ein Rad und bei einer anderen Boeing-Maschine brach im Flug eine Abdeckung weg. Diese Pannenserie führte dazu, dass die Anleger sich jüngst in Scharen von der Boeing-Aktie trennten: Seit Jahresbeginn hat der Anteilsschein des Airbus-Konkurrenten an der NYSE bereits rund 28,1 Prozent an Wert verloren (Stand: Schlusskurs vom 26. März 2024). Analysten schätzen die Lage bei dem US-Flugzeugbauer aktuell jedoch durchaus positiv ein - und raten Anlegern zum Kauf der Boeing-Aktie.
Von 24 bei "TipRanks" erfassten Analysten vergaben 17 zuletzt ein "Buy"-Rating für den krisengeplagten US-Konzern. Die Empfehlung von sieben weiteren Experten lautet aktuell "Halten". Interessant: Trotz der jüngsten Pannenserie rät keiner der bei "TipRanks" erfassten Experten zu einem Verkauf der Boeing-Aktie. Das durchschnittliche Kursziel der Analysten liegt bei 247,91 US-Dollar und damit deutliche 32,22 Prozent über dem letzten Schlusskurs der Aktie (Stand: Schlusskurs vom 26. März 2024).
UBS-Analyst: Boeing-Aktie aktuell zum Schnäppchenpreis zu haben
Ein Analyst, der im März zahlreiche Kommentare zu Boeing veröffentlichte und den Anlegern jedes Mal nahelegte, die Boeing-Aktie in ihr Depot zu holen, ist Gavin Parsons von der Schweizer Großbank UBS. Er vergab für die Aktie des Flugzeugbauers zuletzt ein Kursziel von 250 US-Dollar und liegt damit nahezu auf einer Linie mit dem Durchschnitt der Analysten.
Parsons merkt in einer seiner Analysen an, dass sich viele Investoren derzeit mit der Boeing-Aktie schwertun würden angesichts der "Unsicherheit mit Blick auf Maßnahmen der Regulierungsbehörden, die Produktionsraten der 737-Max sowie die Zertifizierungen der Max 7 und Max 10". Die sicherheitsbedingte Drosselung der Produktion bei Boeing bezeichnete er dabei als "perspektivische Entscheidung". So sei die Risikoreduzierung sicher kein Kurstreiber, doch die Nachfrage nach neuen Flugzeugen bleibe robust und Boeing gehe umgehend auf Sicherheitsbedenken der Aufsichtsbehörden ein, schrieb der UBS-Experte. Im Gesamtjahr erwartet Parsons für Boeing einen "positiven Cashflow im niedrigen einstelligen Milliarden-Dollar-Bereich" und in zwei bis drei Jahren sollte der Cashflow bei einer normalisierten Produktion dann wieder deutlich höher ausfallen. Zu dieser Entwicklung dürfte wohl auch beitragen, dass der Markt für Verkehrsflugzeuge in den kommenden Jahren unterversorgt sein werde. Denn Airbus habe aktuell nur begrenzte Kapazitäten, um seinen Marktanteil auszubauen und die Lücke zu füllen, die durch die Produktionsdrosselung bei Boeing entsteht, so der Analyst laut "Yahoo Finance".
Die mögliche Übernahme des Zulieferers Spirit AeroSystems durch Boeing bewertet der Experte daneben ebenso positiv wie den zum Jahresende anstehenden Chefwechsel. Der Markt warte auf Änderungen beim Flugzeugbauer und der personelle Umbau dürfte als Schritt gewertet werden, den Konzern wieder in die Spur zu bringen, schrieb Parsons zu der überraschenden Personalie.
Insgesamt sieht der UBS-Analyst momentan eine gute Kaufgelegenheit bei der Boeing-Aktie. Bei einem Kursverlust von annähernd 30 Prozent seit Jahresbeginn werde die Aktie jetzt gerade mal mit dem 11-fachen des in Aussicht gestellten Free Cashflow von zehn Milliarden US-Dollar gehandelt, so der Experte. Die Aktie sei damit attraktiv bewertet. Daher hätten vor allem längerfristig orientierte Investoren nun die Chance, das Boeing-Papier quasi zum Schnäppchenpreis zu erwerben.
Auch andere Experten zuversichtlich für Boeing
Andere Analysten schätzen die Lage momentan ähnlich ein wie UBS-Experte Parsons. Das von Ken Herbert von der kanadischen Bank RBC vergebene Rating für die Boeing-Aktie lautet sogar "Outperform", sein Kursziel liegt mit 225 US-Dollar jedoch etwas tiefer als das des UBS-Experten. Dennoch signalisiert auch dieser Zielwert noch ein klares Aufwärtspotenzial für den Anteilsschein.
Wie Parsons wertete auch Herbert den angekündigten Chefwechsel bei Boeing positiv - vor allem, da der Konzern den Posten mit einem externen Kandidaten besetzen wolle. Die Anleger hätten angesichts der sich häufenden Vorkommnisse das Vertrauen in das Management verloren, so der RBC-Analyst. Daher dürfte ein neuer Chef von außen bei Investoren gut ankommen. In einer früheren Studie merkte Herbert zudem an, dass die Zuversicht von Boeing in eine weiterhin starke Nachfrage groß sei - sowohl im Bereich zivile Luftfahrt als auch im Rüstungsgeschäft. Zudem könnten erwartete Engpässe bei den Produktionskapazitäten in den kommenden Jahren das nachgelagerte Wartungsgeschäft anschieben.
Weitere Analysten, die Anlegern kürzlich einen Kauf der Boeing-Aktie ans Herz legten, sind Noah Poponak von Goldman Sachs und Seth Seifman von JPMorgan. Poponak wies unter anderem auf das "gut gefüllte" Auftragsbuch von Boeing hin, während Seifman sich positiv zu dem möglichen Kauf von Spirit AeroSystems äußerte. Laut dem JPMorgan-Experten wäre es für Boeing sinnvoll, Spirit zu integrieren und damit die Produktion seiner Schlüsselstrukturen zu kontrollieren.
Ob jedoch die optimistisch gestimmten Analysten mit ihren Aussagen zu Boeing Recht haben und Anleger mit dieser Aktie tatsächlich Gewinne einfahren können, wird sich erst in den nächsten Monaten zeigen. Bislang bleibt die Bilanz der Boeing-Aktie negativ - und zwar sowohl mit Blick auf den zurückliegenden 1-Monats-Zeitraum als auch für die letzten drei Monate und die vergangenen 52 Wochen.
Redaktion finanzen.ch
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