Memento Mori |
25.12.2024 15:02:00
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Jeff Bezos glaubt an Amazons Untergang - So will er das Unvermeidliche aufhalten
Amazon wird untergehen, glaubt Ex-Firmenchef Jeff Bezos. Doch auch, wenn man den Tod des Online-Händlers seiner Meinung nach nicht verhindern kann, kann man ihn doch möglichst lange aufschieben.
• Untergang von Amazon lässt sich hinauszögern
• Unternehmen und Mitarbeiter müssen sich jeden Tag wie an Tag 1 verhalten
Bei der Suche nach unzähligen Produkten - und dem anschliessenden Kauf - dürfte der Blick auf die Webseite des Online-Händlers Amazon mittlerweile in vielen Haushalten ganz natürlich dazugehören. Das bequeme Online-Shopping bei Amazon ist mittlerweile so selbstverständlich geworden - da fällt es schwer zu glauben, dass es Amazon eines Tages nicht mehr geben wird. Doch Gründer und Ex-CEO Jeff Bezos wurde in der Vergangenheit nicht müde, sich und die Mitarbeiter daran zu erinnern, dass dieser Zeitpunkt kommen wird, denn er verfolgt damit ein wichtiges Ziel.
Jeff Bezos mit Abgesang auf Amazon
In den vergangenen Jahren hat Bezos mehrfach in der Öffentlichkeit darüber gesprochen, dass es Amazon eines Tages nicht mehr geben werde. "Firmen haben eine kurze Lebensdauer […]. Und auch Amazon wird eines Tages zerrissen werden", sagte Bezos etwa 2013 in einem Interview mit "CBS". Er sei deshalb auch nicht besorgt, weil er wisse, dass "es unausweichlich ist", und zwar für alle Unternehmen. "Man wartet ein paar Dekaden und sie sind weg", so der ehemalige Amazon-Chef nüchtern. Er würde sich jedoch freuen, wenn das bei Amazon erst nach seinem Tod der Fall wäre.
"Für Amazon muss es immer ‚Tag 1‘ sein"
In einem Brief an die Amazon-Aktionäre skizzierte Bezos 2017, wie sich Unternehmen und Mitarbeiter verhalten müssten, um ein möglichst langes Überleben des Konzerns sicherzustellen: so wie am Anfang, an Tag 1 des Unternehmens. Was dafür essenziell ist, führte der Milliardär anhand von vier zentralen Schlüsselpunkten auf.
Die bereits angedeutete Besessenheit vom Kunden steht für Jeff Bezos dabei an erster Stelle. Auch wenn die Kunden es selbst nicht wüssten, seien sie "immer auf erfreuliche und wundervolle Weise unzufrieden" und es sei Aufgabe von Amazon herauszufinden, was sie glücklicher machen würde - noch bevor sie es selbst wüssten. Als gelungenes Beispiel dafür nannte der Ex-Firmenchef etwa das Amazon Prime-Programm.
Ein weiterer Schlüsselpunkt, der sich an die Besessenheit vom Kunden anschliesst, ist für Bezos die Skepsis gegenüber jeglichen Formen von Stellvertretern für eine Sache. So warnt er etwa davor, sich auf das Ergebnis von Marktforschungen oder Kundenbefragungen als Stellvertreter für die Kunden zu verlassen. "Gute Erfinder und Entwickler besitzen ein tiefes Verständnis für ihre Kunden", schrieb der Amazon-Gründer. "Sie studieren und verstehen viele Anekdoten, anstatt sich nur auf die Durchschnittswerte aus einer Umfrage zu konzentrieren."
Auch die Bereitschaft, starke, externe Trends begierig aufzunehmen und Entscheidungen in Hochgeschwindigkeit zu treffen, seien zentrale Punkte, wenn es darum gehe, den Untergang von Amazon so weit wie möglich in die Zukunft zu verschieben, glaubt Bezos. Vor allem dem letzten Punkt widmete er sich dabei ausführlich. "Die Geschwindigkeit ist das, was in der Unternehmenswelt zählt - und zusätzlich macht es in einer Umgebung, in der Entscheidungen in Hochgeschwindigkeit getroffen werden, auch mehr Spass", so der damalige Amazon-Chef. Er riet im Aktionärsbrief unter anderem dazu, Entscheidungen, die rückgängig gemacht werden können, zu treffen, ohne sich über sie den Kopf zu zerbrechen, und bei anderen zu einem Ergebnis zu kommen, wenn 70 Prozent der benötigten Informationen vorlägen. Denn auf 90 Prozent oder mehr zu warten, würde zu lange dauern. Aber das Wichtigste, so Bezos, sei die Bereitschaft, einer Idee zwar nicht unbedingt zuzustimmen, sie aber dennoch voll zu unterstützen - und zwar auf allen Hierarchie-Ebenen der Firma. Auch er selbst sei regelmässig anderer Meinung, würde sich aber dennoch der strittigen Sache komplett verschreiben.
Wenn man diese Punkte beachte, könne man sicherstellen, dass es für Amazon immer "Tag 1" sei, so Bezos im Aktionärsbrief aus dem Jahr 2017. Denn sollte dies einmal nicht mehr der Fall sein, wäre der Untergang von Amazon eingeleitet. "Tag 2 ist Stillstand. Darauf folgt Irrelevanz. Darauf folgt der qualvolle, schmerzhafte Abstieg. Darauf folgt der Tod", lautete die düstere Vorhersage des Ex-Unternehmenschefs. Zwar könne ein etabliertes Unternehmen auch noch über Jahrzehnte Erträge erwirtschaften, wenn es sich an Tag 2 befände, aber das endgültige Ergebnis, nämlich der Untergang der Firma, würde dennoch kommen.
Amazon-Pleite unausweichlich - aber aufschiebbar
Auch im November 2018 betonte Jeff Bezos bei einem Meeting der gesamten Firma, dass Amazon nicht "zu gross zum Versagen" sei. "Tatsächlich gehe ich davon aus, dass Amazon eines Tages scheitern wird. Amazon wird pleitegehen", sagte Bezos laut einem Bericht des US-Nachrichtensenders "CNBC", dem eine Aufnahme der Versammlung vorliegt. Wenn man grosse Unternehmen betrachte, dann betrage deren Lebenserwartung meist mehr als 30 Jahre, aber nicht mehr als 100 Jahre, so der Self-Made-Milliardär, der Amazon 1994 gegründet hat.
Doch Jeff Bezos erinnerte seine Mitarbeiter auch daran, dass es einen Weg gebe, den unvermeidbaren Untergang so gut wie möglich aufzuschieben. So müsse der Fokus des Unternehmens unbedingt weiterhin auf dem Kunden liegen und nicht auf der Konkurrenz oder Amazon selbst. "Wenn wir damit anfangen, uns auf uns selbst zu konzentrieren anstatt auf die Kunden, dann wird das der Anfang vom Ende sein", prognostizierte der damalige CEO.
Zwar gebe es auch Firmen, die diesem Schicksal über Jahrhunderte entgangen seien, wie Bezos laut "CNBC" bei der Mitarbeiterversammlung 2018 zugab, doch Amazon wird - nach aktuellem Stand - wohl nicht zu dieser Gruppe gehören. "Bei den meisten Firmen, die mehrere hundert Jahre alt sind, handelt es sich um Brauereien", sagte Jeff Bezos, vermutlich mit einem Augenzwinkern. "Das ist sehr interessant - und ich bin mir nicht sicher, was das über unsere Gesellschaft aussagt".
Bezos verabschiedete sich mit düsterer Metapher von CEO-Position
Im Februar 2021 erklärte Bezos im Rahmen der Zahlenvorlage für das vorangegangene Geschäftsjahr, dass er die Führungsposition des Konzerns zum dritten Quartal an Andy Jassy weiterreiche, der zuvor Amazons Cloudsparte AWS geleitet hat. Im Rahmen seines Aktionärsbriefs im April 2021 liess es sich Bezos jedoch nicht nehmen, erneut auf den bevorstehenden Untergang des Tech-Giganten Bezug zu nehmen. Dazu zitierte der Amazon-Gründer aus dem Sachbuch "Der blinde Uhrmacher" des Evolutionsbiologen Richard Dawkins, in dem sich dieser mit dem Darwinismus auseinandersetzt. "Den Tod abzuwehren, ist eine Sache, an der man arbeiten muss. Sich selbst überlassen - und das ist er, wenn er stirbt - neigt der Körper dazu, mit seiner Umgebung in einen Gleichgewichtszustand zurückzukehren", war dort unter anderem zu lesen. Zwar sei die zitierte Stelle von Dawkins nicht als Metapher gedacht gewesen, dennoch eigne sie sich als ebensolche perfekt für Amazon, wie Bezos schrieb. "Auf welche Weise zieht die Welt an dir, um dich normal zu machen? Wie viel Arbeit braucht es, um deine Unverwechselbarkeit zu bewahren? Das Ding oder die Dinge am Leben zu erhalten, die dich besonders machen?", so der Ex-Amazon-Chef.
Redaktion finanzen.ch
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