Historische Daten |
19.02.2024 21:16:00
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Kapitalmarktanalysten: Diese Aktien dürften von Leitzinssenkungen am meisten profitieren
In diesem Jahr lautet die Frage nicht, ob die grossen Notenbanken wie Fed, EZB oder Bank of England ihre Zinsen senken, sondern wann es zu einem ersten Schritt kommen wird. Um sich optimal darauf vorbereiten zu können, lohnt sich für Anleger ein Blick auf historische Daten: Welche Aktienklasse profitierte bisher am meisten von fallenden Zinsen?
• Rohstoff-Aktien waren hingegen eine schlechte Idee
• Tech-Aktien: Auf den ersten Blick schwach, auf den zweiten aber solide
Börsenexperten rund um den Globus rechnen fest damit, dass es schon bald mit den ersten Zinssenkungen losgehen wird. Zwar fielen die US-Inflationsdaten für den Januar etwas höher als erwartet aus, dennoch bestätigte sich in den vergangenen Monaten immer wieder der allgemeine Trend eines rückläufigen Inflationsdrucks.
Spätestens im Sommer dürfte die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) die erste Zinssenkung einleiten, die Europäische Zentralbank (EZB), die Bank of England oder auch die Schweizerische Nationalbank (SNB) dürften nach gängiger Expertenmeinung mehr oder weniger rasch folgen. Gut zwei Jahre nach Einleitung der Zinswende im Frühjahr 2022 werden sich die Zeiten für Anleger ändern - eine gute Vorbereitung ist da sicher hilfreich.
So berechnet Dörr die Performance
Zu diesem Zweck zog Sebastian Dörr, Kapitalmarktanalyst von HQ Trust, historische Daten heran. Dörr untersuchte, wie Aktien aus 20 unterschiedlichen Sektoren in den 13 ermittelten Zinsreduktionsphasen seit Ende 1984 abschnitten. Bei seiner Analyse, aus der "Institutional Money" zitiert, berechnete der Analyst die relativen Renditen der jeweiligen globalen Sektorindizes im Vergleich zum weltweiten Datastream(DS)-Aktienindex.
Coca-Cola, Procter Gamble & Co. waren eine gute Idee
Die Ergebnisse von Dörr fallen durchaus überraschend aus. Seinen Berechnungen zufolge performten zwei Sektoren aus der Konsumgüterbranche am besten: Nahrungsmittel, Getränke, und Tabak liegen auf dem ersten Platz; direkt dahinter folgen Aktien aus dem Bereich Körperpflege, Drogerie und Lebensmittelgeschäfte. Dies ist insofern erstaunlich, als dass der Konsumgüter-Sektor besonders in unruhigen Zeiten als sicherer Hafen gilt, während er in Risk-on-Phasen wie in Leitzinssenkungsperioden üblicherweise als weniger attraktiv gilt.
Diese Lehrmeinung ist laut Dörrs Analyse mit grosser Vorsicht zu geniessen, vielmehr war der Konsumgütersektor die einzige Aktienkategorie, die in ausnahmslos allen 13 Zinssenkungsphasen den breiten Gesamtmarkt outperformte. Ausserdem wies die Branche in keiner der 13 Fälle eine negative Rendite auf. Somit lohnte es sich für Anleger in Zinssenkungszeiten, die als besonders stabil geltenden Konsum-Papieren wie Coca-Cola, PepsiCo, Procter Gamble, British American Tobacco (BAT) oder McDonald's, in ihren Depots zu haben.
Gesundheitssektor performte ebenfalls ordentlich
Hinter den Konsumaktien als zweitbester Sektor kommt der Gesundheitsbereich, der in zwölf von 13 Fällen besser als der Markt abschnitt. Zudem: Den Gesundheitsunternehmen gelang im Gesamtzeitraum seit 1984 nach Dörrs Rechnung die beste Performance. Johnson & Johnson, Novartis, Eli Lilly & Co. wiesen lediglich ein Mal - im Jahr 2010 - eine negative Performance auf, als die Zinsen gesenkt wurden.
Dörr: Diese Aktien könnten demnächst schwach performen
Am anderen Ende der Liste befindet sich eine Aktienkategorie, die sich besonders nach Beginn des Ukraine-Kriegs im Februar 2022 angesichts stark steigender Preise bei Anlegern hoher Beliebtheit erfreute: "Am Tabellenende stehen der Rohstoff- und der Energiesektor: Die Aktien aus diesen beiden Branchen blieben im Schnitt in elf beziehungsweise zehn von 13 Zeiträumen hinter dem Markt zurück." Besonders heftig bergab ging es für Shell, Barrick Gold & Co. in den Jahren 1988, 1997/98 und 2011: In diesen Phasen beliefen sich die Verluste auf mehr als 20 Prozent.
Wie schnitt der Technologie-Sektor ab?
In Anlegerkreisen gilt es als Binsenweisheit, dass Technologie-Aktien besonders stark von niedrigen Zinsen profitieren. Dadurch verringern sich nämlich die Kosten der Kredite, die bei wachstumsorientierten Unternehmen für gewöhnlich einen grossen Kostenpunkt darstellen können. Darüber hinaus sind bei einem niedrigeren Zinsniveau die künftigen Gewinne der Wachstumsaktien nach der Discounted-Cashflow-Methode attraktiver, da die risikolose Rendite entsprechend geringer ist.
In der Praxis scheint die Ansicht, dass die Technologie-Aktien bei sinkenden Zinsen die beste Anlageklasse darstellen, allerdings nicht immer zuzutreffen. In acht von den 13 Fällen hinken die Technologie-Aktien nämlich hinter dem Gesamtmarkt hinterher. Durchschnittlich liegt die Underperformance bei 6,3 Prozent - damit liegt der Technologie-Sektor auf dem vorletzten Platz.
Dörr hat eine Erklärung für dieses auf den ersten Blick erstaunliches Ergebnis: "Allerdings wird diese Betrachtung stark durch die hohen Verluste nach dem Platzen der Techblase beeinflusst. Über den Komplettzeitraum liegt Technologie bei der Performance immerhin auf Rang zwei. Das gilt auch für die jüngste Phase sinkender Zinsen. Hier schnitten von den 19 anderen Branchen nur die Versorger besser ab." In zwei Zinsreduktionsphasen, nämlich 2000/2001 und 2002, verloren die Technologie-Aktien heftige 42,4 Prozent beziehungsweise 48,6 Prozent, was den Durchschnitt ordentlich vermieste. Im letzten Fall (2018-2020) hingegen stiegen die Technologie-Aktie um 18,4 Prozent, was damals den zweitbesten Wert darstellte.
Darum sind die Berechnungen mit einer gewissen Vorsicht zu geniessen
Zu berücksichtigen ist bei der Statistik jedoch, dass Dörr sich lediglich auf den konkreten Zeitraum der Zinsreduktionen bezieht. In der Realität positionieren Anleger ihr Portfolio aber bereits im Vorfeld der Zinssenkungen um. Der rasante Anstieg der Tech-Aktien seit Anfang 2023, der neben dem KI-Boom auch mit Zinssenkungsfantasien zusammenhängt, würde somit in der Statistik Dörrs für den nächsten Fall nicht erscheinen. Tatsächlich bescheinigen einige Experten deshalb Value-Aktien ein hohes Aufholpotenzial, diese könnten während der Zinssenkungsphase aufholen.
Redaktion finanzen.ch
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