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Experten-Kolumne 17.05.2016 14:50:02

Versicherungen: Alle passen nicht in einen Topf

Kolumne

Die meisten Familienversicherungen sind nur auf den ersten Blick günstig. Besser fährt, wer jedes Familienmitglied separat krankenversichert. Der administrative Mehraufwand hält sich in Grenzen.

Versicherungsgesellschaften locken Familien gerne mit attraktiven Rabatten auf die Krankenversicherungsprämie. Der Preisnachlass variiert je nach Anbieter zwischen 10 und 20 Prozent auf die monatlich zu entrichtende Prämie.

Das macht den Preis zumindest optisch attraktiv, denn jeder Konsument hat psychologisch das Gefühl einen guten Kauf gemacht zu haben wenn er zehn oder zwanzig Prozent weniger für ein Produkt oder eine vordefinierte Leistung zahlen. Doch Vorsicht, denn häufig wird der Familienrabatt erst ab dem zweiten oder dritten Kind gewährt.  

Familienversicherung von der Stange

Das grössere Problem einer solchen Familienversicherung von der Stange ist jedoch, dass sie kaum dem gesamten Spektrum der Bedürfnisse aller Familienmitglieder gerecht werden kann. Beispielsweise ist es ratsam für Kinder bis zu einem gewissen Alter die Franchise auf Null zu setzen und eine Spitalzusatzversicherung abzuschliessen, während der junge sportliche Vater vermutlich ohne eine solche auskommt und die Mutter vielleicht mit einer flexiblen Spitalzusatzversicherung am besten fährt.

Ebenso ist es unsinnig den Deckungsumfang einer Zahnzusatzversicherung auf die ganze Familie auszudehnen, da in den meisten Fällen nur das Kind vielleicht einmal eine Korrektur der Zahnstellung vornehmen lassen muss.  

Vor Geburt anmelden

Und das Argument, dass es weniger administrativen Aufwand bedeutet wenn die ganze Familie bei einer Versicherungsgesellschaft unterschreibt, ist auch nicht unbedingt tragfähig. Denn in der Schweiz gibt es keine Familienpolice in der Krankenversicherung, das heisst, für jedes Familienmitglied muss so oder eine separate Police abgeschlossen werden. Und ob darauf nun drei- oder viermal der Name einer Versicherungsgesellschaft steht oder ob jedes Familienmitglied bei einer anderen Gesellschaft versichert ist, bleibt letztlich unerheblich.  

Viel entscheidender ist der Zeitpunkt, zu dem man seine werdende Familie versichert. Ideal ist es, wenn man sich schon drei Monate vor der Geburt des ersten Kindes umfassend über den Krankenversicherungsschutz informiert. Denn ist der Nachwuchs erst einmal auf der Welt, müssen auch für das Baby die Gesundheitsfragen beantwortet werden. Und sollte das Kind mit einem Geburtsgebrechen, beispielsweise einer Hasenscharte, auf die Welt gekommen sein, wird sich kaum eine Versicherungsgesellschaft finden die das Kind nach der Geburt noch in eine Zusatzversicherung aufnimmt. Daher ist es ratsam das Kind bereits drei Monate vor dem Geburtstermin bei der Krankenkasse für die Zusatzversicherung anzumelden. Dass manche Kassen ihren Versicherten diese Möglichkeiten der vorgeburtlichen Versicherung erst gar nicht offerieren, zeigt nur, wie viel Angst sie davor haben, im Falle eines Geburtsgebrechens in Leistung zu treten.

Stephan Wirz ist Mitglied der Geschäftsleitung der Maklerzentrum Schweiz AG, einer führenden Anbieterin von Versicherungslösungen im Privatkundenbereich.

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schliesst jegliche Regressansprüche aus.

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