Experten-Kolumne |
24.08.2012 16:25:52
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Frankreich ist noch nicht in der Schusslinie der Märkte
Kolumne

Nachdem die Renditen der 10-jährigen französischen Staatsobligationen anfangs Januar bei 3.3% notierten, sanken sie im Jahresverlauf und erreichten anfangs August mit 2% den bisherigen Tiefstwert.
Die Kreditausfallversicherungsprämien (CDS) für das Land halbierten sich im gleichen Zeitraum. Die Finanzmärkte haben Frankreich unseres Erachtens zu pfleglich behandelt.
- Die französische Wirtschaft verliert laufend an industrieller Kapazität. Die Lohnnebenkosten sind doppelt so hoch wie in Deutschland. Die Lohnstückkosten haben in den letzten 12 Jahren gegenüber dem östlichen Nachbarn um 20% zugelegt. Das Wirtschaftswachstum ist im 2. Quartal zum Stillstand gekommen und die Banque de France veranschlagt für das 3. und das 4. Quartal auf realer Basis negative Wachstumsraten.
- Frankreich ist eine der geschlossensten Volkswirtschaften in Europa. Damit könnte das Land auch von einem zukünftig noch tieferen Euro nur bedingt profitieren. Der Staatsanteil am Bruttosozialprodukt beträgt zudem hohe 56%.
- Der Primärsaldo, also der Staatshaushalt vor Zinszahlungen, ist negativ. Das Defizit beträgt rund 3%. Frankreich bezahlt auf den bestehenden Schulden etwas über 3% Zinsen. Für Neugeld muss gegenwärtig je nach Laufzeit zwischen 0.2% und 3% berappt werden.
- Nach Berücksichtigung der Inflation wächst die französische Wirtschaft nominal etwa 2%. Der Primärsaldo schlägt mit 3% negativ zu Buche. Die durchschnittlich zu bezahlenden Zinsen liegen irgendwo bei 3%. Damit leidet Frankreich klar unter einer negativen Schuldendynamik, das heisst, die Schulden nehmen im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung zu.
- Brüssel empfiehlt Frankreich, seinen Staatshaushalt pro Jahr im Umfang von 1.25% zu straffen. Damit liegt die Empfehlung für Frankreich gleichauf mit derjenigen für Portugal und nur unwesentlich tiefer als der Vorschlag für Spanien.
Die Schuldendynamik von Frankreich ist derjenigen von Südeuropa sehr ähnlich. Neben Budgetdisziplin braucht Frankreich vor allem Wachstum. Ob das mit einer Heraufsetzung des Rentenalters, höheren Mindestlöhnen und zusätzlichen Steuern für die Reichen erzielt werden kann, bezweifeln wir. Frankreich befindet sich auf einer schiefen Bahn. Ohne überzeugende Korrekturmassnahmen ist es nur eine Frage der Zeit, bis das Land in die Schusslinie der Finanzmärkte gerät. Davon dürften vor allem Obligationen langer Laufzeiten betroffen sein.
Jürg Furrer, Aquila & Co. AG
Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schliesst jegliche Regressansprüche aus.
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