Hohe Kosten |
24.04.2024 17:18:00
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EVOTEC-Aktie bricht zweistellig ein: EVOTEC verzeichnet weniger Verlust - Ausrichtung auf profitables Wachstum
Hohe Kosten haben EVOTEC im vergangenen Jahr bei einem steigenden Umsatz erneut rote Zahlen beschert.
Der Umsatz stieg 2023 auf 781 Millionen Euro von 751 Millionen im Vorjahr. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) sank auf 66,3 von 102 Millionen Euro. Das Betriebsergebnis lag bei minus 47,5 Millionen Euro nach plus 21 Millionen im Vorjahr. Unter dem Strich lag der Verlust bei 84 Millionen Euro nach einem Fehlbetrag von 176 Millionen im Vorjahreszeitraum. Analysten hatten etwas bessere Ergebnisse erwartet.
Im laufenden Jahr rechnet EVOTEC mit einem Wachstum des Umsatzes und des EBITDA im zweistelligen Prozentbereich. Eine konkrete Prognose soll mit dem neuen CEO entwickelt werden. Eine aktualisierte Prognose - auch für den mittelfristigen Planungshorizont - soll es mit den Halbjahreszahlen 2024 geben. "Unser zentrales Ziel für 2024 ist es, unsere starke Bilanz zu schützen und das Unternehmen wieder auf profitables Wachstum auszurichten", sagte Interims-CEO Mario Polywka.
EVOTEC hat am Vorabend mit Christian Wojczewski einen neuen CEO präsentiert, der sein Amt am 1. Juli antritt. Der langjährige Chef Werner Lanthaler war Anfang des Jahres überraschend zurückgetreten, was seinerzeit mit gesundheitlichen Grünen begründet wurde. Es kam aber auch heraus, dass der Manager laut EVOTEC Meldungspflichten für Aktientransaktionen nicht nachgekommen ist.
EVOTEC will 2024 wieder profitabel wachsen
Der Hamburger Wirkstoffforscher und -entwickler EVOTEC will nach einem schwierigen Jahr wieder zu profitablem Wachstum zurückkehren. 2024 sollen der Umsatz und das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereinigtes Ebitda) im zweistelligen Prozentbereich zulegen, teilte der Konzern am Dienstag anlässlich der Vorlage seiner Geschäftszahlen für 2023 mit. Dabei wollen die Hanseaten ihre Ausgaben für hauseigene Forschungs- und Entwicklungsprojekte kappen. Diese sollen in diesem Jahr im mittleren einstelligen bis niedrigen zweistelligen Prozentbereich sinken.
EVOTEC verschreckt mit vorsichtigem Ausblick - Neuausrichtung geplant
Der Hamburger Pharmawirkstoffforscher und -entwickler EVOTEC reagiert auf ein schwieriges Marktumfeld mit einer Neuausrichtung. Nach dem überraschenden Abgang des Vorstandschefs Werner Lahntaler zu Jahresbeginn soll der Fokus so wieder auf nachhaltig profitables Wachstum gerichtet werden. Richten soll es der neue Konzernchef Christian Wojczewski, der zur Jahresmitte antreten wird. Im vergangenen Jahr hatte der Konzern zudem kräftige Blessuren durch eine Cyberattacke davongetragen. An der Börse verschreckte der unsichere Geschäftsausblick die Anleger.
Der Aktienkurs brach zeitweise um mehr als ein Drittel auf den tiefsten Stand mit seit 2017 ein. Zuletzt betrug das Minus im XETRA-Handel zeitweise 33,67 Prozent auf 9,40 Euro. 2024 steht nun ein Minus von fast 55 Prozent auf dem Zettel.
EVOTEC plant bisher nicht näher genannte Anpassungen in der Grösse und bei den Standorten. So will der MDax-Konzern künftig weniger Geld in die eigene Forschung stecken und sich stattdessen noch stärker auf Schlüsselkompetenzen wie etwa das Biologika-Geschäft konzentrieren.
EVOTEC sprach in seiner Mitteilung zur Wochenmitte von einem "herausfordernden Umfeld" und einer "sich verändernden Marktnachfrage". Hierauf wolle der Konzern durch die Optimierung seiner Geschäfte reagieren. Auch die bisherige Berichtsstruktur wird dazu gestrafft und überarbeitet: Künftig will EVOTEC seine Zahlen getrennt nach der US-Tochter Just EVOTEC Biologics und dem Segment "Shared R&D" ausweisen, das die Forschungs- und Entwicklungsarbeiten mit Partnern umfasst.
In der jüngeren Vergangenheit hatte EVOTEC unter anderem mit hohen Kosten für den Aufbau zweier neuer Biologika-Anlagen zu kämpfen. Zudem sorgte im Frühjahr 2023 der Hackerangriff für erhebliche Probleme und liess die Geschäfte stocken, sodass das Management noch unter Lanthalers Führung im Sommer die Jahresziele kappen musste.
Letztlich kletterte in den zwölf Berichtsmonaten der Umsatz zwar um vier Prozent auf 781,4 Millionen Euro; das um Einmaleffekte der Cyberattacke bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereinigtes Ebitda) sank jedoch auf 66,4 Millionen Euro nach 101,7 Millionen Euro im Vorjahr. Damit fiel der operative Gewinn noch schlechter aus als von Analysten befürchtet. Im Zusammenhang mit der Erholung von der Cyberattacke fielen Einmaleffekte von 15,9 Millionen Euro an.
Konkret soll die geplante Restrukturierung nun einen jährlichen Beitrag zum bereinigten Ebitda von mehr als 40 Millionen Euro bringen. Nach dem deutlichen Rückgang im vergangenen Jahr soll diese Kennziffer 2024 insgesamt wieder im zweistelligen Prozentbereich wachsen, im selben Mass soll auch der Umsatz in diesem Jahr zulegen. Die Ausgaben für hauseigene Forschungs- und Entwicklungsprojekte sollen dagegen 2024 im mittleren einstelligen bis niedrigen zweistelligen Prozentbereich sinken.
Damit dürften der Erlös und das operative Ergebnis in diesem Jahr allerdings deutlich unter den Markterwartungen landen, schrieb Analyst Charles Weston von der kanadischen Investmentbank RBC. Der Ausblick des Konzerns sei somit deutlich vorsichtiger geworden. Zudem stehe hinter dem mittelfristigen Ausblick ein Fragezeichen, denn EVOTEC kündigte zur Wochenmitte deren eine Aktualisierung zur nächsten Halbjahresbilanz an.
Die Mittelfristziele sollen zusammen mit dem neuen Konzernchef Christian Wojczewski abgeklopft werden, der den Konzern wieder in ruhigeres Fahrwasser führen soll. Seinen Amtsantritt zum 1. Juli hatte EVOTEC erst am Vorabend verkündet. Bis dahin führt Mario Polywka die Geschäfte beim Konzern weiter interimistisch. Der neue Chef ist den Angaben zufolge studierter Chemiker mit über 20 Jahren Erfahrung in unterschiedlichen Führungspositionen, zuletzt als Chef bei Mediq und Linde Healthcare.
Der neue Vorstandschef sei ein positiver Aspekt, aber die Unsicherheit mit Blick auf die Gewinnentwicklung in den Jahren 2024 und 2025 überschatte dies, gab sich Analyst Benjamin Jackson vom Investmenthaus Jefferies zurückhaltend. Die Marktschätzungen seien bislang deutlich zu optimistisch gewesen.
Der Wechsel an der Unternehmensspitze war nötig geworden, nachdem der langjährige Konzernlenker Lanthaler Anfang 2024 überraschend das Handtuch geworfen hatte. Das hatte am Markt panikartige Aktienverkäufe ausgelöst, von denen sich das Papier bislang nicht erholt hat. Seit Jahresbeginn beläuft sich der Kursverlust inzwischen auf mehr als 40 Prozent.
Lanthaler hatte offiziell seinen Schritt mit einem "extrem herausfordernden und sowohl körperlich als auch insgesamt erschöpfenden Jahr 2023" erklärt, doch am Markt wurden bald auch andere Gründe vermutet. So hatte der Manager Aktiengeschäfte aus den Jahren 2021 und 2022 erst mit erheblicher zeitlicher Verspätung nachgemeldet, was Presseberichten zufolge auch die Finanzmarktaufsicht Bafin wegen eines möglichen Verstosses gegen Meldepflichten auf den Plan rief. Zudem waren einige der millionenschweren Geschäfte den Daten zufolge rund um wichtige Unternehmenstermine getätigt worden, was am Markt zu Spekulationen über möglichen Insiderhandel führte.
Ein Bafin-Sprecher wollte sich auf Anfrage von dpa-AFX am Dienstag nicht zu etwaigen Untersuchungen äussern, er verwies in diesem Zusammenhang auf Verschwiegenheitspflichten der Behörde. Auch ein EVOTEC-Sprecher lehnte einen Kommentar ab.
FRANKFURT (Dow Jones)
HAMBURG (awp international)
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