Viele Belastungsfaktoren |
30.11.2023 23:34:00
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Kurs-Erosion bei der Nestlé-Aktie: Darum raten Analysten trotzdem zum Einstieg
Mit einem Minus von mehr als sieben Prozent hat die Kursentwicklung der Nestlé-Aktie im bisherigen Jahresverlauf enttäuscht. Dennoch sind Analysten sehr positiv gegenüber dem SMI-Schwergewicht eingestellt.
• Zahlreiche externe und interne Faktoren belasten den Aktienkurs
• Analysten sehen trotzdem eine Kaufgelegenheit
Ende 2021 hatte die Nestlé-Aktie mit fast 130 Franken ein neues Rekordhoch markiert. Seither gab der Kurs kontinuierlich auf inzwischen nur noch 99,13 Franken nach (Stand: 29. November 2023).
Zahlreiche externe Gründe für Nestlé-Kursschwäche
ZKB-Analyst Patrik Schwendimann sieht hierfür eine ganze Reihe von Gründen: Da wären zum einen die in diesem Zeitraum stark gestiegenen Langfristzinsen. Dadurch steigen die Renditen von Obligationen, weshalb sie im Vergleich zu Aktien an Attraktivität gewinnen und zu einer stärkeren Konkurrenz werden.
Hinzu komme, dass die stark gestiegenen Inputkosten dazu geführt haben, "dass die Bruttogewinnmarge von 2020 bis 2022 um fast 400 Basispunkte gesunken ist und deshalb auch die bereinigte EBIT-Marge um 60 Basispunkte rückläufig war", zitiert "cash.ch" den Analysten.
Kursbelastend sei zudem der Rückgang beim RIG (Real Internal Growth), das Volumen- und Mixeffekte zusammenfasst, gewesen. Zuletzt hatte sich dieses zwar von -1,1 Prozent im zweiten Quartal auf nur noch -0,3 Prozent im dritten Quartal erholt, doch viele Analysten hätten sich zumindest wieder ein flaches RIG gewünscht - oder noch besser wieder höhere Verkaufsmengen. In Bezug auf die Volumenrückgänge in Folge der Preiserhöhungen sei Nestlé zwar keine Ausnahme gewesen, "hat sich aber im internationalen Vergleich gut geschlagen", kann Schwendimann den Zahlen aber zumindest etwas Positives abgewinnen.
Ferner warnte der ZKB-Analyst, dass die Aufwertung des Schweizer Frankens 2023 einem negativen Währungs-Einfluss auf den Umsatz haben werde. So hatte der Konzern bei der Vorlage des letzten Quartalsberichts mitgeteilt, dass der starke Schweizer Franken mit 7,4 Prozent auf den Umsatz gedrückt habe.
Mit Besorgnis hätten die Nestlé-Anleger zudem auf den neuen Trend von Abnehm-Spritzen reagiert. Diese könnten negative Auswirkungen auf Lebensmittelunternehmen haben, da sie den Appetit reduzieren. Allerdings sollten die Auswirkungen auf Nestlé begrenzt sein da die wichtigsten Produktkategorien des Konzerns - Kaffee, Tiernahrung, Nutrition - davon nicht betroffen sind.
Hausgemachte Probleme bei Nestlé
Jedoch belasteten nicht nur externe Effekte den Nestlé-Aktienkurs. Zu den hausgemachten Problemen zählen etwa die Schwierigkeiten in der Gesundheitssparte Nestlé Health Science, die in den vergangenen zwei Jahren enttäuscht hat. Jüngst gab es hier im August auch noch kurzfristige Lieferengpässe. Grund hierfür war ein IT-Integrationsproblem, das allerdings Anfang 2024 behoben sein sollte, wie der Konzern erläuterte.
Hinzu kommt, dass CEO Mark Schneider zwar einige gute Zukäufe gelungen sind, insgesamt fällt seine Akquisitions-Bilanz aber durchzogen aus. So würden die Beispiele von Freshly und Palforcia zeigen, dass auch Mark Schneider nicht vor Fehleinschätzungen gefeit sei, schreibt "cash.ch".
Analysten dennoch optimistisch
Doch trotz aller Schwierigkeiten sind einige Analysten positiv für die Zukunft von Nestlé gestimmt: "Trotz Rückschläge ist Nestlé eines der besten zukunftsgerichteten Unternehmen. Das Exposure zu attraktiven Kategorien wie Kaffee, Tierfutter und Gesundheitsnahrungsmittel stimmt und sollte dem Unternehmen helfen, schneller als die Konkurrenz über die nächsten Jahre zu wachsen", erklärte Pascal Boll, Analyst von Stifel.
Diese Einschätzung wird auch von Schwendimann geteilt: "Die strategische Ausrichtung von Nestlé erachte ich als attraktiv. Nestlé musste im Bereich Nestlé Health Science Lehrgeld bezahlen, hat jedoch aus den Fehlern gelernt". Bei der ZKB sieht man den fairen Wert für die Nestlé-Aktie gemäss DCF-Modell bei 129 Franken, die Einstufung lautet daher "Übergewichten".
Während Boll ein überdurchschnittliches organisches Wachstum als grösste Chance bei Nestlé sieht, bewertet Schwendimann insbesondere die entspannte Situation bei den Inputkosten positiv, da sich dies erfreulich auf die Bruttogewinnmargen und das RIG auswirke. Als Kursstützend wird zudem bewertet, dass die Langfristzinsen nicht weiter steigen oder sogar zurückgehen dürften, wird weiter argumentiert.
Redaktion finanzen.ch
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