06.12.2016 18:55:50
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MÄRKTE EUROPA/Hoffnung auf Draghi treibt Bankensektor nach oben
Von Benjamin Krieger
FRANKFURT (Dow Jones)--Anleger haben zwei Tage vor der Sitzung der Europäischen Zentralbank voll auf die Notenbank gesetzt und Aktien gekauft, allen voran im europäischen Bankensektor. Diesen trieben die Käufe um 4,4 Prozent nach oben. Bescheidener fiel das Plus im Dax von 0,9 Prozent auf 10.775 Punkte aus. Doch auch hier waren Commerzbank und Deutsche Bank mit Kursaufschlägen von 6,6 bzw. 7,9 Prozent mit Abstand die größten Gewinner. Der Euro-Stoxx-50 legte um 1,6 Prozent auf 3.101 Zähler zu.
Am Aktienmarkt scheine sich die Spekulation einer "geldpolitischen Spritze" nach dem 'Nein' beim italienischen Verfassungsreferendum durchzusetzen, sagte Analyst Jens Klatt für JFD Brokers. Die Börsianer könnten angesichts einer Unterstützung durch die EZB unter ihrem Präsidenten Mario Draghi auf der Sitzung am Donnerstag doch noch auf eine Börsenrally zum Jahresende setzen.
"Die EZB könnte durch die Ereignisse in Italien eine Entscheidung über die Fortführung oder das Ende ihres Assetkaufprogramms bis März 2017 hinauszögern", sagte Jens-Oliver Niklasch von der Landesbank Baden-Württemberg. Von einer Verlängerung der Anleihekäufe würden die Banken der Eurozone profitieren, vor allem die der Peripherie-Staaten Italien, Spanien und Portugal.
Börsen der Peripherie setzen sich an die Spitze Folgerichtig legten die Börsenindizes in Mailand, Madrid und Lissabon mit Aufschlägen von 1,8 bis 4,2 Prozent stärker zu als der DAX und der Euro-Stoxx-50. Italiens Bankensektor schnellte um 9 Prozent nach oben. Unicredit, Mediobanca und Banco Popolare schossen jeweils um 10 Prozent oder mehr nach oben. Die Banken der Eurozone-Peripherie haben gleichzeitig mit hohen notleidenden Krediten, niedrigen Eigenkapitalquoten und der konjunkturellen Schwäche zu kämpfen.
In den kommenden Tagen und Wochen dürften die beiden italienischen Geldhäuser Banca Monte dei Paschi und UniCredit milliardenschwere Kapitalmaßnahmen vornehmen, um das Eigenkapital zu stärken. Aktien der Banca Monte dei Paschi drehten nach einem Kursverlust von bis zu 6 Prozent im späten Handel noch ins Plus und schlossen 1,2 Prozent höher.
Für Banca Monte dei Paschi, Italiens älteste Bank, könnte es nach dem gescheiterten Referendum eng werden. Verantwortliche des schwer angeschlagenen Geldhauses sprachen Kreisen zufolge bei den Aufsichtsbehörden vor. CEO Marco Morelli und Finanzchef Francesco Mele trafen sich in Frankfurt mit Vertretern der Bankenaufsicht bei der EZB, wie eine mit den Vorgängen vertraute Person sagte. "Die Aussicht auf eine Rekapitalisierung von Monte Paschi und Unicredit werden von der dritten Langfristfinanzierung von der EZB gestützt", sagte Alain Bokobza von der Societe Generale.
Karlsruher Urteil stützt Aktien der Versorger Das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe hat den Stromkonzernen am Dienstag einen Anspruch auf Entschädigung nach dem Atomausstieg zugesprochen und damit deren Aktienkurse gestützt. RWE legten um 1,5 Prozent zu und EON um 5 Prozent. Allerdings handelte der RWE-Kurs am Vormittag deutlich höher. Die Kursgewinne sind ohnehin in Relation zu setzen: RWE und Eon sind seit Anfang August jeweils um fast 30 Prozent eingebrochen.
Nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts haben die Analysten von Independent Research die Eon-Aktie von "Verkaufen" auf "Halten" hoch gestuft. Deutschlands oberstes Gericht urteilte, dass der Gesetzgeber bis Mitte 2018 Nachbesserungen beim Atomausstiegsgesetz vornehmen müsse und den Unternehmen eine Entschädigung zustehe. Mit dem Urteil fließt den Konzernen zwar noch kein Geld zu. Es schafft aber die Grundlage dafür, dass der Bundestag Entschädigungsregelungen beschließen muss.
Bieterkampf treibt Actelion auf Rekordhoch In Zürich stiegen Aktien des Biotech-Unternehmens Actelion um 3,8 Prozent auf den höchsten Stand ihrer Börsengeschichte. Die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet, der französische Pharmakonzern Sanofi erwäge eine Gegenofferte für Actelion, die sich derzeit in Übernahmegesprächen mit Johnson & Johnson befindet. Die Amerikaner sollen mehr als 250 Dollar je Aktie bzw. mehr als 27 Milliarden Dollar für Actelion geboten haben. "Es zeichnet sich ein Übernahmekampf um Actelion an", sagt ein Händler. Sanofi gaben um 0,7 Prozent nach.
Infineon stiegen um 1,5 Prozent, nach oben getrieben von einer Aufnahme der Aktie auf eine Empfehlungsliste der Citigroup. Bei den deutschen Nebenwerten lagen Borussia Dortmund mit einem Kursplus von fast 10 Prozent auf 5,23 Euro an der Spitze. Das Bankhaus Lampe hat das Kursziel für die BVB-Aktie von 5 auf 7 Euro erhöht und zum Kauf geraten.
In London brachen die Kurse der Online-Broker ein, die sich auf den Handel mit sogenannten Differenzkontrakten (CFD) spezialisiert haben. CMC Markets und IG Group büßten jeweils fast 40 Prozent ein. Die britische Regulierungsbehörde FCA will künftig strengere Auflagen für den Verkauf von CFD an Privatkunden machen.
Am Devisen- und Bondmarkt herrschte Ruhe. Am Euro-Rentenmarkt gaben Bundesanleihen leicht nach. Italiens Staatsanleihen holten die Verluste vom Montag nach dem gescheiterten Referendum zum Großteil wieder auf. Auch hier dürfte die Aussicht auf eine noch großzügigere Geldpolitik der EZB für Käufe der Papiere sorgen. Der Euro wertete zum US-Dollar nach der Rally vom Montag leicht ab auf 1,0723 Dollar. An den Rohstoffbörsen gaben die Preise für Gold, Silber, Rohöl und Industriemetalle nach.
=== Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung stand absolut in % seit Jahresbeginn Euro-Stoxx-50 3.100,76 +48,01 +1,6% -5,1% Stoxx-50 2.853,85 +28,43 +1,0% -8,0% Stoxx-600 344,33 +3,06 +0,9% -5,9% XETRA-DAX 10.775,32 +90,49 +0,8% +0,3% FTSE-100 London 6.779,84 +33,01 +0,5% +8,6% CAC-40 Paris 4.631,94 +57,62 +1,3% -0,1% AEX Amsterdam 459,31 +4,84 +1,1% +4,0% ATHEX-20 Athen 1.682,30 +3,29 +0,2% -8,2% BEL-20 Bruessel 3.525,76 +63,02 +1,8% -4,7% BUX Budapest 30.075,71 -24,29 -0,1% +25,7% OMXH-25 Helsinki 0,00 0,00 0,0% +4,2% ISE NAT. 30 Istanbul 92.286,16 +2305,95 +2,6% +3,3% OMXC-20 Kopenhagen 831,23 -0,48 -0,1% -18,0% PSI 20 Lissabon 4.410,81 +77,72 +1,8% -15,5% IBEX-35 Madrid 8.893,30 +228,60 +2,6% -6,8% FTSE-MIB Mailand 17.757,80 +707,59 +4,2% -17,1% RTS Moskau 1.059,97 -9,13 -0,9% +40,0% OBX Oslo 595,03 -0,53 -0,1% +10,4% PX-GLOB Prag 1.159,39 +12,06 +1,1% -6,6% OMXS-30 Stockholm 1.492,17 +8,88 +0,6% +3,1% WIG-20 Warschau 1.876,56 +30,90 +1,7% +0,9% ATX Wien 2.563,58 +40,22 +1,6% +7,0% SMI Zuerich 7.912,39 +66,71 +0,9% -10,3%DEVISEN zuletzt +/- % Di, 8:29 Mo, 18:01 % YTD EUR/USD 1,0701 -0,47% 1,0751 1,0725 -1,5% EUR/JPY 122,0576 -0,34% 122,4733 122,36 -16,5% EUR/CHF 1,0815 -0,08% 1,0823 1,0833 -0,6% EUR/GBP 0,8440 -0,13% 0,8431 1,1847 +14,6% USD/JPY 114,06 +0,18% 113,86 114,10 -2,8% GBP/USD 1,2679 -0,55% 1,2749 1,2704 -14,0%
ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 50,78 51,79 -2,0% -1,01 +14,9% Brent/ICE 53,95 54,94 -1,8% -0,99 +17,4%
METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.167,54 1.170,24 -0,2% -2,71 +10,1% Silber (Spot) 16,75 16,76 -0,1% -0,01 +21,2% Platin (Spot) 936,50 937,50 -0,1% -1,00 +5,1% Kupfer-Future 2,67 2,69 -0,7% -0,02 +23,9% === Kontakt zum Autor: benjamin.krieger@dowjones.com
DJG/bek/raz
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December 06, 2016 12:25 ET (17:25 GMT)
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