12.01.2017 18:44:48
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MÄRKTE EUROPA/"Trumpflation"-Trade geht die Luft aus
Von Manuel Priego Thimmel
FRANKFURT (Dow Jones)--An Europas Börsen macht sich zunehmend Ernüchterung breit. Die Enttäuschung über die Pressekonferenz von Donald Trump vom Vortag drückte am Donnerstag auf die Kurse. Neue Details zu den Wirtschaftsplänen des zukünftigen US-Präsidenten wurden nicht genannt - weder zu den angekündigten Steuersenkungen noch zum Infrastrukturprogramm. Vielmehr erneuerte Trump seine Kritik an der chinesischen Handelspolitik und drohte erneut mit Strafzöllen. "Der Trump-Trade verliert an Glanz", kommentierte das Bankhaus Metzler. Der Dax verlor 1,1 Prozent auf 11.521 Punkte, für den Euro-Stoxx-50 ging es 0,6 Prozent auf 3.287 nach unten.
Die Investoren hätten Trump bislang sehr selektiv wahrgenommen, sagte ein Händler. Die unschönen Dinge seien schlichtweg ignoriert worden. Das könnte sich nun ändern, zumindest solange, bis Trump konkret liefere. Der Teilnehmer glaubt denn auch, dass viele Investoren die Amtseinführung von Trump am 20. Januar zum Ausstieg nutzen werden. Dass dem "Trumpflation-Trade" zunehmend die Luft ausgeht, wird auch daran deutlich, dass die Rendite zehnjähriger Treasurys wieder auf 2,32 Prozent von Ständen von über 2,60 Prozent gefallen ist.
Trump übt harsche Kritik am Pharmasektor Unter die Räder kam der Pharmasektor, der europaweit 1,9 Prozent verlor. Grund für die negative Kursreaktion des Sektors an der Wall Street am Vortag seien vor allem die Aussagen des neuen US-Präsidenten Donald Trump gewesen, kurz nach seinem offiziellen Amtsantritt "Obamacare" durch ein neues, eigenes Programm zu ersetzen, sagte ein Händler. Auch warf Trump der Pharmaindustrie Preiswucher vor. "Wie nicht anders zu erwarten, drückt dies massiv auf den Gesundheitssektor, angeführt von den Biotech-Werten."
Im TecDax enthaltene Biotech-Aktien wie Evotec, MediGene und MorphoSys verloren bis zu 9,2 Prozent. Bei den Großen der Pharmaindustrie wie Astrazeneca, Glaxosmithkline, Roche, Novartis und Sanofi reichten die Kursverluste bis zu 2,2 Prozent. Ein Händler berichtete, an der Wall Street hätten vor allem Hedgefonds Pharma-Aktien in großem Stil verkauft. Die deutschen Pharmawerte FMC, Fresenius und Merck KGaA verloren zwischen 0,7 und 1,6 Prozent.
Novo Nordisk zählten mit minus 4 Prozent zu den schwächsten Werten der Pharma-Branche. Neben der übergeordneten Abneigung gegen den Sektor nach den Aussagen von Trump und dessen erkennbarer Kritik an der Preisgestaltung drückte hier ein hauseigenes Problem. Die US-Anwaltskanzlei Bernstein Litowitz Berger & Grossmann LLP hat eine Sammelklage eingereicht. Kläger ist das Lehigh County Employees' Retirement System: Dem Pharmahersteller wird vorgeworfen, den Preisdruck bei einigen Medikamenten nicht korrekt dargestellt zu haben.
Nach VW nehmen die US-Behörden nun Fiat ins Visier Fiat brachen in Mailand um 16,1 Prozent ein. Die US-Umweltbehörde Environmental Protection Agency (EPA) wirft Fiat vor, illegale Software in ihren Motoren eingesetzt zu haben, um die Emissionswerte künstlich zu drücken. Angeblich sollen mehr als 100.000 Lkws und SUV in den USA betroffen sein. "Nach VW ist nun Fiat dran", sagte ein Händler. Eines sei bereits jetzt klar - es wird teuer werden. Die Frage sei nun, welcher Automobilhersteller als nächster ins Visier der US-Behörden gerate. Der Autosektor verlor europaweit 2,9 Prozent und war damit Hauptverlierer.
In Zürich sprangen Richemont um 8,6 Prozent nach oben. Der Hersteller von Luxusuhren und Schmuck hat den Umsatz im wichtigen Weihnachtsquartal um 5 Prozent gesteigert und damit die Erwartungen übertroffen. Louise Singlehurst von Morgan Stanley beispielsweise hatte mit einem Plus von lediglich 3,6 Prozent gerechnet. Andere Titel aus der Luxusbranche wie Swatch, LVMH oder Kering legten ebenfalls kräftig zu.
In London verloren Tesco 1,3 Prozent. Zwar hat der britische Einzelhändler im Schlussquartal 2016 den Umsatz um 1,5 Prozent erhöht; gute Quartalszahlen der Wettbewerber William Morrison und J. Sainsbury hatten jedoch auch den Tesco-Kurs zuletzt bereits nach oben getrieben. Marks & Spencer schlossen mit Aufschlägen von 1,3 Prozent. Die Modekette hat den Absatz außerhalb Großbritanniens um fast 20 Prozent gesteigert.
Die Käufe bei RWE und Eon, die gegen den Trend um 1,8 bzw 2,4 Prozent zulegten, führten Händler auf deren Status als "Nachzügler" zurück. Die Kurse der beiden Stromkonzerne sind seit August vergangenen Jahres eingebrochen. Der Kurs der Eon-Tochter Uniper gewann 3,5 Prozent, gestützt von einer Kaufempfehlung von Goldman Sachs.
Südzucker legt gute Zahlen vor Südzucker verteuerten sich um 3,3 Prozent, nachdem das Unternehmen die Gewinnspanne für das Geschäftsjahr 2016/2017 nach oben geschraubt hatte. Christian Bruns von der Equinet Bank sprach von einem "überzeugenden dritten Quartal". Zudem unterschätze der Markt die Erholung der Gewinne im Zuckergeschäft.
Zalando profitierten von guten Geschäftszahlen des Mitbewerbers Asos. Wie Hauck & Aufhäuser (H&A) anmerkte, sind die Umsätze von Asos in Europa um 38 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen, was eine starke Nachfrage nach Online-Mode nahelege, wovon auch Zalando profitieren sollte. Zalando legt am 17. Januar ein Trading-Update vor. Die Analysten sind zuversichtlich, dass es Zalando gelingen wird, ihren Marktanteil weiter auszubauen. Zalando stiegen um 1,3 Prozent.
Dollar leidet unter Trump-Aussagen Der Dollar neigt nach den Aussagen Trumps weiter zur Schwäche. Den Euro hat es mit rund 1,0665 Dollar wieder deutlich über die Marke von 1,06 getrieben. Das ist der höchste Kurs seit vier Wochen. Hier vermissen die Marktakteure Aussagen zur künftigen Fiskal- und Wirtschaftspolitik: "Wer sich von der gestrigen Pressekonferenz des künftigen US-Präsidenten neue Details zu seinen Wirtschaftsplänen erhofft hat, wurde enttäuscht", sagte Thu Lan Nguyen von der Commerzbank. Anleger warten nun auf die Rede von Fed-Präsidentin Janet Yellen am Freitag.
Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung . stand absolut in % seit . Jahresbeginn Euro-Stoxx-50 3.286,70 -21,24 -0,6% -0,1% Stoxx-50 3.020,26 -23,54 -0,8% +0,3% Stoxx-600 362,51 -2,39 -0,7% +0,3% XETRA-DAX 11.521,04 -125,13 -1,1% +0,4% FTSE-100 London 7.292,37 +1,88 +0,0% +2,1% CAC-40 Paris 4.863,97 -24,74 -0,5% +0,0% AEX Amsterdam 483,09 -3,49 -0,7% -0,0% ATHEX-20 Athen 1.782,88 +2,04 +0,1% +2,4% BEL-20 Bruessel 3.588,85 -30,64 -0,8% -0,5% BUX Budapest 32.966,42 -5,78 -0,0% +3,0% OMXH-25 Helsinki 3.646,06 -33,17 -0,9% -0,9% ISE NAT. 30 Istanbul 98.762,01 +4304,69 +4,6% +3,4% OMXC-20 Kopenhagen 883,78 -13,67 -1,5% -0,0% PSI 20 Lissabon 4.589,92 +2,48 +0,1% -1,9% IBEX-35 Madrid 9.407,40 -1,20 -0,0% +0,6% FTSE-MIB Mailand 19.156,59 -330,29 -1,7% -0,4% RTS Moskau 1.175,28 +19,78 +1,7% +2,0% OBX Oslo 625,97 -1,73 -0,3% +1,3% PX-GLOB Prag 1.211,66 +2,37 +0,2% +1,1% OMXS-30 Stockholm 1.503,31 -8,57 -0,6% -0,9% WIG-20 Warschau 2.022,95 -7,69 -0,4% +3,9% ATX Wien 2.670,61 +1,07 +0,0% +2,0% SMI Zuerich 8.375,02 -52,13 -0,6% +1,9%
DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8.14 Uhr Mo, 17.15 Uhr % YTD EUR/USD 1,0662 +0,31% 1,0629 1,0564 +1,4% EUR/JPY 121,5149 -0,12% 121,6645 123,05 -3,5% EUR/CHF 1,0740 +0,04% 1,0735 1,0734 +0,3% EUR/GBP 0,8732 +0,70% 0,8688 1,1518 +2,5% USD/JPY 113,94 -0,47% 114,48 116,48 -2,5% GBP/USD 1,2210 -0,03% 1,2214 1,2170 -1,0%
ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 53,13 52,25 +1,7% 0,88 -1,1% Brent/ICE 56,19 55,1 +2,0% 1,09 -1,0%
METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.201,54 1.191,54 +0,8% +10,00 +4,4% Silber (Spot) 16,80 16,73 +0,4% +0,06 +5,5% Platin (Spot) 980,50 972,25 +0,8% +8,25 +8,5% Kupfer-Future 2,66 2,61 +1,7% +0,05 +6,0% === Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com
DJG/mpt/cln
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January 12, 2017 12:13 ET (17:13 GMT)
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