Virtuelle Arztpraxis |
31.10.2019 21:43:00
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Nach PillPack: Amazon tätigt weitere Übernahme in der Gesundheitsbranche
Vor rund 1,5 Jahren ist der Handelsgigant Amazon mit der Übernahme der Online-Apotheke PillPack in den US-Gesundheitsmarkt eingestiegen. Nun kauft der Online-Händler in diesem Bereich weiter zu.
• Startup wird in virtuelle Gesundheitsdienstleistungen für Mitarbeiter integriert
• Amazon könnte Service in Zukunft öffnen
Nach der Übernahme der US-Versandapotheke PillPack im Juni 2018, die zunächst als Beginn einer Attacke von Amazon auf den Apotheken-Markt in den USA gewertet worden war, wurde es zunächst still um die Ambitionen des Online-Händlers im Gesundheitsbereich. Nun hat Amazon jedoch offenbar erneut zugeschlagen und ein weiteres Startup aus dieser Branche geschluckt: Laut Angaben von "CNBC" hat Amazon das 2014 gegründete Unternehmen Health Navigator übernommen. Wie viel Geld Amazon-Chef Jeff Bezos für das Gesundheitsstartup auf den Tisch gelegt hat, ist bislang nicht bekannt. Da Health Navigator mit nur einer handvoll Angestellten jedoch um einiges kleiner ist als PillPack, dürfte der Preis auch deutlich unterhalb der 753 Millionen US-Dollar liegen, die der Versandhändler im vergangenen Jahr für die Online-Apotheke hinblättern musste.
Health Navigator wird in virtuellen Service "Amazon Care" integriert
Health Navigator arbeitet mit anderen Firmen aus dem Bereich der Telemedizin zusammen und stellt diesen Technologien und Schnittstellen bereit, die diese in ihre Dienste integrieren können. In erster Linie geht es dabei um Tools und Standardverfahren zur Ferndiagnose und Ersteinschätzungen von Krankheiten, mit deren Hilfe die Patienten selbst ermitteln können, ob sie sich am besten einfach im Bett auskurieren, einen (Fach-)Arzt aufsuchen oder direkt in der Notaufnahme vorstellig werden sollten. David Thompson, Gründer und CEO von Health Navigator und selbst Arzt in der Notaufnahme, hat zu diesem Zweck auch das in den USA bekannte Schmitt-Thompson-Protokoll entwickelt, das Klinikmitarbeiter bei telefonischer Kontaktaufnahme verwenden, um die Patienten zur richtigen Anlaufstelle zu schicken.
Wie Amazon gegenüber "CNBC" sagte, wird Health Navigator in das neue "Amazon Care"-Programm integriert. Dabei handelt es sich um eine virtuelle Anlaufstelle für kranke Mitarbeiter, die erst in diesem September ins Leben gerufen wurde. Wie das Unternehmen gegenüber "CNBC" weiter ausführte, dient "Amazon Care" dazu, "Anfahrts- und Wartezeiten zu eliminieren, indem Angestellte und deren Familienmitglieder via Live-Chat oder Video direkt mit einem Arzt oder einer Krankenschwester verbunden werden". Zusätzlich biete es anschließend - falls nötig - die Möglichkeit eines persönlichen Folgetermins zu Hause oder in einer Praxis. Daneben gehört auch die Lieferung von Medikamenten auf Rezept - das Geschäftsfeld von PillPack -zu den Diensten, die Amazon-Mitarbeitern durch "Amazon Care" zur Verfügung gestellt werden.
Amazon könnte Telemedizin-Angebot in Zukunft für alle öffnen
Für die bisherigen Kunden von Health Navigator heißt die Integration in "Amazon Care" offenbar, dass sie zukünftig auf die Dienste des Startups verzichten müssen. Denn wie "CNBC" von Insidern erfahren haben will, wird das Unternehmen die Verträge mit seinen bisherigen Kunden nicht verlängern. Allerdings ist fraglich, ob Amazon diesen Zukauf tatsächlich nur getätigt hat, um die Technologie exklusiv für eine bessere medizinische Versorgung seiner Angestellten nutzen zu können. Wie die US-Seite "MobiHealthNews" vermutet, könnten diese nur das Versuchskaninchen sein, bevor der Online-Händler "Amazon Care" für einen breiteren Personenkreis öffnet und damit in den Bereich der Telemedizin einsteigt.
Ambitionen in diesem Bereich hat Amazon auf jeden Fall: Bereits zu Beginn des Jahres 2018 tat sich der Handelsgigant mit Warren Buffetts Holding-Gesellschaft Berkshire Hathaway und der US-Großbank JPMorgan zusammen, um das Gesundheitssystem der USA zu erneuern und vor allem die enormen Kosten für die Gesundheitspflege zu drücken. Damals hieß es, die drei Firmen wollten die Gesundheitsversorgung ihrer Mitarbeiter sowie deren Familien - und in Zukunft bestenfalls sogar aller Amerikaner - verbessern. Mit dem Launch von Amazon Care und der Übernahme von Health Navigator hat Amazon nun offenbar einen großen Schritt auf dem Weg hin zu diesem Ziel getan.
Redaktion finanzen.ch
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