Konkurrenz oder Kooperation? |
20.04.2023 21:16:00
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Trendthemen KI und Metaverse: Welche Technologie hat in Zukunft die Nase vorn?
Nachdem der Metaverse-Trend vor allem im Jahr 2021 für Schlagzeilen sorgte, ist der Hype um diese Zukunftstechnologie inzwischen wieder deutlich abgeflacht. Dafür ist momentan - vor allem dank des Chatbots ChatGPT - das Thema Künstliche Intelligenz (KI) wieder in aller Munde. Handelt es sich auch dabei nur um eine vorübergehende Euphorie oder hat eine der Technologien tatsächlich das Potenzial, unser zukünftiges Leben nachhaltig zu prägen?
• Analysten und Unternehmen setzen auf beide Technologien
• KI als perfekte Ergänzung des Metaverse?
Der von OpenAI entwickelte KI-Chatbot ChatGPT ist seit Ende November 2022 für die Öffentlichkeit verfügbar - und war bereits kurz darauf die am schnellsten wachsende Verbraucheranwendung überhaupt. Wie "Reuters" aus einer Studie der Schweizer Grossbank UBS zitiert, hatte ChatGPT bereits im Januar 2023 rund 100 Millionen monatlich aktive Nutzer. Ausserdem chatteten im ersten Monat des Jahres 2023 rund 13 Millionen Unique User pro Tag mit der Künstlichen Intelligenz, was einer Verdoppelung im Vergleich zum Dezember 2022 entsprach. "In den 20 Jahren, in denen wir das Internet-Universum verfolgen, können wir uns nicht an ein schnelleres Wachstum bei einer Verbraucher-Internet-App erinnern", so die UBS-Analysten laut der Nachrichtenagentur. Der Chatbot ist allerdings nicht die einzige KI-Anwendung, die momentan für Aufsehen sorgt. Auch KI-gestützte Text-zu-Bild-Generatoren wie Midjourney oder Dall-E ziehen aktuell viel Aufmerksamkeit auf sich.
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Der Hype um KI-Anwendungen lässt allerdings auch Erinnerungen an den letzten Hype in der Tech-Branche aufkommen, der inzwischen wieder deutlich abgeflacht ist. Die Rede ist vom Metaverse, das vor allem 2021 in aller Munde war. Der Konzern von Mark Zuckerberg ging sogar so weit, seinen Namen von Facebook zu Meta Platforms zu ändern, um die grosse Bedeutung des Metaverse für die zukünftige Geschäftstätigkeit herauszustellen. Auf die Euphorie folgte inzwischen jedoch die Ernüchterung. Das Metaverse-Projekt "Horizon Worlds" brachte dem Meta-Konzern 2022 zwar einen Umsatz von 2,16 Milliarden US-Dollar ein, machte im gleichen Zeitraum allerdings einen Verlust in Höhe von 13,7 Milliarden US-Dollar. 2023 dürften die Verluste der Sparte zudem noch einmal deutlich zunehmen, sagte Meta-Finanzchefin Susan Li bei der Zahlenvorlage. Auch das Metaverse-Projekt Decentraland enttäuscht bislang die Erwartungen.
Analysten und Unternehmen glauben dennoch an eine grosse Zukunft für das Metaverse - und auch für Künstliche Intelligenz. Doch welche Technologie wird am Ende die Nase vorn haben? Oder werden sich KI und Metaverse womöglich gegenseitig ergänzen und so dafür sorgen, dass sich der Erfolg gemeinsam einstellt?
So könnte das Metaverse unser Leben beeinflussen
Der Begriff Metaverse beschreibt laut "AI Time Journal" eine hypothetische zukünftige Repräsentation des Internets, die virtuelle Realität (VR), virtuelle Welten und erweiterte Realität (AR) umfasst, um diese herum aufgebaut ist und eine immersive Erfahrung für Benutzer bietet. Dabei setzt das Metaverse stark auf die Blockchain-Technologie, die auch Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum zugrunde liegt. "Das Konzept des Metaversums basiert auf einigen Versprechungen oder Funktionen, die diese Technologie bieten kann. Zu diesen Schlüsselversprechen gehören eine dezentralisierte Welt, Identitätsprüfung, Smart Contracts und ETPs. Mit einem Wort: Blockchain", schreibt das "AI Time Journal".
Aktuell steckt das Metaverse noch in den Kinderschuhen, zukünftig könnte es jedoch einige Bereiche des täglichen Lebens prägen. So kann das Metaverse Benutzern ermöglichen, virtuell zu interagieren und so soziale Verbindungen zu knüpfen, was die Art und Weise verändern könnte, wie Menschen Beziehungen untereinander aufbauen. Daneben könnten virtuelle Arbeitsräume und Geschäfte im Metaverse die Arbeitswelt verändern - und virtuelle Klassenzimmer die Art und Weise, wie Schüler lernen. Die schulische Bildung könnte so dank des Metaverse zu einem interaktiven und immersiven Lernerlebnis werden. Das Metaverse könnte zudem auch ein wichtiger Ort für Unterhaltung und Freizeitaktivitäten werden, mit einer Vielzahl von dort angebotenen Spielen, Veranstaltungen und Aktivitäten. Auch die Wirtschaft könnte sich massiv verändern, falls das Metaverse Fuss fassen kann. Denn dann dürfte eine neue Wirtschaft entstehen, die auf virtuellen Gütern und Dienstleistungen basiert, die in der virtuellen Welt gekauft und verkauft werden können.
Analysten glauben an strahlende Zukunft des Metaverse
Analysten der Unternehmensberatung McKinsey gaben in einer Studie Anfang des Jahres 2023 an, dass das Metaverse bereits 2030 vier bis fünf Billionen US-Dollar schwer sein dürfte. Das entspräche in etwa dem Bruttoinlandsprodukt von Japan, der weltweit drittgrössten Volkswirtschaft. Sie erwarten somit ein kräftiges Wachstum für den Sektor, denn 2022 war die Technologie nur zwischen 200 und 300 Milliarden US-Dollar wert. Obwohl der erste Hype inzwischen abgeflacht zu sein scheint, sollte man das Metaverse ihrer Meinung nach also nicht abschreiben. "Das Metaverse stellt einen strategischen Wendepunkt für Unternehmen dar und bietet eine grosse Chance, die Art und Weise, wie wir leben, uns vernetzen, lernen, innovieren und zusammenarbeiten, zu beeinflussen", schrieben die Experten von McKinsey Anfang 2023. Die grössten Veränderungen durch das Metaverse erwarten sie für die Sektoren E-Commerce, virtuelles Lernen, Werbung und Gaming. "Aufgrund seines Potenzials, neue Geschäftsmodelle, Produkte und Dienstleistungen zu ermöglichen und als Engagement-Kanal sowohl für Business-to-Consumer- als auch für Business-to-Business-Zwecke zu fungieren, wird das Metaverse im kommenden Jahrzehnt die grösste neue Wachstumschance für mehrere Branchen darstellen", heisst es in der Studie.
Auch die Investmentgesellschaft BlackRock setzt auf das Metaverse und legte Ende 2022 sogar einen Metaverse-ETF auf. Nach Auffassung von BlackRock stehe das Metaverse aktuell an einem ähnlichen Punkt wie das Internet Anfang der 2000er-Jahre und biete enormes Potenzial für eine Wertsteigerung.
Künstliche Intelligenz vielerorts bereits im Einsatz
Doch auch KI-Anwendungen, allen voran Programmen wie ChatGPT, sagen Analysten eine grosse Zukunft voraus. Zwar sei es laut Citigroup-Analyst Atif Malik schwierig, das Wachstum einer so neuartigen Software vorauszusehen, wie "Bloomberg" schreibt, SPEAR Invest-Chefstrategin Ivana Delevska zeigte sich gegenüber dem Nachrichtenportal jedoch überzeugt, dass "diese Art der Anwendung zu einer ganz grossen Sache werden könnte". Sie erwartet, dass alle möglichen Unternehmen in diesen Bereich investieren werden. Wie die DZ Bank unter Berufung auf "Fortune Business Insights" schreibt, werden für das Segment der AI-Chatbots bis zum Jahr 2027 jährliche Wachstumsraten von durchschnittlich 22,5 Prozent erwartet - und dabei handelt es sich nur um einen kleinen Ausschnitt aus dem Bereich Künstliche Intelligenz. Der gesamte Sektor sei laut BlackRock mittlerweile bereits 93 Milliarden US-Dollar wert.
Tatsächlich wird Künstliche Intelligenz bereits jetzt in vielen Lebensbereichen eingesetzt und hat das Potenzial, das Leben in den kommenden Jahren noch stärker zu verändern. So wäre KI in der Lage, viele repetitive Aufgaben und Prozesse zu automatisieren, was zu einer höheren Effizienz und Produktivität führen könnte, aber auch dazu, dass Arbeitsplätze durch KI-basierte Automatisierung ersetzt werden. Des Weiteren könnte KI beispielsweise im Gesundheitswesen eingesetzt werden, um Krankheiten zu diagnostizieren und Behandlungsmöglichkeiten zu empfehlen. Es könnte auch dazu beitragen, Patientendaten effektiver zu verwalten und die Entwicklung von personalisierten Medikamenten zu beschleunigen. In der Autobranche wird KI bereits eingesetzt, um Fahrassistenzsysteme zu verbessern - und soll letztlich vollständig autonome Fahrzeuge ermöglichen. Künstliche Intelligenz könnte aber auch dazu beitragen, die öffentliche Sicherheit zu verbessern, indem sie bei der Erkennung von Bedrohungen und der Vorbeugung von Straftaten hilft. Auch im Bildungsbereich könnte KI künftig eine stärkere Rolle spielen und die Entwicklung personalisierter Lernprogramme unterstützen, die auf die individuellen Bedürfnisse von Schülern und Studenten zugeschnitten sind. Nicht zuletzt kann KI den Kundenservice von Unternehmen verbessern. Schon heute setzen viele Konzerne bei der Beantwortung von Kundenanfragen zunächst auf Chatbots. Diese könnten mit der Hilfe von KI Kundenanfragen noch effektiver bearbeiten und so die Kundenerfahrung verbessern - bis zu dem Punkt, an dem nicht mehr ersichtlich ist, ob ein Mensch oder ein Computer am anderen Ende des Chats sitzt, wie ChatGPT aktuell eindrucksvoll beweist.
KI und Metaverse: Gemeinsam statt in Konkurrenz
Aktuell ist nur schwer vorherzusagen, welches der beiden Konzepte - das Metaverse oder die Künstliche Intelligenz - in Zukunft eine grössere Rolle im Leben der Menschen spielen wird, da beide Technologien sehr unterschiedliche Anwendungsfälle und Auswirkungen haben können und ihre Entwicklung zudem noch nicht abgeschlossen ist.
Das Metaverse kann als eine Art virtuelle Welt angesehen werden, in der Menschen miteinander interagieren, Geschäfte betreiben, lernen und spielen können. Es hat das Potenzial, unser soziales und wirtschaftliches Leben grundlegend zu verändern, indem es neue Möglichkeiten für menschliche Interaktionen und Aktivitäten schafft.
Auf der anderen Seite hat KI das Potenzial, eine Vielzahl von Bereichen wie Gesundheitswesen, Transport, Kundenservice, Bildung und Sicherheit zu revolutionieren, indem sie komplexe Probleme löst, Muster erkennt und Prozesse automatisiert.
Es ist jedoch auch möglich, dass sich das Metaverse und die Künstliche Intelligenz in Zukunft gegenseitig ergänzen werden. Tatsächlich lassen auch die Aussagen mehrerer Tech-Konzerne darauf schliessen, dass beide Technologien zukünftig Hand in Hand gehen werden. So sagte etwa Meta-Chef Mark Zuckerberg, der wie schon erwähnt mit seinem Konzern eine führende Rolle im Metaverse einnehmen will, im Rahmen der Zahlenvorlage für 2022, dass es eines seiner Ziele für Meta sei "ein führendes Unternehmen im Bereich der generativen KI zu werden". Vor allem Software mit künstlicher Intelligenz wie ChatGPT, die menschliche Sprache nachahmen oder eigenständig Bilder aus Textbeschreibungen erzeugen kann, beschrieb er als "spannenden Bereich", in dem Meta eine Führungsrolle anstrebe.
Im Gegenzug erklärte Microsoft, das mit einem Milliarden-Dollar-Investment am ChatGPT-Entwickler OpenAI beteiligt ist, das Metaverse zu einem "Must-Have" für Unternehmen. "Wenn wir über das gesamte Kundenerlebnis sprechen, müssen Sie das Metaverse berücksichtigen", sagte Henry Bzeih, Chief Strategy Officer von Microsoft, gegenüber "CoinDesk TV". Die Beziehungen zwischen Verbrauchern und Unternehmen würden sich zunehmend in digitalere Landschaften verlagern, so Bzeih weiter.
So könnten sich KI und Metaverse ergänzen
Laut "AI Time Journal" könne sowohl das Metaverse als auch Künstliche Intelligenz dazu beitragen, das Leben der Menschen und viele Branchen zu verbessern und die Effizienz vieler Arbeitsprozesse zu steigern. Gleichzeitig bestehe bei beiden Technologien das Potenzial für gegenseitigen Einfluss und Zusammenarbeit. So könne beispielsweise Künstliche Intelligenz dabei helfen, das Metaverse benutzerfreundlicher zu gestalten und die Bedienung zu vereinfachen. KI-basierte Algorithmen und Chatbots könnten etwa dafür verwendet werden, die Interaktionen zwischen Benutzern im Metaverse zu verbessern und personalisierte virtuelle Erlebnisse zu bieten, indem sie auf die Interessen und Vorlieben der Benutzer reagieren und personalisierte Empfehlungen für Aktivitäten, Produkte oder Dienstleistungen geben. Laut "Towards Data Science" könnten auch KI-basierte Überwachungstechnologien in das Metaverse integriert werden, um die Sicherheit der Benutzer zu gewährleisten und Bedrohungen wie Missbrauch, Belästigung oder Betrug zu erkennen und zu melden. Des Weiteren könne KI laut der Website auch verwendet werden, um das Verhalten der Benutzer im Metaverse zu analysieren und zu verstehen, und anschliessend personalisierte Empfehlungen oder Interaktionen bereitzustellen. Zum Beispiel könne KI-basierte Technologie das Verhalten der Benutzer in virtuellen Spielen analysieren und den Schwierigkeitsgrad dementsprechend anpassen oder personalisierte Tipps und Tricks geben. Sie könne aber auch beim E-Learning den Fortschritt überwachen und zusätzliche Übungen vorschlagen.
Letztendlich lässt sich momentan also schwer vorhersagen, welches der beiden Konzepte in Zukunft eine grössere Rolle spielen wird. Analysten und Unternehmen sehen in beiden Technologien einiges an Potenzial und eine Verknüpfung von Metaverse und KI ist mehr als wahrscheinlich. Es ist somit gut vorstellbar, dass beide Technologien in den kommenden Jahren eine Rolle im alltäglichen Leben einnehmen werden. Wie gross diese ausfallen wird, dürfte aber auch von politischen und sozialen Entscheidungen abhängen, die im Zusammenhang mit ihrer Nutzung getroffen werden. Denn laut "Reuters" plant etwa bereits die EU eine Regulierung von KI-unterstützten Chatbots wie ChatGPT.
Redaktion finanzen.ch
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