Historisch betrachtet |
02.07.2022 23:01:00
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Wie wirkt sich eine US-Rezession auf einen Bärenmarkt aus?
Dass eine Rezession in den USA auf den derzeitigen Bärenmarkt folgt, ist ein mögliches, vielleicht auch wahrscheinliches Szenario. Wie haben aber in der Vergangenheit Rezession und Bärenmarkt zusammengewirkt?
• Auf einen Bärenmarkt mit durchschnittlichem Minus von 43 Prozent folgt eine Rezession
• Aktuelles KGV preist die Rezession zu 50 Prozent ein
Derzeit befindet sich der Aktienmarkt seit 1990 zum neunten Mal im Bärenmarktmodus. Statistisch gesehen folgte nur auf jeden zweiten Bärenmarkt eine Rezession in den USA.
Durchschnittlich dauerte es in der Vergangenheit 14 Monate bis sich der Aktienmarkt wieder nachhaltig erholt hatte, berechnete Charlie Bilello von Compound Advisors. Demzufolge könnte sich der Bärenmarkt noch bis August 2023 hinziehen, da der S&P 500 erst im Juni 2022 die Verlustmarke von 20 Prozent gerissen hat.
Es sei davon auszugehen, dass der Bärenmarkt eher Monate als Wochen anhalte. Dennoch sei jeder Bärenmarkt anders, betont auch Vermögensverwalter Peter Hoppe und verweist auf den Bärenmarkt 2020, als die Pandemie zu einer Panik am Aktienmarkt führte. In Nachhinein betrachtet, handelte es sich mit nur 27 Tagen Dauer um die kürzeste, jemals gemessene Baisse, allerdings war dies zum damaligen Zeitpunkt nicht abzusehen.
In der Vergangenheit verlor der MSCI Word All Countries durchschnittlich 43 Prozent, wenn mit einer Baisse eine Rezession einherging. In den Fällen in der Vergangenheit, in denen der Bärenmarkt nicht zu einer Rezession in den USA führte, verlor der Index im Mittel 21 Prozentpunkte.
Bodenbildung oder Rezession?
In den Bärenmarkt-Phasen, sprich einem Kursverfall von mindestens 20 Prozent unter dem letzten Hochpunkt, sanken die Kurs-Gewinn-Verhältnisse (KGVs) durchschnittlich auf 13,3, während sie in Phasen des tatsächlichen Wirtschaftsabschwungs bis auf 15,5 fielen. Daraus lasse sich schliessen, dass bei einem derzeitigen KGV von 14,4 und einem Kursrückgang von 21 Prozent der Markt in historischen Vergleich eine Rezession schon zu 50 Prozent mit eingepreist habe, konstatiert Dirk Steffen am 21.06. im Deutsche Bank-Newsletter "Perspektiven am Morgen". "Noch ist es nicht entschieden, ob es tatsächlich zeitnah zu einer Rezession kommen wird. Die Aktienmarktschwankungen werden uns auf jeden Fall erhalten bleiben", so der Kapitalmarktstratege.
In seiner fundamentalen Analyse "Corona-Crash vs. Bärenmarkt" vom 23.06. schreibt Sven Weisenhaus, dass auch beim DAX in der jüngsten Kurserholung keine nachhaltige Stärke zu sehen sei. Er zweifle daher weiter an einer Bodenbildung oder gar Trendwende und betrachte das Chartbild weiterhin bearish. Ähnlich bewertet der Experte die Entwicklung des EURO STOXX 50.
Sinkende Bewertungsniveaus
Der Bewertungsabbau des DAX sei - auch im Vergleich zum S&P 500 - weit fortgeschritten und auf einem "normalen" Bewertungsniveau angekommen. Eine Analyse der Helaba, in der neben dem KGV auch noch das Kurs-Cashflow-Verhältnis (KCV) und das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) betrachtet werden, zeigt, dass der DAX bereits im unteren Normalbereich liegt, während der amerikanische Breitenindex erst im oberen Normalbereich angekommen ist.
Die aktuelle Korrektur dauere schon mehr als sechs Monate an, während Bärenmärkte, die nicht mit einer Rezession in den USA einhergingen, durchschnittlich ein halbes Jahr dauerten. Laut der Helaba-Experten sei das Chance-Risiko-Verhältnis inzwischen attraktiv, da der US-Aktienmarkt seit Januar bereits 24 Prozent verloren habe. Sollte die Wirtschaft in eine Rezession rutschen, würde dies statistisch betrachtet mit weiteren Verlusten, insgesamt 38 Prozent im Mittel, einhergehen und sich über einen Zeitraum von 20 Monaten erstrecken.
Wie kann eine Trendwende erreicht werden?
Die Analysten von Goldman Sachs gehen in einem Bericht davon aus, dass es sich 2022 um einen zyklischen Bärenmarkt handle, der durch eine hohe Inflation sowie steigende Zinsen gekennzeichnet ist. Die Aktien hätten die Straffung der Geldpolitik bereits eingepreist. Durchschnittlich ziehe sich ein solcher Bärenmarkt über zwei Jahre hin und verzeichne einen Kursrückgang von 31 Prozent, damit käme die aktuelle Baisse den historischen Mittelwerten sehr nahe. Die Dauer werde jedoch geringer eingeschätzt, zitiert die CNBC aus dem Bericht.
Allerdings müsse die Inflation zunächst sinken, damit niedrigere Bewertungen, die Wachstumsaussichten sowie die Lockerung der Geldpolitik möglich würden. Denn eine Trendwende konnte in der Vergangenheit zumeist mit dem Sinken der Zinserwartung erreicht werden. "Erst wenn sich die Nachrichtenlage wieder positiv verändert, kann die Stimmung an den Börsen drehen", sagte auch Vermögensverwalter Peter Hoppe gegenüber der Welt. Dann könnten sinkende Zinsen sowie eine Wende beim Ölpreis eine kurzfristige Erholung oder aber das Ende des Bärenmarktes herbeiführen.
Redaktion finanzen.ch
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