Besorgte Anleger |
24.10.2023 21:22:00
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Rivian-CEO beteuert: Tesla-Rivalen Rivian ist trotz erneuter Anleiheemission finanziell gesund
Nachdem Anleger äusserst verschnupft auf die Ankündigung einer grünen Wandelanleihe von Rivian reagiert haben, bemüht sich nun Konzernchef Robert "RJ" Scaringe, die Sorgen zu zerstreuen.
• Anleger reagieren entsetzt
• Rivian-CEO beschwichtigt und will Vertrauen zurückgewinnen
Anfang Oktober wurde bekannt, dass sich Rivian mittels der Ausgabe einer grünen Wandelanleihe im Volumen von 1,5 Milliarden US-Dollar frisches Kapital beschaffen möchte. Die Schuldverschreibungen werden im Oktober 2030 fällig, dann können die Investoren wählen, ob sie die Anleihen in Rivian-Aktien umwandeln oder eine Barauszahlung erhalten wollen.
"Unser vorrangiges Ziel ist die Aufrechterhaltung einer konservativen Bilanz", erklärte dazu ein Unternehmenssprecher gegenüber "Reuters". Wie er weiterhin erläuterte, dient die Kapitalmassnahme dem Zweck, "das Risiko der Einführung des R2 in Georgia zu verringern". Denn Anfang 2026 will der E-Autobauer, der in Georgia gegenwärtig seinen zweiten Produktionsstandort aufbaut, sein Angebot erweitern und neben dem bereits verfügbaren elektrischen Pick-up R1T sowie dem E-SUV R1S auch erste Fahrzeuge auf Basis der R2-Plattform an den Start bringen.
Verschnupfte Rivian-Aktionäre
Jedoch hat der Elektroautohersteller, der in den USA als einer der schärfsten Tesla-Konkurrenten gilt, bereits im März ähnliche Anleihen im Volumen von 1,3 Milliarden US-Dollar ausgegeben - und dies ebenfalls damit begründet, dass er sich für den Launch der kleineren R2-Fahrzeugfamilie finanziell absichern will. Danach hatte das Unternehmen damals erklärt, nun über ausreichend Geld zu verfügen um bis 2025 über die Runden zu kommen.
Dass Rivian nun aber bereits jetzt erneut Wandelanleihen ausgeben will, kam bei den Aktionären nicht gut an, sie schickten die Rivian-Aktie in einer ersten Reaktion bis Handelsschluss am 5. Oktober auf eine Talfahrt von über 22 Prozent. Dies hängt damit zusammen, dass diese Kapitalmassnahme später bei einer Umwandlung in Aktien zu einer Kursverwässerung führt.
Kritische Analysten
Auch viele Analysten sehen die Kapitalmassnahme äusserst kritisch. Einer davon ist Wedbush Securities-Analyst Dan Ives, der sein Rivian-Kursziel für die kommenden zwölf Monate von 30 auf nur noch 25 US-Dollar senkte, weil das Vertrauen in die Rivian-Wachstumsgeschichte einen "deutlichen Schlag" erlitten habe, wie er erklärte. Seiner Meinung nach ist die Anleiheemission ein weiteres Beispiel für "fortgesetzte Ausführungs-/Kommunikations-Fehltritte" seitens Rivian. "Während wir den Kapitalbedarf von Rivian in den kommenden Jahren voll und ganz nachvollziehen können, ist das geringe Vertrauen der Börse in das Managementteam in Bezug auf die Kommunikation mit den Anlegern und die Ausführung ein grosses Problem für die Aktie", hiess es in einer Research-Note von Wedbush.
Derzeit verbrennt Rivian Milliardensummen, um die Produktionszahlen anzukurbeln. Doch zumindest sieht man hierbei Erfolge: So konnte der Konzern in den vergangenen Quartalen die Produktion in seinem Werk in Normal (Illinois) deutlich steigern. Reuters-Angaben zufolge hat Rivian im dritten Quartal 15'564 E-Autos ausgeliefert und damit die Erwartungen der Analysten, die nur mit 14'740 Fahrzeugen gerechnet hatten, übertroffen.
Rivian-CEO will Bedenken ausräumen
Die heftige Reaktion von Anlegern und Analysten hat Rivian-CEO Robert "RJ" Scaringe nun dazu veranlasst, Sorgen hinsichtlich der finanziellen Gesundheit des von ihm 2009 gegründeten Unternehmens entgegenzutreten. Gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters versicherte er, die früher als erwartete Kapitalmassnahme spiegele keine Bedenken hinsichtlich des Betriebs wider, sondern soll dazu dienen, die Bilanz zu stärken, bevor geopolitische Risiken die Kreditkosten erhöhen. Dabei bezog er sich auf die jüngsten robusten Konjunkturdaten sowie Unsicherheiten rund um den Israel-Konflikt, angesichts dessen viele Marktteilnehmer davon ausgehen, dass die US-Notenbank Fed ihren Leitzins wahrscheinlich für längere Zeit auf einem hohen Niveau belassen wird.
Vor diesem Hintergrund diene die neue Kapitalmassnahe dem Zweck, eine zusätzliche Reserve zu schaffen, da bedeutende Investitionen zur Entwicklung der R2-Fahrzeugfamilie anstehen. "Ich würde nicht sagen, dass dies ein Spiegelbild des Vertrauensgrades ist, den wir sowohl hinsichtlich der Umsetzung als auch hinsichtlich unserer Kostenstruktur für R2 haben", zitiert Reuters den Rivian-CEO. Stattdessen soll der Schritt sicherstellen, dass "wir niemals Gefahr laufen, eine übermässig eingeschränkte oder zu enge Bilanz zu haben", sagte Scaringe.
Redaktion finanzen.ch
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