Paradigmenwechsel |
30.05.2018 21:57:00
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Ab diesem Zeitpunkt sollten sich Aktienanleger Gedanken über die Anleiherenditen machen
Nach der Auffassung von Goldman Sachs könnte die Renditeentwicklung der 10-jährigen US-Staatsanleihen bald für Unruhe an den Kapitalmärkten sorgen. Denn das rasant gestiegene US-Zinsniveau macht Aktieninvestitionen zunehmend unattraktiv.
Zinsniveau bei 4 Prozent birgt Gefahren für die Aktienmärkte
Dieser starke Aufwärtstrend lässt auch die Aktienmärkte wieder volatiler werden, insbesondere nachdem die US-Anleihen die psychologisch wichtige Marke von 3 Prozent überschritten und somit den höchsten Stand seit 2011 erreicht haben. Trotz der schon verhältnismäßig hohen Rendite für die Triple-A-Papiere zeigt sich der US-Aktienmarkt noch relativ robust. Laut Goldman Sachs könnte sich dies jedoch schlagartig ändern. Die Analysten der US-Investmentbank warnen vor einem wichtigen Renditeniveau, auf das Aktieninvestoren nun achten sollten. In einer Bekanntmachung an die Kunden schrieb die Bank: "Niedrige Aktienkurse sind keine vermeintliche Folge höherer Zinsen". "Wir erwarten negative Bewertungsänderungen, wenn sich das Zinsniveau den 4 Prozent annähert oder wenn das monatliche Tempo des Anstiegs eine Standardabweichung übersteigt".
Zinssprung wäre fatal
"Die Aktienrenditen waren in der Regel unverändert, wenn die 10-jährigen-Renditen in einem Monat, um mehr als eine Standardabweichung gestiegen sind, und negativ wenn die Renditen um mehr als 2 Standardabweichungen gestiegen sind", so die Goldman-Experten. Dies bedeutet, dass der Aktienmarkt langsame und moderate Zinssteigerungen durchaus gut verdauen kann. Ein sprunghafter Anstieg der Renditen führt jedoch zu einer eiligen Umschichtung des Kapitals und bringt somit die Aktienmärkte unter Druck.
Ein Blick auf die Standardabweichung
Die Standardabweichung beschreibt eine mathematische Größe, welche die Volatilität und somit auch das Risiko einer Kapitalanlage beschreibt. Diese Kennzahl gibt an, wie stark die Renditen in einer bestimmten Zeitperiode um ihren Mittelwert schwanken. Nach der sogenannten Zwei-Drittel-Regel der Wahrscheinlichkeitstheorie kann gesagt werden, dass die Rendite einer Anlage bei einer Standardabweichung von +/- 1 mit einer Wahrscheinlichkeit von 68,3 Prozent also rund 2/3 vorherbestimmt werden kann. Bei einem Intervall von zwei Standardabweichungen liegt die Wahrscheinlichkeit indessen bei genau 95,4 Prozent. Dieses empirische Streuungsmaß erlaubt es, anhand vergangener Daten Rückschlüsse auf die Zukunft zu ziehen. Sogenannte "Schwarze Schwäne", also höchst unwahrscheinliche Ereignisse, können so jedoch nicht erklärt werden.
Eine steigende Inflation rechtfertigt höhere Zinsen
"Wenn die Zinsen vor allem aufgrund höherer Inflationserwartungen steigen, wird die Fähigkeit der Unternehmen, eine höhere Inflation an die Kunden weiterzugeben, darüber entscheiden, ob auch die Wachstumserwartungen steigen", so Goldman Sachs in ihrem Kundenbrief. Gegenwärtig zeigen sich die Ökonomen der Bank noch optimistisch und glauben, dass die Renditen für die Staatspapiere aus Gründen steigen, welche auch den Bullenmarkt stützen können.
Pierre Bonnet / finanzen.ch
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