Experten-Kolumne |
30.03.2012 13:30:39
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Wo Kunden Deppen sind
Kolumne

Als einige Goldman Sachs Manager Mitte März die New York Times aufschlugen, blieb ihnen wahr-scheinlich das Frühstück im Halse stecken. Greg Smith, ein langjähriger Senior Manager, nutzte die Öffentlichkeit, um das Geschäftsgebaren seines Arbeitgebers zu brandmarken. Was seine Motivation war, wissen wir nicht.
Bemerkenswert ist die Art, wie bei Goldman Sachs intern die Kunden betrachtet werden. Als Muppets oder eben Deppen werden sie bezeichnet. Dieses Verhalten gegenüber Kunden ist für die Bankenbranche sicher nicht repräsentativ, jedoch zeigt es, welchen Stellenwert der Kunde in diesen Unternehmen hat. Wer den Artikel der New York Times weiterliest, erfährt, nach welchen Kriterien den Kunden Produkte angeboten werden. Wenn man Anreizsysteme schafft, die dies erlauben und nicht den Kunden- sondern den Mitarbeiternutzen optimieren, dann läuft etwas schief.
Nun kann man argumentieren, dass die Kunden bei Goldman Sachs institutionelle Anleger sind und wissen, was sie tun. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass institutionelle Anleger die Banken als Berater brauchen und deshalb erwarten, dass sie dieses Vertrauen nicht missbrauchen.
Dies gilt besonders für Anleger, die nicht Spezialisten in diesem Bereich sind. Der Stiftungsrat einer Schweizer Pensionskasse setzt sich paritätisch aus Arbeitnehmern und Arbeitgebern zusammen, die direkt oder indirekt von den Versicherten gewählt werden. Diese Ausgangslage führt dazu, dass es keine Gewähr gibt, einen ausgewiesenen und unabhängigen Anlagefachmann im Stiftungsrat zu haben. In dieser Situation vertrauen Sie gerne auf einen externen Berater oder eine Bank. Für den Vermögensverwalter ist es lukrativ, Fondslösungen anzubieten, da diese Vehikel für den Anleger nicht transparent sind und die Kosten entsprechend verschleiert werden. Eine kürzlich publizierte Studie belegt, dass kleinere Pensionskassen höhere Vermögensverwaltungskosten ausweisen. Der Grund liegt bei den fehlenden Skaleneffekten. Zudem sind sie auf Fondslösungen angewiesen, um das Anlagerisiko breit zu streuen.
Die Kosten der Vermögensverwaltung in der 2. Säule belaufen sich auf insgesamt Franken 3'900’000'000 (Bundesamt für Sozialversicherungen, 2011) oder mit anderen Worten auf Franken 1'000 pro Versichertem. Die uns von betreuten Sammelstiftungen bezahlen ungefähr einen Viertel dieser Summe pro Versichertem, nicht zuletzt weil sie ausschliesslich Direktanlagen tätigen.
Es ist höchste Zeit zu Handeln! Der Ball liegt nun bei den Nachfragern. Sie haben es in der Hand die hohen Kosten der Vermögensverwaltung zu thematisieren, neu zu verhandeln und am Schluss auch die Versicherten mit tieferen Kosten zu erfreuen. Andernfalls werden in nächster Zeit weitere Leistungseinbussen für die Versicherten drohen.
Den Banken sei geraten, die Kunden als Partner zu behandeln und eben nicht wie Deppen. Es gibt einige Banken, die sehr wohl begriffen haben, dass der Kunde im Zentrum sämtlichen unternehmerischen Handelns stehen muss, denn ohne Kunden hat ein Unternehmen keine Daseinsberechtigung!
Herbert Brändli, Gründer und Verwaltungsratspräsident der B+B Holding AG und Franz Zwyssig, Geschäftsführer der B+B Vorsorge AG.
Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schliesst jegliche Regressansprüche aus.
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