12.11.2012 10:31:00
|
Die Einheitskasse in der 2. Säule
Kolumne

Vor drei Monaten haben wir an dieser Stelle über den Missbrauch in der Vermögensverwaltung bei Pensionskassen berichtet. Dabei sind wir zum Schluss gekommen, dass die Situation wie bei der BVK Zürich zum Glück nicht üblich ist, sind uns aber auch bewusst, dass viele Missstände nie aufgedeckt werden.
In den letzten Wochen sind mehr und mehr Details über die Unregelmässigkeiten bei der BVK ans Licht gekommen, die einem Unbehagen verursachen. Es scheint, dass alle Verantwortlichen die Augen verschlossen und die roten Lampen schlicht ignoriert haben. Aber nicht nur Vetterliwirtschaft führte zu diesem Desaster sondern auch die Politik (siehe NZZ vom 7. Oktober 2012). Als Politiker ist es dankbar, wenn man seinen Angestellten Geschenke in Form von Beitragsferien für die Pensionskassen oder Leistungserhöhungen machen kann. Dass am Schluss aber die Steuerzahler diese versteckte Lohnerhöhung bezahlen müssen, ist inakzeptabel.
Wir vertreten seit langem die Meinung, dass eine Pensionskasse unternehmerisch geführt werden soll und die Politik nur die Rahmenbedingung setzt, sich aber nicht direkt oder indirekt in die Führung einmischt. Einzelne Missbrauchsfälle werden zum Anlass genommen, um neue Auflagen für die Pensionskassen einzuführen und ein noch dichteres Regelwerk zu schaffen. Gespräche mit Stiftungsräten zeigen uns, dass sie von den gesetzlichen Rahmenbedingungen immer mehr überfordert sind und Angst haben, diese Verantwortung zu übernehmen. Angst ist, wie wir alle wissen, ein denkbar schlechter Ratgeber, denn er führt dazu, dass wir uns an einem Mittelmass orientieren und weder rechts noch links abweichen.
Wenn aber der Mainstream zum Massstab wird, dann wird auch die Kassenvielfalt abnehmen und die Einheitskasse ist die logische Konsequenz aus dieser Entwicklung. Aus der Sicht des Versicherten ist dies nicht erwünscht, da Konkurrenz unter Pensionskassen belebend wirkt und gute Ideen im Markt auch honoriert werden. Es gibt auch politische Kräfte, die auf eine Einheitskasse hinsteuern und gedanklich bereits einen Schritt weiter sind und eine Fusion der ersten und zweiten Säule ins Visier nehmen.
Dass die Gefährdung des Dreisäulensystems nicht nur von Missbrauchsfällen oder der Überregulierung ausgeht, ist an dieser Stelle ebenfalls zu erwähnen. Die Zurückhaltung der Finanzdienstleister bei der Offenlegung der Kosten hilft nicht, bei den Versicherten Vertrauen zu schaffen. Im Gegenteil, sie fördert geradezu den Ruf nach der Politik einzuschreiten und für die nötige Transparenz zu sorgen.
Hinzu kommt die zurzeit sehr tiefe Verzinsung des Alterskapitals. Viele Versicherte fragen sich zu Recht, wo denn der Mehrwert einer Pensionskasse liegt, wenn die Verzinsung nur marginal über dem Zins eines Freizügigkeitskontos liegt.
Die Unternehmen sollten bei der Evaluation Ihrer Pensionskasse bedenken, dass sie verschiedene Optionen haben und sich für eine passende Lösung entscheiden können. Wettbewerb und nicht die Einheitskasse sind der richtige Ansatz!
Herbert Brändli, Gründer und Verwaltungsratspräsident der B+B Holding AG und Franz Zwyssig, Geschäftsführer der B+B Vorsorge AG.
Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schliesst jegliche Regressansprüche aus.
Inside Fonds
Meistgelesene Nachrichten
Top-Rankings
Weitere Artikel dieses Kolumnisten
30.11.12 | Visionen für die zukünftige Gestaltung | |
28.09.12 | Anlagestrategie im Test | |
31.08.12 | Rentenbonus oder Rentenmalus? | |
26.07.12 | Systematischer Missbrauch bei der Vermögensverwaltung von Pensionskassen? | |
27.06.12 | Aktien und Sicherheit | |
01.06.12 | Warum nicht von anderen lernen? | |
27.04.12 | Vorsorge und Politik | |
30.03.12 | Wo Kunden Deppen sind | |
24.02.12 | Pensionskassen: Wer hat das Primat über die 2. Säule? | |
27.01.12 | Kosten können die 2. Säule kaputt machen |
Börse aktuell - Live Ticker
Zinspolitik im Fokus: Wall Street schlussendlich in Grün -- SMI schliesst im Minus -- DAX zum Handelsende etwas fester -- Chinas Börsen letztlich uneins - Feiertag in JapanDer heimische Leitindex präsentierte sich zum Wochenstart etwas schwächer, während der DAX leicht zulegen konnte. Die US-Aktienmärkte zeigten sich zu Beginn der neuen Woche mit freundlicher Tendenz. An den grössten Börsen in Asien ging es zum Wochenstart in verschiedene Richtungen.
finanzen.net News
Datum | Titel |
---|---|
{{ARTIKEL.NEWS.HEAD.DATUM | date : "HH:mm" }}
|
{{ARTIKEL.NEWS.BODY.TITEL}} |