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Experten-Kolumne 01.06.2012 16:17:00

Warum nicht von anderen lernen?

Kolumne

Viel wurde in den letzten Monaten über den Bericht des Bundesrates über die Zukunft der 2. Säule geschrieben und diskutiert. Als Folge davon haben sich auch die Lobbyisten in Stellung gebracht und ein mediales Feuerwerk gezündet, um die Interessen ihrer Auftraggeber durchzusetzen.

Leider sind die Auftraggeber nicht die Versicherten, denn sie möchten kaum Leistungskürzungen, sprich Rentenkürzungen.

Zurzeit liest man mit wenigen Ausnahmen nur über eine tiefere Mindestverzinsung und eine Senkung des Umwandlungssatzes, kaum aber über Möglichkeiten, eine bessere Erträge zu generieren.

Die zweite Säule ist zweifelsfrei eine Erfolgsgeschichte, Erfolg macht aber auch träge. Die Industriegeschichte zeigt uns immer wieder, wie Unternehmen aufgrund ihres guten Geschäftsmodells wachsen, aber die Fähigkeit verlieren, sich neu zu erfinden, um sich flexibel den Marktveränderungen anzupassen. Viele Akteure haben sich mit dem BVG arrangiert und pflegen ihr Gärtchen statt über den Zaun zu schauen.

Eine Vorsorgeeinrichtung hat neben der Passivseite auch eine Aktivseite. Bei der Bewirtschaftung des Vorsorgevermögens bevorzugen Pensionskassen schwergewichtig Obligationen, da diese historisch betrachtet eine konstante Rendite bei hoher Sicherheit gebracht haben. Obwohl die Pensionskassenverwalter wissen, dass Aktien langfristig einen höheren Ertrag erwirtschaften, scheuen sie diese aufgrund der höheren Volatilität.

Im Gegensatz zu Europa haben die angelsächsischen Investoren weniger Berührungsängste mit einem höheren Aktienanteil in den Pensionskassen. Als Vorzeigeobjekt eignet sich Kanada. Kanada hat die Idee des Schweizer Dreisäulenmodells übernommen und von Anfang an eine hohe Rendite als Ziel formuliert, um die langfristigen Pensionsverpflichtungen erfüllen zu können. Dass Obligationen nicht das geeignete Mittel sind, um diese hohen Ansprüche zu erfüllen, war den Beteiligten klar. Aus diesem Grund haben sie sich stark auf Realwerte konzentriert und in Aktien und Infrastrukturprojekte investiert. Dass sich das Vermögen und die Erträge nicht linear entwickeln, ist den Versicherten bewusst und kurzfristige Schwankungen sind der Preis für eine langfristig überdurchschnittliche Performance.

Die grossen und sehr erfolgreichen Pensionskassen in Kanada sind eigenständige Unternehmen, die professionell geführt werden und nur den Destinatären verpflichtet sind.

Vergleichen wir die Situation in der Schweiz, stellen wir fest, dass die Organisation der hiesigen Pensionskassen wie ein Anachronismus erscheint. Pensionskassen müssen ihren Weg durch den Gesetzesdschungel finden und dabei Erträge für die Versicherten aber auch zum Teil für Aktionäre der Versicherungsgesellschaften erwirtschaften. Zudem missbraucht die Politik die 2. Säule, um ideologisch geprägten Ideen Auftrieb zu verschaffen.

Was können wir von anderen lernen? Das Management von Pensionskassen ist eine unternehmerische Aufgabe, die von den Stiftungsräten sehr viel verlangt. Eine Professionalisierung bei der Führung und der Verwaltung sowie eine Entschlackung der Regelwerke tut Not, um das Ziel, eine hohe Verzinsung und einen hohen Umwandlungssatz zu erwirtschaften, auch realisiert werden kann.

Herbert Brändli, Gründer und Verwaltungsratspräsident der B+B Holding AG und Franz Zwyssig, Geschäftsführer der B+B Vorsorge AG.

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schliesst jegliche Regressansprüche aus.

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